"Sarracenia" ist kein neuer Modetanz und hat auch nichts mit dem historischen Begriff der Sarazenen zu tun. Vielmehr spielen die Sarracenia eine wichtige Rolle bei dem Hobby von Peter Kunkel aus Lengfurt (Kr. Main-Spessart): er züchtet fleischfressende Pflanzen (Karnivoren).
Wie die Jungfrau zum Kind sei er dazu gekommen, denn bei einem Familienurlaub war man auf eine begeisterte Familie getroffen, die sich der Karnivoren-Zucht verschrieben hatte. Die Begeisterung war wohl ansteckend, gefördert durch einen Blick auf die von der Züchterin gezeigten blühenden Pflanzen und noch mehr durch eine von ihr in die Hand gedrückte "Wunder"-Tüte voll mit Pflanzensamen.
Bald hatte Peter Kunkel die ersten Jungpflanzen herangezogen (in Erde aus Hochmoortorf, ohne Verwendung von Dünger), las sich in die einschlägige Literatur ein, und schuf Platz für die sich langsam erweiternde Menge an Pflanzen, darunter auch die ursprünglich in Nordamerika heimischen Sarracenia, auch Schlauchpflanzen genannt. Günstig war dabei neben einem Mini-Gewächshaus im Garten die bereits bestehende "Bausubstanz". Denn zwei Volieren aus der früher mit dem Vater gemeinsam erfolgreich betriebenen Zucht von Wellensittichen standen noch. So sind diese zusätzlich jetzt fast ideale Plätze für die Moorkübel genannten Gefäße zur Zucht der von ihm bevorzugten winterharten Karnivoren-Arten.
Zuchterfolge brauchen mitunter ein paar Jahre
Diese Sumpfpflanzen lieben pralle Sonne, brauchen aber immer Wasser, stets 2-3 cm hoch im Gefäß stehend (abendliches Nachfüllen ist Pflicht!): Kalkhaltiges Leitungswasser auf keinen Fall, Regen- oder Bachwasser, das er auch mal gerne in Homburg holt. "Spaß an der Freud" stellt sich ein, wenn es an die Bestäubung der Pflanzen geht und erste Kreuzungsversuche ("soll schöne neue Farben ergeben") Erfolge zeigen, die aber bisweilen ein paar Jahre benötigen. Blühzeit ist das Frühjahr, auch die Kobralilie (Darlingtonia) mit ihrer "Schlangenzunge" am oberen Ende des Gewächses fällt ins Auge.
Insektenanlockend ist bei der Sarracenia purpurea der Schlundfleck fast ganz am oberen Ende der Schlauchpflanzen, der Schlauchrand darunter führt das schleckende Insekt bei weiterem "Genuss" des dort sitzenden Nektars unweigerlich tiefer bis zum Absturz in den Schlauch. Die nach unten gerichteten Härchen machen dem Insekt ein Herauskommen unmöglich, wo bald danach Enzyme die Nahrung der Pflanze "aufbereitend" zersetzen. Interessant: Nutz-Insekten wie Bienen und Hummeln werden niemals Sarracenia-Beute, meist sind dies Fliegen, Mücken oder Wespen, sogar eine Hornisse hat die Pflanze einmal "erwischt". Peter Kunkel zieht zur Vermehrung der Pflanzen (im Herbst stirbt die Pflanze ab) die vorsichtige Behandlung des Rhizoms (Wurzelwerks) dem Ansetzen der Pflanzensamen vor.
Ein faszinierendes, aber arbeitsintensives Hobby
Es existiert eine umfangreiche Liste erfolgreicher Kreuzungen, die auf den wohl bekanntesten Karnivoren-Fachmann und -züchter Mike King zurückgehen. Einige solche sind Peter Kunkel auch gelungen, gerade Sarracenia purpurea mit der sarracenia flava. Im kleinen Treibhaus gibt es aber neben den derzeit heranwachsenden neuen Kreuzungen auch all die anderen: Venusfliegenfalle, Sonnentau (mit der Klebefalle), das sternförmige Fettkraut, das man auch in der Rhön finden kann, Nepenthes (Kannenpflanzen), die aus Venezuela stammende Heliamphora (Sumpfkrug), und ein paar weitere Arten, die allerdings im Winter in wärmere Bereiche gebracht werden müssen.
Ein Hobby, kreativ und faszinierend, bei aller Pflegeleichtigkeit der Pflanzen arbeitsintensiv (drei bis vier Stunden täglich) wegen des ständig einzuhaltenden Wasserstandes: Peter Kunkel ist darüber hinaus mit Freunden und Gleichgesinnten ständig im (Erfahrungs-)Austausch. Wer Interesse an den Pflanzen hat, kann sich gerne an Kunkel wenden.
