Fürwahr eine Schlüsselstelle, wie im Gemeindewappen durch zwei gekreuzte Schlüssel ausgedrückt, ist der Markt Triefenstein, wo am kommenden Sonntag um 10 Uhr am Parkplatz Mainlände in Lengfurt der rechtsmainische Teil des Europäischen Kulturwanderweges „Triefenstein – Schlüsselstelle an der Via Publica“ eröffnet wird. „Chorherren, Grundherren, Burgherren“ ist der Name dieser „Schleife“, zu deren erster offiziellen Begehung viele Interessierte erwartet werden.
Nach der Begrüßung durch den Bürgermeister des Marktes Triefenstein, Norbert Endres, und dem Grußwort von Landrat Thomas Schiebel wird Dr. Gerrit Himmelsbach vom Archäologischen Spessartprojekt den Weg eröffnen und Erläuterungen geben, die Musikkapelle Lengfurt wird die musikalische Gestaltung übernehmen. Die Rundwanderung, bei der man am besten mit festen Schuhen knapp sechs Stunden unterwegs sein wird, wird Himmelsbach, der auch Spessartbund-Vorsitzender ist, führen.
Der Kulturweg „Triefenstein 1“ erschließt die rechtsmainischen Ortsteile Rettersheim, Trennfeld und das Kloster Triefenstein, zu dessen Füßen die Fernhandelsstraße Via Publica den Main in einer langen Furt (Lengfurt) überquerte. Dass alles geklappt hat, ist der engagierten Arbeit der Arbeitsgruppe Kulturwanderweg Triefenstein unter der organisatorischen Leitung von Gertrud Nöth, die aus dem Gemeindeteil Rettersheim stammt, zu verdanken. Nöth hat nach der letzten offiziellen Sitzung mit einem großen Teil der Arbeitsgruppe die abschließenden Änderungen bei der Wegeführung vorgenommen, letzte Hand an die Gestaltung der aufzustellenden Tafeln gelegt und vor allem deren Positionierung überdacht.
Dazu war der Besuch eines Workshops zu absolvieren, in dem sogar die Beschilderung zwischen den großen Anlaufpunkten erlernt werden musste: „Einfach einen Stickel mit Hinweispfeil irgendwo hinsetzen – das war mal,“ sagt Nöth.
Auch Besonderheiten der Wegführung galt es zu beachten, die Positionen der über 40 Tafeln und Hinweis- und Richtungspfeile mit dem Kulturwanderweg-Logo mussten markiert werden. Nöth hat mit dem Mitarbeiter des Bauhofs Triefenstein, Daniel Jessberger, die Stellplätze markiert, an denen die Pfosten der großen Tafeln nun einbetoniert wurden. Vor allem an Abzweigungen waren weitere Schilder anzubringen. Am Startpunkt in Lengfurt steht die Haupttafel; dort beginnt später einmal auch der linksmainische Weg.
Der rechtsmainische Weg führt über die Mainbrücke zum Kloster Triefenstein, wo die zweite Tafel Informationen zum Thema „Chorherren am Triefenden Stein“ gibt. Am Eröffnungstag wird man ins ehemalige Augustinerkloster eingelassen.
Dort besteht die Möglichkeit, die Kirche zu besichtigen, wo ein musikalischer Vortrag an der Kirchenorgel zu hören sein wird. Künftige Kulturwanderer sollten beachten, dass die Klosteranlage nicht frei zugänglich und nur zu bestimmten Zeiten geöffnet ist. Infos: www.christustraeger-bruderschaft.org.
Anschließend geht es am Namensgeber des Klosters und des Markts, dem „Triefenden Stein“, vorbei zur ehemaligen Neuenburg. Anschaulicher kann die Namensgebung für einen Ort kaum sein. Sowohl Triefenstein als auch Trennfeld, früher „Trieffenvelt“, verdanken ihre Namen dem triefenden Wasser, das hier Richtung Main fließt. Sicher kein Zufall, dass das Kloster auf Trennfelder Gemarkung steht. Allein in der Nähe des triefenden Steins gibt es drei Quellen. Die Klingelbachschlucht ist im Winter mit ihren Eisgebilden eine echte Attraktion. Sie wurde 1992 zum Naturdenkmal erklärt.
Dort hat man dem Wegverlauf durch eine weitere Tafel Rechnung getragen: Von der Brücke über die Klingelbachschlucht muss man zur Neuenburg dem Höhenweg in Richtung Altfeld wie in eine Stichstraße hinein etwa 350 Meter weit folgen, wo man sich dann einer originellen Gestaltung dieses wichtigen Platzes gegenübersieht.
Der weitere Verlauf der Strecke führt nach Rettersheim. Zum Thema „Grundherren am Bocksberg“ informiert die dritte Tafel an den „Hungerkreuzen“. Dort ist am Sonntag eine Mittagsrast im „Gasthaus Stern“ geplant, wo es regionale fränkische Küche gibt: „Sunndachsbroade mit Grummbiereschnitz und Wirschingsgemües“ stehen auf dem Speiseplan.
Von der St.-Ulrich-Kirche in Rettersheim führt der Weg dann am Weidbach entlang nach Trennfeld zur St.-Georg-Kirche, in deren Nähe die vierte Tafel über „Der Burgherren letzte Ruhestätte“ informiert. Dort gibt es eine Kirchenführung. Trennfeld war über Jahrhunderte ein kirchlicher Mittelpunkt.
Am Ortseingang werden die Triefensteiner Musikanten die Wanderer musikalisch begrüßen. In der Triefensteinhalle wird gegen 15.30 Uhr Kaffee und Kuchen durch die Vereine angeboten. Danach führt der Weg direkt an den Main und auf dem früheren Leinpfad, vorbei an der „Napoleonschanze“ , wo am 13. Mai 1812 Napoleon mit 35 000 Mann der „Großen Armee“ den Main überquerte, zurück zur Mainbrücke und zum Parkplatz.
Sollten die Parkplätze in Lengfurt nicht ausreichen, besteht die Möglichkeit, 300 Meter weiter auf dem Parkplatz des Edeka-Marktes zu parken. Das Einverständnis des Inhabers liegt für diesen Tag vor.
Die Einweihung des linksmainischen Teils des Kulturwanderwegs, der den Namen „Wein und Stein“ trägt und Lengfurt und Homburg verbinden wird, ist für den 30. September vorgesehen.