Sie haben gezögert, ob sie der Vorstellung ihrer "Grünen Hausnummer" und ihrem dahinterstehenden Wohnkonzept zustimmen wollen. Als Zeichen der Anerkennung des Landkreises für besonders ökologisch verantwortungsvolles Bauen und Wohnen wurde sie im Frühjahr dieses Jahres von Landrat Schiebel verliehen.28 private Haushalte hatten sich auf die Auszeichnung beworben. "Wir haben uns dann dafür entschieden, weil wir zeigen wollten, was alles möglich ist und zum Nachahmen anregen wollten", sagt Heide Pototzky. Zusammen mit ihrem Mann Leo hat sie an diesem Tag in ihr Haus nach Wombach geladen.
Seit 1990 wohnen sie bereits, zunächst nur zur Miete, "Am Zeckengraben". 1996 dann erwarben sie durch Zufall das Grundstück am Ende der Straße direkt an der Streuobstwiese. "Wir wollten von Anfang an ein Holzhaus", erläutert Leo Pototzky, warum sie sich für den Baustoff "Holz" entschieden haben. Allerdings nicht mit der üblichen Verschalung durch Fichte, sondern mit Lärche. Der Vorteil: "Die Lärche muss man nicht streichen", so Leo Pototzky. Obwohl das Holz nun schon 23 Jahre alt ist, hat es an den meisten Stellen noch seine rötlich-braune Farbe behalten. Was auch an der Längsverschalung liegt, durch die Wasser nicht in den Fugen stehen bleibt. Und: an einem großen Dachüberstand, der das Holz vor Wind und Wetter und dem Ergrauen schützt.
Treppen aus Eschenholz, Kork und Lärche als Fußböden
Auch innen findet sich die Lärche im Holzboden wieder. Für die Treppen verwendete das Ehepaar Eschen. Bäder, Küche und Kinderzimmer haben Korkböden. "Die wollte uns damals keiner legen, weil die Firmen Regressansprüche durch Wasserschäden fürchteten", erzählt Heide Pototzky. Passiert ist in der Hinsicht noch gar nichts. Im Gegenteil: Der Kork sei äußerst pflegeleicht.

Bei der Isolierung entschied sich das Ehepaar für eine ökologische Dämmung mit Isofloc, eine Art Papierschnipsel, die in die Zwischenwände geblasen werden. Auch beim Einbau der Fenster wurde auf herkömmlichen Dämmschaum verzichtet und mit Baumwolle abgedichtet. Als sie vor ein paar Jahren noch einen Wintergartenanbau planten, entschieden sie sich für dreifach verglaste Fenster, um die Wärme zu halten. Auch das stellte sich auf der Suche nach Anbietern als "eher unüblich" heraus. "Für die Montage brauchte es dann drei Leute, anstatt zwei, da die Fenster so schwer waren", erzählt Heide Pototzky. Dennoch habe sich der Aufwand gelohnt.
Solarthermie liefert warmes Wasser von März bis Oktober
Um auch in Sachen Energienutzung möglichst umweltschonend zu bleiben, entschieden sie sich für eine Solarthermieanlage an der Südseite ihrer Hauswand. Mit dieser steht dem Haushalt von März bis Oktober warmes Wasser zur Verfügung, das zum Duschen, Waschen und Heizen verwendet wird. "Wir haben uns damals extra einen Warmwasser-Anschluss an die Waschmaschine legen lassen, um das nutzen zu können", erzählen die Hausbesitzer.
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2015 folgte eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach. "Wir haben uns erst so spät dafür entschieden, da es früher immer hieß, dass diese nur auf einem Südseitendach funktionieren", so Leo Pototzky. Mittlerweile ist diese These überholt. In Wombach sitzt die Anlage nun westlich und östlich auf dem Dach und funktioniert so gut, dass die Familie im Sommer stromautark ist. Seitdem achtet Heide Pototzky auch darauf, Geräte wie Waschmaschine oder Geschirrspüler erst anzuschalten, wenn die Sonne scheint.
"Wir verbrauchen sogar nur ein Drittel von dem, was die Anlage bringt", erläutert der Hausherr. Insofern könne man auch noch mindestens ein E-Auto davon unterhalten. Auch das hat das Ehepaar schon überlegt, sich aber dann doch dazu entschlossen, das alte Auto erst einmal "aufzufahren". Apropos Auto: Außer für Freizeitaktivitäten und größere Einkäufe bleibt es bei den Pototzkys stehen. Während sie die Öffentlichen Verkehrsmittel für ihre Fahrt zur Arbeit nach Würzburg nutzt, radelt er täglich mit dem Fahrrad auf die Arbeit.

Leider ist der selbst erzeugte Strom nur für einen Tag speicherbar. Ein größerer Speicher ist derzeit keine Option, da zu teuer. Was beide manchmal stört, ist der Papierkram, der rund um die Photovoltaik-Anlage entsteht. Schließlich speist diese bei Überschüssen auch geringe Mengen ins Stromnetz ein, somit gilt der Anlagenbetreiber als Kleinunternehmer.
Bei dem Check für die Grüne Hausnummer haben sie ihre Energie-Bilanz damals durch ihre Energieabrechnung belegt. "Einen Energie-Pass haben wir nicht, der wurde erst später eingeführt", so Leo Pototzky. Nach heutiger Sicht entspreche das Haus dem Niedrig-Energiestandard.
Unkraut willkommen: Wilde Blumen und Brennesseln bieten Insekten Nahrungsquelle
Ein weiteres Kriterium für die Grüne Hausnummer war auch, wie der Garten angelegt ist. Denn Bienen und Schmetterlinge brauchen heimische Blütenpflanzen, keine Steinwüsten oder den englischen Rasen. Wie Pototzkys ihren Garten angelegt haben? "Unkraut zu verkaufen" verrät ein Schild am Eingang, das bereits viel sagt.
"Vieles hat sich bei uns auch von selbst ausgesät", erzählt Heide Pototzky. Darunter der Schmetterlingsflieder, aber auch die Brennesseln am Rande des Grundstücks, die ebenfalls eine Nahrungsquelle für Insekten darstellen. Ein kleiner Gartenteich, umringt von viel Grün, bietet Libellen und Kröten einen Lebensraum. Auf Fische verzichtet die Familie absichtlich, da diese die Libellenlarven fressen würden. "Ich gieße den Garten auch nicht", erklärt Heide Pototzky. Was nicht wächst, wächst nicht. Dem Bambus im Garten macht das zu schaffen. Aber angesichts der zunehmenden, trockenen Sommer müsse man auch umdenken, was man im Garten pflanzt, so die Hausherrin.
Apropos umdenken: Was sie anders machen würden, sollten sie noch einmal vor der Entscheidung stehen, ein Haus zu bauen? "Wir würden jeden Tag wieder so bauen", bestätigen die Wombacher. Und auch in die Zukunft gedacht, gehen den Potozkys die Ideen nicht aus. Ein Wunsch wäre, vollkommen Energieautark zu leben. Das wird aber wohl noch ein wenig dauern.
Grüne Hausnummer28 private Haushalte hatten sich im Laufe des vergangenen Jahres auf die Auszeichnung Grüne Hausnummer beworben. In den vier Themenfeldern Garten, Energieerzeugung, Energieeffizienz, und Baustoffe konnten sie Punkte sammeln für ökologisch vorbildliches Verhalten zuhause. Wer 75 Punkte erreicht, dem wird „Die Grüne Hausnummer“ als Zeichen der Anerkennung des Landkreises für besonders ökologisch verantwortungsvolles Bauen und Wohnen verliehen. Landrat Thomas Schiebel hatte im Februar die Hausnummernschilder feierlich in der Uhrenstube des Historischen Rathauses in Karlstadt übergeben. Neben den Hausnummernschildern aus Buche gab es dank zahlreicher Sponsoren auch tolle Sachpreise und Gutscheine. Auch 2019 können sich nachhaltig orientierte Haushalte bis zum 30. September auf die Grüne Hausnummer bewerben. Nähere Informationen gibt es unter www.main-spessart.de oder bei Michael Kohlbrecher, Tel. 0 93 53 / 7 93 - 17 57, E-Mail: Michael.Kohlbrecher@Lramsp.de