Fast 30 Jahre wirkte Pfarrer Reinhold Völler in der evangelischen Pfarrgemeinde Michelrieth. Am Sonntag wurde er in einem feierlichen und bewegenden Gottesdienst in den Ruhestand verabschiedet. Dass mit ihm eine Ära zu Ende geht, zeigte sich schon am vollbesetzten Kirchenschiff und an der Fülle von Grußworten. Der Posaunenchor und der Singkreis des CVJM Altfeld, beide unter der Leitung von Peter Freudenberger, begrüßten die Gäste vor dem Gotteshaus. Reinhold Völler ließ es sich nicht nehmen, den Gottesdienst selbst zu gestalten.
Wie ein roter Faden zog sich die Leidenschaft Völlers, das Fußballspielen und Fußballschauen, durch den Gottesdienstes. So las ein Jugendlicher im Trikot von Völlers Lieblingsverein FC Schalke 04 die Lesung, was den Pfarrer zu einer spontanen Umarmung veranlasste. Die Predigt, die Reinhold Völler traditionell von der Kanzel hielt, stand unter dem Paulus-Wort: "Vergeltet niemals Böses mit Bösem …. Überwindet das Böse mit Gutem…".
Das Leben ist ähnlich wie ein Fußballspiel
Seit seiner Antrittspredigt im Juli 1992 sei einige Zeit vergangen und jeder müsse selbst für sich beantworten, ob es gut sei, so lange in einer Gemeinde zu bleiben. Streben nach Frieden ist laut Völler kein passiver Prozess, vielmehr sei aktives Tun angesagt. Völler verglich das Leben mit einem Fußballspiel. Doch während dieses nur 90 Minuten dauert und mehrere Schiedsrichter hat, dauere unser Spiel das ganze Leben und es gibt nur einen Schiedsrichter. Es sei wichtig, dass man Kämpfe austrägt, sich aber an bestimmte Regeln hält. Klar sei, dass man selbst nicht immer als Sieger hervorgehen könne. Völler schloss: "Nur Jesus Christus kann die Wunden heilen und verbinden."

Musikalisch gestalteten die Gemeinde und der Kirchenchor unter Leitung von Petra Röhrig den Gottesdienst mit. Nach der Predigt folgte die feierliche Entpflichtung durch Dekan Rudi Rupp. Er wünschte Reinhold Völler alles Gute und begann mit den Worten "Lobe den Herren, meine Seele und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat". Völler solle auch nicht vergessen, was die Michelriether ihm Gutes getan haben und umgekehrt. Alle könnten froh sein, dass der Geistliche auch in seinem Ruhestand hier wohnen bleibe. Rupp schloss persönlich: "Reinhold, du bist und bleibst ein feiner Kerl".

Johann Sebastian Bach als Ehrengast
Nach dem Gottesdienst folgte ein offizieller Empfang. Margit Freudenberger von der Kirchengemeinde Michelrieth erinnerte an all die Dinge, die Reinhold Völler in Michelrieth bewegte. So war es eine Sensation, als der Geistliche die Konfirmandenprüfung abschaffte und stattdessen den Vorstellungsgottesdienst etablierte. Sie stellte die Ökumene, die Arbeit mit den Jugendlichen und das freundliche Miteinander heraus – all dies war Völler sehr wichtig. Reinhold Völler liebt die Musik, besonders angetan hat es ihm Johann Sebastian Bach. Der stattete den Michelriethern als Überraschungsgast sogar persönlich einen Besuch ab. "Ausstrahlung ist, wenn einer innen brennt und man es äußerlich spürt", schloss Margit Freudenberger.
Marktheidenfelds Bürgermeister Thomas Stamm lobte die wertschätzende Verabschiedung Völlers, die zeige, wie segensreich er hier gewirkt haben muss. Fürstin zu Löwenstein dachte an tolle Gespräche mit Reinhold Völler zurück als es um die Taufe zweier ihrer Kinder ging. "Jedes Mal, wenn ich Ihren Gottesdienst besuchte, war Leben in der Bude", erinnert sie sich.

Für die katholische Nachbargemeinde Heilig Geist im Spessartgrund sprach Pfarrgemeinderatsvorsitzender Dieter Heim. Er erinnert sich gerne an viele ökumenische Gottesdienste. Nicht nur auf dem Sportplatz sei Völler ein echter Mannschaftsspieler und das Team verliere mit ihm einen echten Mannschaftskapitän.
Der "Pfarrer i.R." möge "in Reichweite" bleiben
Was das "Pfarrer i.R." von Reinhold Völler künftig bedeuten möge, das überlegte Erwin Nitschky vom CVJM. Vielleicht im Recht, im Ruhrpott oder gar in Rage? Er wünscht sich, dass es "in Reichweite" bedeute und Völler weiter ansprechbar bleibe. Pfarrer Hyn aus Hasloch schloss sich seinen Vorrednern an und sagte persönlich danke.
Dieser war sichtlich gerührt von all den Worten. Deshalb gab er den Dank auch gleich weiter: "Der beste Pfarrer taugt nichts, wenn seine Mitarbeiter nicht mitspielen". Zum Ende stellte Reinhold Völler klar, dass Michelrieth seine Heimat geworden ist und hier viele Freundschaften entstanden sind. "Ich bin einer von euch geworden. Hier will ich auch begraben werden. Aber ich hoffe, das dauert noch etwas". Schließlich lud er alle Anwesenden zum Umtrunk und persönlichen Abschiednehmen ein.