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KARLSTADT: Phasen der Trauer verlaufen individuell unterschiedlich

KARLSTADT

Phasen der Trauer verlaufen individuell unterschiedlich

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    Eine sensible musikalische Reise zum Tabuthema Trauer boten die Trauertherapeutin Chris Paul und der Gitarrist Udo Kamjunke im Karlstadter Theater in der Gerbergasse.
    Eine sensible musikalische Reise zum Tabuthema Trauer boten die Trauertherapeutin Chris Paul und der Gitarrist Udo Kamjunke im Karlstadter Theater in der Gerbergasse. Foto: Foto: Günter Roth

    Der Saal des Karlstadter Theaters in der Gerbergasse war fast bis auf den letzten Platz gefüllt. Ein Beweis dafür, dass das Thema Verlust, Tod und Trauer – obwohl nicht gerne darüber geredet wird – allgegenwärtig ist und schließlich jeden irgendwann einmal direkt berührt. In einem Vortragskonzert nahmen sich die Bonner Trauerbegleiterin Chris Paul und der Gitarrist Udo Kamjunke sensibel und doch offen dieser Fragen an.

    „Trauer ist die Lösung und nicht das Problem“, so lautet einer der Kernsätze von Chris Paul. Nur der bewusste Trauerweg hilft dem Hinterbliebenen, wieder Fuß zu fassen und selbst weiterzuleben. Dieser Weg ist individuell lang und kann drei bis fünf Jahre dauern. Dazu hat die Therapeutin als äußeres und optisches Gerüst ein „Kaleidoskop der Trauer“ entwickelt.

    Die sechs Hauptpunkte dieses Kaleidoskops umfassen bei ihr die Phase des eigenen Überlebens, in der man sich ablenkt, oft durch ungeordneten Aktionismus. Danach beginnt man Gefühle zuzulassen und sie auszudrücken. Die unabänderliche Wirklichkeit des Todes begreifen und darüber sprechen können, ist eine nächste Stufe. Es gilt nach Paul aber auch, mit dem Verstorbenen verbunden zu bleiben, ihm in der Erinnerung einen „Platz im Herzen zu lassen“. Schließlich sieht die Therapeutin noch die Phasen der Anpassung an die nun veränderten Lebensumstände und zuletzt die Einordnung des Geschehenen im Kopf.

    Dass diese Phasen allerdings bei jeder Person anders verlaufen, manchmal auch gegenläufig, versetzt oder wiederkehrend, brachte Chris Paul auf den Vergleich mit dem Kaleidoskop, bei dem die verschiedenen Farbmuster auch immer wieder wechseln, sich überlagen und sich vor allem in ihren zahllosen Facetten nie genau vorhersagen lassen.

    Hilfreich sind „stabile Begleiter“ in diesen Phasen, Menschen, die auch praktische Unterstützer sein können und normale mitmenschliche Kontakte ermöglichen. In ihrer Praxis für Trauerbegleitung hat die Therapeutin auch die wohltuende Wirkung von Musik erkannt und erfolgreich eingesetzt.

    In sensibel und unaufdringlich vorgetragenen Beispielen zeigten Paul und Kamjunke musikalische, kaleidoskopische Bilder wie Gregory Porters scheinbar lapidare, eher bittere Aufforderung „Get over it“ – Komm d'rüber hinweg!. Eine andere Botschaft vermittelte Paul McCartneys „Mother Mary“: „Let it be – lass' es einfach zu“. Weitere musikalische Beiträge stammten von Herbert Grönemeyer („Mensch“), Janet Jackson („Together Again“) sowie Simon and Garfunkel („Bridge Over Troubled Water“).

    In Chris Pauls Resümee ist es wichtig, an einem individuellen Punkt anzukommen, an dem es gelingt, Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander zu versöhnen. „Gut mit den Menschen von heute umzugehen, ist eine Voraussetzung, mit dem Tod gut umgehen zu können“, sagte Paul.

    Die Veranstaltung wurde organisiert vom Hospizverein Main-Spessart, der heuer sein 25-jähriges Bestehen feiert.

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