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LOHR: Neue Mobilfunkmasten: Alternativstandorte belasten weniger mit Strahlung

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Neue Mobilfunkmasten: Alternativstandorte belasten weniger mit Strahlung

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    Auf das alte Schulhaus in der Steinfelder Straße in Sendelbach könnte eine Mobilfunkantenne aufgesetzt werden. Foto: Björn Kohlhepp
    Auf das alte Schulhaus in der Steinfelder Straße in Sendelbach könnte eine Mobilfunkantenne aufgesetzt werden. Foto: Björn Kohlhepp Foto: Björn Kohlhepp

    Ein fast volles Haus hat am Dienstagabend in der Alten Turnhalle den Ergebnissen eines heiß ersehnten Gutachtens über mögliche Standorte für drei neue Mobilfunkmasten gelauscht. Gutachter Hans Ulrich kam zu dem Schluss: Es gibt geeignete Alternativstandorte, die die Anwohner weniger mit Strahlung belasten als die beiden umstrittenen Standorte in Sackenbach und Sendelbach nahe der Wohnbebauung, mit denen die Deutsche Telekom geplant hat. Der Stadtrat hatte das 20 000 Euro teure Gutachten in Auftrag gegeben, Anlieger hatten sich zu einer Bürgerinitiative zusammengeschlossen.

    Für Sackenbach, wo die Telekom einen Masten auf dem Gelände des Schützenhauses aufstellen wollte, hat Ingenieur Ulrich, der sich seit 40 Jahren mit der Ausbreitung von Funkwellen befasst, einen Standort auf dem Neuen Berg im Staatswald als geeignet herausgearbeitet. Der würde sogar zu einer besseren Abdeckung führen. In Sendelbach gäbe es nach Ulrich deutlich weniger belastende, aber technisch ebenso geeignete Standorte unten im Ort auf Gebäuden in der Sendelbacher und Steinfelder Straße.

    Telekom will Alternativen prüfen

    Die anwesende Vertreterin der Deutschen Telekom, Karin Ehrhardt, Kommunalbeauftragte Mobilfunk Bayern, sagte zu, die von Ulrich herausgearbeiteten Alternativstandorte zu prüfen. Ingenieur Ulrich hatte zuvor gesagt, dass Kommunen, die er als Gutachter begleitet habe, schon eine ganze Reihe von Verfahren gegen die Telekom gewonnen hätten. Andererseits hätten auch schon Kommunen, die über eine teure Bauleitplanung die Netzbetreiber zu sehr einschränken wollten, vor Verwaltungsgerichten verloren. Er empfahl deshalb ein Dialogverfahren, das womöglich mit einem Kompromiss endet.

    Insgesamt 30 Standortvorschläge von der Telekom, der Stadt und der Bürgerinitiative, ergänzt mit von ihm selbst herausgearbeiteten möglichen Standorten, hat Gutachter Ulrich in seinem Immissionsgutachten untersucht und nun den Zuhörern anhand farbiger Immissionsprognosen grafisch vorgestellt. Nicht Teil des Gutachtens waren bestehende Standorte, da die als gesetzt gelten. Er verglich die Funktion von Funkmasten mit Lautsprechern: Ist etwas im Weg, kommt dahinter weniger an, kommen sich mehrere in die Quere, kann das zu Störungen führen.

    Strahlung potenziell krebserregend, Versorgung aber wichtig

    Einleitend umriss er für die über 100 Zuhörer den Stand der Forschung und Rechtsprechung: Mobilfunkstrahlung gilt als potenziell krebserregend, nach einem Präzedenzurteil des Bundesverwaltungsgerichts müssen Kommunen bei Ausbauplänen der Netzbetreiber aber das öffentliche Interesse einer ausreichenden Versorgung mit Mobilfunk beachten. „Das Versorgungsziel“, so Ulrich, „darf von der Gemeinde nicht eingeschränkt werden“, sagten ihm Anwälte. Weil die Nutzung von mobilem Internet zunimmt, seien in Lohr neben den vier bestehenden der Telekom weitere Mobilfunkmasten nötig. Ein Sackenbacher kommentierte das so: „Das heißt für mich, dass man Kollateralschäden bei Menschen in Kauf nimmt.“

    Den vom Gutachter vorgeschlagenen Alternativstandort A05 in Sackenbach, bei dem Anwohner weniger belastet würden, hatte die Telekom in einer Vorprüfung mit der Begründung abgelehnt, dass ein neuer 35 bis 40 Meter hoher Mast in schwer zugänglichem Wald nötig und damit teurer wäre und dass das Gelände durch Hügel Lücken in der Versorgung verursachen würde. Ulrich hielt dem entgegen, dass der Standort an einem Waldweg läge und beim von der Telekom vorgeschlagenen Standort am Schützenhaus die Lücken sogar noch größer wären.

    Beim Wald-Standort A05 wären Bundesstraße, Bahnstrecke und Steinbach besser abgedeckt.

    Alternativen in Sendelbach für Telekom sinnvoll

    In Sendelbach hält selbst die Telekom die alternativen Standorte in der Sendelbacher Straße 3 (Ärztehaus) und das von Ulrich als am wenigsten belastend favorisierte alte Schulhaus in der Steinfelder Straße 9, von Pfadfindern genutzt und im Eigentum der Stadt, für geeignet. Beim ebenfalls weniger belastenden Standort auf dem Schwesternwohnheim scheiterte die Telekom bereits 2014 mit einem Mietgesuch.

    In der Stadt erachtet die Telekom etwa die Forstschule und die Realschule als geeignet. Weil Bürger angefragt hatten, ob man den von der Telekom um einige Meter versetzten Mobilfunkmast bei der Post, um einige Meter aufstocken könnte, was laut dem Gutachter zu einer Minimierung der Strahlungsbelastung führen könnte, bat Bürgermeister Mario Paul die Vertreterin der Telekom um die Prüfung einer Aufstockung.

    Stadt will womöglich Karte mit Gesamtbelastung erstellen

    Paul lobte: „Die Telekom hat sich bislang sehr, sehr konstruktiv am Prozess beteiligt.“ Über den möglichen Alternativstandort auf dem alten Schulhaus in Sendelbach könne der Stadtrat entscheiden. Die Studie werde auf der Homepage veröffentlicht. Die von manchen aufgebrachte Forderung nach einer Karte, die die gesamte Belastung in Lohr durch vorhandene und geplante Mobilfunkmasten zeigt, werde man prüfen.

    Auf Nachfrage von Paul erklärte Fachmann Ulrich, dass der hausgemachte Elektrosmog durch WLAN oder Schnurlostelefone meist stärker als der von außen ist, da die Hauswände viel abhielten.

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