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WÜRZBURG: Noch immer kein „Halt“

WÜRZBURG

Noch immer kein „Halt“

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    Wohin? Ein Miniatur-Waggon auf einer Drehscheibe des Modells.
    Wohin? Ein Miniatur-Waggon auf einer Drehscheibe des Modells.

    Vor über 150 Jahren gab es in Würzburg noch keine Fahrzeugschlangen zur Stoßzeit. Man bewegte sich mit Droschken und mit der Bahn. Wer 1854 mit der Eisenbahn nach Würzburg fuhr, der landete dort, wo heute das Stadttheater steht. Mehrere Jahre lang stand dort der Ludwigsbahnhof. Heute erinnert nichts mehr an das Bauwerk. Allerdings existiert ein fast fünf Meter langes Bahnhofsmodell. Das sucht seit seinem Auszug aus dem Verkehrsmuseum Gemünden 2010 eine neue Bleibe.

    Dass mit dem nicht ganz billigen Ankauf des Modells alles glattging, ist zahlreichen Würzburger Bürgern zu verdanken. „Über Spendengelder konnten wir den Bahnhof nach Würzburg holen“, berichtet Charlotte Schloßareck, Vorsitzende des Bürgerforums, das sich für den Erwerb einsetzte.

    Kein Platz für die Bahn

    Es sei jedoch jammerschade, dass „trotz großer Bemühungen“ noch immer kein fester Standort für das Modell gefunden werden konnte. Beim Jahresempfang des Bürgerforums ließ die Stadträtin ihren Frust darüber ab: „Gespräche und Verhandlungen mit dem Oberbürgermeister und dem Kulturreferenten der Stadt Würzburg blieben bisher erfolglos.“ So schlummert das detailgetreue Modell seit geraumer Zeit beim Club der Modelleisenbahner.

    Das Bürgerforum hofft unterdessen weiter auf einen glücklichen Ausgang des Projekts, denn es ist für die Modelleisenbahner äußerst mühselig, das Bahnhofsmodell irgendwo für ein paar Wochen aufzubauen, dann wieder abzubauen und es einzulagern. Im Juni wurde die mehr als 6,5 Quadratmeter große, von einer Firma in Roth bei Nürnberg fabrizierte Modelllandschaft im Foyer der Regierung von Unterfranken gezeigt.

    Zuletzt war es in der Neurochirurgie (Haus B1) des Universitätsklinikums zu sehen. Dort konnte man nacherleben, wie er aussah, der alte Bahnhof, der bis 1960 entlang der Würzburger Theater- und Ludwigstraße stand.

    Anhand des Modells lässt sich eine Menge über die Eisenbahn im 19. Jahrhundert und über die Vergangenheit Würzburgs als Bahnhaltestation lernen. So verweist der Name „Ludwigsbahnhof“ auf König Ludwig I., der 1825 auf den bayerischen Thron kam. Seine neun Kronprinzenjahre verbrachte er ab 1816 in Würzburg. Später förderte Ludwig I. mit dem Kanalbau zwischen Main und Donau die Binnenschifffahrt. Doch die war dem Siegeszug der Eisenbahn bald nicht mehr gewachsen.

    Bau 1846 beschlossen

    Mit einem vom 23. März 1846 datierten Gesetz beschloss das Parlament schließlich den Bau der Ludwigs-West-Bahn. Sie war die zweite Hauptbahn der Bayerischen Staatseisenbahnen und lief von Bamberg über Würzburg und Aschaffenburg bis ins kurhessische Hanau. Am 1. August 1852 wurde der erste Teilabschnitt zwischen Bamberg und Haßfurt eröffnet.

    Drei Monate später konnte man bereits ein Ticket bis Schweinfurt lösen. Von Juli 1854 an war es möglich, bis nach Würzburg zu fahren. Ab dem 1. Oktober fuhr die Ludwigs-West-Bahn bis an die bayerische Landesgrenze nach Kahl am Main.

    Immerhin zehn Jahre lang spielte der Ludwigsbahnhof eine wichtige Rolle für den Verkehr von und nach Würzburg. Rege wurden der Wartesaal, die Gastronomie und die Fahrkartenausgabe in dem im Neorenaissance-Stil errichteten Empfangsgebäude genutzt. Auf vier Gleisen fuhren die Züge in den Kopfbahnhof ein.

    Doch schon bald verlor der Bahnhof in Würzburg seine Funktion als Dreh- und Angelpunkt. Der Grund: Der Verkehr schwoll ungemein an. Dafür reichten die Kapazitäten des Kopfbahnhofs nicht mehr aus. Erweitert werden konnte er auch nicht, schließlich befand er sich in der dicht bebauten Würzburger Innenstadt. Heute ist selbst manchem Würzburger unbekannt, dass dort, wo das Theater steht, einmal ein Bahnhof war. Schon 1863 wurde ein neuer Bahnhof am Fuße des Schalksbergs gebaut und zwei Jahre später in Betrieb genommen. Mit Vertrag vom 18. August 1868 erwarb die Stadt Würzburg das gesamte Aral des Ludwigsbahnhofs mit allen darauf stehenden Gebäuden zum Preis von 380 000 Gulden.

    Vom Bahnhof zur Halle

    Der Ludwigsbahnhof in der Würzburger Innenstadt wurde in „Ludwigshalle“ umbenannt. Hier fanden fortan Ausstellungen, politische Veranstaltungen, sportliche Vorführungen, Winzerfeste und Obstmärkte statt. 1960 wurde das kriegszerstörte Gebäude abgerissen.

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