Der Hagebaumarkt im Gewerbegebiet am Nordring: zweimal abgeschmettert. Der Umzug des Disco-Clubs Lichtspielhaus ins Haus der Firma Tekon Anlagenbau am Karbacher Kreisel: am Emissionsschutz gescheitert. Nun wollen Lichtspielhaus-Betreiber Sascha Beeger und Hagebaumarkt-Antragsteller Helmut Viering ihre Projekte zusammen realisieren. Damit stellen sie die Diskussionen auf eine völlig neue Basis.
Zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, die Gordischen Knoten durchschlagen – mehrere Bilder drängen sich auf bei dem, was nun geplant ist. Dafür gesorgt hat ein bislang unbeteiligter Unternehmer: Sebastian Dosch aus Marienbrunn, Inhaber einer vor allem international tätigen Kommunikationsagentur, die auf dreidimensionales Design und ebensolche Visualisierung spezialisiert ist.
Aus freien Stücken, weil ihm die Stadt am Herzen liegen, habe er seinem Freund Viering seine Vermittlerdienste angeboten, erklärte er der Main-Post auf Anfrage. Gut vernetzt, brachte der 41-jährige Kaufmann erst ihn und Beeger, dann auch Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder an einen Tisch mit dem Ziel: „Denken wir die ganze Sache doch noch mal neu.“
Schmidt-Neder sei angetan gewesen von dem Vorschlag, der nun auf dem Tisch liegt, sagt Dosch. Die Diskothek würde demnach als eigenständiger Bau zwischen dem Warema-Gebäude am Nordring und dem dahinter geplanten Baumarkt auf dessen Parkplatz platziert. Sie soll zwischen 300 und 400 Quadratmeter groß werden. Der Eingang sowie die Raucherecke im Freien gehen in Richtung Parkplätze. Die Anfahrt ist über die Udo-Lermann-Straße vorgesehen.
Die Voruntersuchungen des Ingenieurbüros Wölfel, das auch für die Stadt schon mehrfach tätig war, ergaben für die wenigen Wohnungen ringsherum (meist für Hausmeister) verträgliche Lärmpegel. Das Landratsamt kenne diese Werte und habe keine Bedenken, führte Dosch aus.
Seiner Aussage zufolge hat Schmidt-Neder den neuen Kombi-Plan am Montag den Fraktionssprechern vorgetragen. Am Donnerstag sei er dann dem Stadtrat in nichtöffentlicher Sitzung vorgestellt worden. Seinen Informationen zufolge wurde er „wohlwollend“ zur Kenntnis genommen, habe es keine ablehnenden Wortmeldungen gegeben. Noch im November werde der Bauantrag eingereicht.
Dann hat der Stadtrat erneut zu entscheiden, ob er das Sondergebiet für einen Hagebaumarkt diesmal akzeptiert. Im Juli dieses Jahres hatte er die abgespeckte Version vor großem Publikum mit 13:11 Stimmen abgelehnt. Den größten Widerstand erfuhr Schmidt-Neder von ihrer eigenen Fraktion der Freien Wähler.
Das Lichtspielhaus in der Mitteltorstraße hat an Wochenenden bis 5 Uhr morgens geöffnet. Nachdem sich die Beschwerden von Anliegern häuften, sucht Betreiber Beeger seit Monaten nach einer Alternative für den Standort in der Innenstadt.
Dosch macht kein Hehl daraus, dass es für beide – Beeger wie Viering – Angebote aus Nachbargemeinden für ihre Pläne gibt. Er sieht im jetzigen Vorschlag eine Chance für die Stadt. Nachteile für einzelne Firmen im Zentrum, die der Baumarkt nach sich ziehen könnte, seien „durch entsprechendes Marketing“ auszugleichen, zeigt er sich überzeugt. Er selbst engagiere sich ohne Honorar oder Provision. Seine Geschäfte liefen gut, sagt Dosch. Er habe Spaß daran, etwas zu bewegen für die Stadt.