Umlagen von insgesamt 1,31 Millionen Euro müssen die sechs Mitgliedsgemeinden des Zweckverbands Abwasserbeseitigung "Zellinger Becken" in diesem Jahr bezahlen. Das entspricht dem ungedeckten Bedarf des einstimmig verabschiedeten Haushalts mit 1,43 Millionen Euro im Verwaltungs- und 2,2 Millionen Euro im Vermögenshaushalt. Während sich der Verwaltungsbereich damit auf dem Niveau des Vorjahres bewegt, vervierfacht sich der Vermögensbereich dieses Jahr in etwa. Das liegt vor allem an einer Umschuldung im Millionenbereich und der seit Jahren geplanten Investition in eine Freiflächen-Photovoltaikanlage.
Kämmerin Maria Stamm ließ es sich nicht nehmen, den Haushalt aus häuslicher Quarantäne per Videokonferenz vorzustellen. Sie erläuterte, dass das Landratsamt 2021 die vorsichtshalber eingestellte Abwasserabgabe von rund 73 000 Euro nicht erhoben habe. Auch wurden 38 000 Euro für die Neufassung der Verbandssatzung und Planung der Photovoltaikanlage nicht benötigt. Inzwischen hat aber zumindest der Markt Zellingen dem Bauantrag für die Anlage, die Strom für den gewaltigen Bedarf der Abwasserreinigungstechnik erzeugen soll, zugestimmt.
Kredit für PV-Anlage
Für die PV-Anlage ist in diesem Jahr eine Kreditaufnahme von 238 000 Euro geplant. Aus dem Bau der Schlammbehandlungsanlage (Faulturm und Blockheizkraftwerk) können dank zweier zuteilungsreifer Bausparverträge Darlehen über 2,7 Millionen Euro abgelöst werden. Über die Restschuld von 1,6 Millionen Euro soll ein neues Darlehen am Kapitalmarkt mit niedrigeren Zinssatz als bisher aufgenommen werden. An regulärer Tilgung sind rund 160 000 Euro eingeplant.
Den Verwaltungshaushalt bestimmen die Betriebskosten der Kläranlage und der großen Abwasserkanäle dorthin sowie die Personalkosten. Die eigentliche Verwaltungsumlage von 1,283 Millionen Euro steigt gegenüber dem Vorjahr um rund 45 000 Euro. Davon bezahlen die Gemeinde Erlabrunn 82 511 Euro, die Gemeinde Leinach 230 773 Euro, der Markt Zellingen 599 774 Euro, die Gemeinde Himmelstadt 115 810 Euro, die Gemeinde Thüngersheim 1 708 389 Euro und das Kommunalunternehmen Retzstadt 83 795 Euro. Die Investitionsumlage von 27 282 Euro wird so aufgeteilt: Erlabrunn 2319 Euro, Leinach 2810 Euro, Zellingen 10 043 Euro, Himmelstadt 2483 Euro, Thüngersheim 7718 Euro und Retzstadt 1910 Euro.
Der Haushaltsbeschluss durch die Verbandsversammlung war einstimmig, im Bürgermeisterausschuss war drei Wochen zuvor eine Vorbesprechung des Zahlenwerkes erfolgt.
Die Verwaltungs- und Betriebskostenumlage wird anhand der Einwohnergleichwerte jeder Mitgliedsgemeinde verteilt, was grob den Verunreinigungen im Abwasser entsprechen soll. Hier beschloss die Versammlung, im Juni neue Messungen vorzunehmen und auf ein neues Berechnungsverfahren umzustellen. Die Gemeinde Thüngersheim sieht sich seit Jahren benachteiligt, weil sie im Vergleich zu den Einwohnern recht hohe Einwohnergleichwerte hat, was an einer Messung aus dem Jahr 2009 während der Weinlese liegen dürfte.
Keine Angebote eingegangen
Nachdem der Versuch, die Berechnung an ein Ingenieurbüro zu vergeben scheiterte – keines der angeschriebenen machte ein Angebot – erarbeitete Abwassermeister Thomas Hemmelmann ein Berechnungsverfahren. Es sieht einen kürzeren Berechnungszeitraum von maximal fünf Jahren vor. Die Messungen sollen ohne festen Turnus, nach Arbeitsanfall, erfolgen. Sie sind aufwändig, da sie über mehrere Tage gehen, in denen es nicht viel regnen darf, um die Ergebnisse nicht zu verfälschen.
Geplant ist eine Messung im Juni. Zum 1. Januar 2023 soll dann die Verbandssatzung geändert werden. Bis neue Ergebnisse vorliegen, soll das Jahr 2009 für Thüngersheim aus der Berechnung heraus genommen werden und nur über einen Zuschlag berücksichtigt werden. Nach dem bisherigen Schlüssel bezahlt Thüngersheim 28,3 Prozent der Kosten (Erlabrunn 8,5 Prozent, Himmelstadt 9,10 Prozent, Leinach 10,3 Prozent, Retzstadt 7,0 Prozent, Zellingen 36,8 Prozent.
Gebühr für Fäkalschlamm steigt
Angehoben wurde von der Versammlung die Gebühr für die Annahme von Fäkalschlamm. Bisher betrug sie 9,5 Euro je Kubikmeter, nun sind es 18 Euro plus 20 Prozent Verwaltungskosten. Angeliefert werden rund 300 Kubikmeter im Jahr, in letzter Zeit häufig von einem Unternehmen, das Mobile Toilettenkabinen vermietet.
Nachdem die Gemeinde Thüngersheim die Übernahme von Wartung und Instandhaltung ihrer Pumpstation und des Regenüberlaufbeckens durch den Verband beantragte, muss sie künftig auch einen Teil der Kosten (Lohn, Arbeitskleidung, Fahrtkosten) übernehmen. Festgelegt wurden Anteile von 25 Prozent für Zellingen und Thüngersheim, 15 Prozent für Himmelstadt und Leinach sowie zehn Prozent für Erlabrunn und Retzstadt.
Die Verbandsversammlung genehmigte zwei Rechnungen: Die Wartung der Gastechnik in der Kläranlage durch die Firma Klärgastechnik aus Lemgo kostete 5000 Euro. Für ein Gerät zur laufenden Messung des Phosphorgehalts im Abwasser bezahlte der Verband rund 19 950 Euro an die Firma Hach Lange aus Düsseldorf.