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BURGSINN: Niedergang der Ladestraße

BURGSINN

Niedergang der Ladestraße

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    Pulsierte früher in der Burgsinner Ladestraße, der heutigen Bahnhofstraße, das Leben, so zeigt sie sich heute relativ ruhig. Zwar ist nun das Unternehmen Weininger in der Straße ansässig und auch das Lagerhaus von Michael Mitzkat ist noch geöffnet, auch müssen die Menschen noch immer durch diese Straße zum Bahnsteig, um den Zug in Richtung Gemünden oder Jossa zu erreichen, aber mit der früheren Betriebsamkeit ist das nicht zu vergleichen.

    In Burgsinns wirtschaftlich besseren Zeiten befüllte das Kohlensäurewerk Rommenhöller auf einem eigenen Gleis am nördlichen Ende der Ladestraße die 1955 entwickelten Tankwaggons, um die Kohlensäure zu den Großabnehmern zu transportieren. Daneben wurden die Furniere des Furnier- und Sägewerks J. W. Knauf auf offene Waggons verladen und in verschiedene Länder Europas verschickt.

    Die Spulenfabrik Carl Reitz verlud ihre Produkte in Eisenbahnwaggons und belieferte von Burgsinn aus die Zwirnereien in ganz Deutschland mit Holzspulen. In der sich neben der Firma Reitz befindlichen Bahnmeisterei herrschte hektisches Treiben. Dort arbeiteten über 25 Bahnbedienstete und betreuten das Schienennetz von Gemünden bis nach Oberwildflecken. Die Gleisanlagen mussten ständig kontrolliert werden, Stopfmaschinen gab es noch nicht und so mussten auch die Ausbesserungen am Gleisbett per Hand ausgeführt werden.

    Körperlicher Einsatz

    Die Bahnmeisterei Burgsinn hatte sicherzustellen, dass das Schienennetz immer in Ordnung war, damit die in Wildflecken und Oberwildflecken stationierten Panzereinheiten der Bundeswehr und der US-Armee jederzeit auf die Bahn verladen und zum Einsatzort gebracht werden konnten. Dies erforderte hauptsächlich im Winter großen körperlichen Einsatz. Mussten doch die Weichen in den Truppenstandorten per Hand vom Schnee frei geschaufelt werden.

    In Burgsinn war eine Lok stationiert, um die zu be- und entladenden Waggons zu rangieren und nicht nur auf den Gleisen, auch im Bahnhof war immer etwas los. Es wurden nicht nur Fahrkarten verkauft, es wurden auch Koffer und Expressgut verschickt beziehungsweise ankommende Stücke wurden dort abgeholt.

    Im Bahnhof und dem Warteraum davor herrschte reger Betrieb, wenn die Pendler am Morgen auf die Züge warteten. Einfach auf den Bahnsteig laufen war nicht möglich: Erst wenn der Bahnhofvorsteher das Tor öffnete, durften die Wartenden die Bahnsteige betreten. Am Abend kehrten die Pendler dann zu einem Feierabendbier in der sich im Bahnhof befindlichen Gaststätte „Donth“ ein.

    Südlich vom Bahnhof befindet sich die Stückguthalle. Dort wurden große Frachtstücke, aber auch Kohle und Briketts angeliefert und konnten von dem Empfängern abgeholt werden. Gleich daneben befindet sich das Lagerhaus. In den früheren Jahren, als viele im Nebenerwerb Landwirtschaft betrieben, war es noch im Besitz der BayWa. Zur Erntezeit bildeten sich in der Ladestraße Schlangen von Traktorgespannen, die ihre Früchte anlieferten, und es wurde dann im Lagerhaus teilweise rund um die Uhr gearbeitet, um die Mengen zu bewältigen.

    Florierender Baustoffhandel

    Waggonweise lieferte die Bahn Futter- und Düngemittel an. Die Monteure in der Werkstatt für Landmaschinen hatten alle Hände voll zu tun und der Baustoffhandel florierte. Am südlichen Ende der Ladestraße wurde Rundholz aus dem Burgsinner Wald an die Laderampe geliefert, verladen und per Bahn an Sägewerke oder Papierfabriken geschickt.

    Heute wirbt die Ladestraße wenig für Burgsinn: Der Bahnhof und die Bahnmeisterei sind verfallen, zuständig fühlen sich dafür anscheinend weder die Bahn noch die Investorengruppe, in deren Besitz sich der Bahnhof befindet.

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