Drei junge Männer betreten das Senioren-Internet-Café im Marktheidenfelder Franck-Haus. Sie senken den Altersdurchschnitt drastisch, könnten vom Alter her die Enkel der Anwesenden sein. Mit ihren dunklen Anzügen, den mittelblauen, korrekt gebundenen Krawatten und den Lackschuhen wirken sie seriös – ganz so, wie man das von zukünftigen Bankkaufleuten erwartet.
Calvin Jankowski aus Oberndorf, Lukas Weber aus Obersinn und Onur Özer aus Wombach, alle im Alter Anfang 20, referieren über die Sicherheit von Bankgeschäften und klären über Betrugsmaschen auf. Sie absolvieren bei der Raiffeisenbank Main-Spessart ihre Ausbildung im zweiten Lehrjahr. Die Lehrlinge sind in verschiedenen Filialen eingesetzt oder kümmern sich im Kundenservice-Büro telefonisch um die Anliegen der Bankkunden.
Doch während ihrer Ausbildung müssen die jungen Leute auch einige Projekte selbstständig stemmen – im zweiten Jahr geht es um ein soziales Thema. Zusammen mit vier anderen ihres Jahrgangs haben sie den Workshop „Generationen verlinken“ entwickelt. „Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, Senioren den Umgang mit Bankgeschäften zu erleichtern“, erklärt Lukas Weber den Hintergrund.
„Dabei informieren wir sie über den modernen Bankalltag, sichere Zahlungsmöglichkeiten, die mittlerweile funktionsreichen Automaten und vieles mehr.“ Auf der Tagesordnung stehen auch Informationen über die Anwendung sowie die Sicherheit von Online- und Telefonbanking oder über andere Bezahlmöglichkeiten.
Neben zwei Terminen in Marktheidenfeld, bei denen die drei jungen Angestellten insgesamt 22 Männer und Frauen informiert haben, werden in den kommenden Tagen auch Veranstaltungen in Lohr und Karlstadt stattfinden.
Bevor sie mit ihrer Powerpoint-Präsentation starten, dürfen sich die Teilnehmer vorstellen. Alle von ihnen nutzen Automaten, um Geld abzuheben oder einzuzahlen. Ziemlich fortschrittlich, denn gerade viele ältere Menschen würden hierzu noch den Schalter nutzen, weiß Onur Özer. „Doch was ist, wenn dieser geschlossen hat oder es keine Bankfiliale mehr im Ort gibt“, fragt er in den Raum.
„Man lernt nie aus“, freut sich ein Mann aus Roden auf das, was ihn im Vortrag erwartet. Für Überweisungen via Onlinebanking vom heimischen Computer aus ist er zuständig. Seine Frau kenne sich da nicht aus, gibt sie zu. „Aber ich nutze gerne meine Girokarte“, bekennt sie auf Nachfrage von Özer. „Trotzdem sollte das Bargeld nicht abgeschafft werden“, das nutze sie schließlich auch gerne.
Friedrich Amend aus Urspringen findet Onlinebanking ebenfalls bequem. Betrügerische E-Mails, die angeblich von seiner Bank kommen, habe er immer als solche entlarvt und sei noch nicht darauf reingefallen, sagt er. „Wenn ich Zweifel habe, schicke ich die Mail an meinen Sohn weiter, der weiß, was zu tun ist.“ Sogleich kommt eine Diskussion zwischen den Teilnehmern auf. Der Tenor: unbekannte E-Mail-Anhänge nie öffnen, sondern immer löschen. Seine Frau Monika ist noch nicht vertraut mit Bankgeschäften via Internet, „doch ich will dazulernen“, sagt sie.
Auf dem Laufenden bleiben
Inge Schick, Rainer Altdorf und Horst Zinecker sind alle Betreuer des Senioren-Internets und nutzen schon lange Onlinebanking, wollen aber auf dem Laufenden bleiben. Auffällig ist, dass einige der männlichen Besucher – alle Rentner – in ihrem Berufsleben mit der Entwicklung von Soft- oder Hardware für Computer zu tun hatten und sich entsprechend versiert geben. Sie wissen genau, welche Internetverbindung für die Bankgeschäfte die sicherste ist. Mit detaillierten Fragen löchern sie die jungen Dozenten. Doch die sind um keine Antwort verlegen und antworten souverän – ganz wie man es vom Bankberater seines Vertrauens erwartet.