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KARBACH: Nelly Heippert wurde 90

KARBACH

Nelly Heippert wurde 90

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    Nomie Lawie, als Nelly Heippert in Karbach aufgewachsen, feierte in Israel ihren 90. Geburtstag (Bildausschnitt).
    Nomie Lawie, als Nelly Heippert in Karbach aufgewachsen, feierte in Israel ihren 90. Geburtstag (Bildausschnitt). Foto: Foto: Josef Laudenbacher

    Nelly Heippert, verheiratete Nomie Lawie, einzige noch lebende Zeitzeugin der einst blühenden jüdischen Kultusgemeinde Karbach, konnte am 6. Juni im Kreise ihrer Familie – Tochter Miriam, die Söhne Yehuda und Avi, neun Enkel und sechs Urenkel – in Mischmar Haschiwa bei Tel Aviv ihren 90. Geburtstag feiern. Die älteren Karbacher können sich noch gut an die Jubilarin erinnern. Geburtstagswünsche übermittelten aus ihrem einstigen Heimatort der ehemalige Bürgermeister Kurt Kneipp, die Familien Helga Balzert und Josef Laudenbacher, die weiter mit Nelly in Kontakt stehen. Zu Gast waren die Freunde aus Karbach auch schon 1994 bei Lawies Familie in Israel.

    Die 90-Jährige zeigt sich am Telefon geistig sehr rege: „Ja, manchmal vergesse ich auch schon mal was, aber das geht Jüngeren auch so", scherzte sie. Ihren Humor hat sie trotz des schweren Lebensweges und der Tatsache, nach einem Oberschenkelhalsbruch auf Pflege und einen Rollstuhl angewiesen zu sein, nicht verloren.

    Die Familie Abraham Heippert (geb. 8.3.1883) mit Ehefrau Jenny, (geb. 25.4.1894) sowie die Kinder Paul (geb. 9.5.1922), Martha (17.3.1928) und Nelly (geb. 6.6.1925) wohnte in Karbach am Aufgang zum „Kist“, im Anwesen Hausnummer 142. Vater Abraham betrieb einen kleinen Viehhandel, vornehmlich im Raum Schweinfurt. Die gesamte Familie Heippert, mit Ausnahme von Nelly und Paul – sie konnten noch nach Palästina ausreisen – wurde mit insgesamt 27 jüdischen Karbacher Mitbewohnern im Juli 1942 deportiert und kam in den Vernichtungslagern im Osten um.

    Ein Jahr nach dem Novemberpogrom 1938 wanderte Nelli Heippert alleine nach Palästina aus zu den beiden Brüdern ihres Vaters, Max und Ferdinand Heippert. Die Zugfahrt nach München, mit ihrem Vater Abraham im Herbst 1939 hat sich bei der damals knapp Vierzehnjährigen, bis heute, tief eingeprägt. Hier hat sie den Vater das letzte Mal gesehen.

    In Israel riet ihr Cousine Carola, schnellstens den Vornamen zu wechseln. „Was willst du schon mit Nelly anfangen?" Von da an hieß Nelly Nomie, was soviel wie „Nicht vergessen“ bedeutet. Bruder Paul Heippert kam 1940 nach. Heute wohnt die jetzt 90-jährige, die noch mit 80 Jahren zur Arbeit in eine nahe Gärtnerei fuhr, in Mischmar Haschiwa, unweit des Flughafens Ben Gurion von Tel Aviv.

    Auf das gefährliche Leben derzeit in Israel angesprochen meint Sohn Yehuda im Gespräch ganz lapidar: „Auch wenn ich mich ins Auto setze, und zu meiner Mutter fahre, kann mir was passieren!“ Genau gegenüber den Golanhöhen hat er in einer noch jungen Siedlung, unweit der libanesischen Grenze, ein schmuckes Haus gebaut.

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