Premiere am Homburger Kallmuth, wo überwiegend Silvaner und Müller-Thurgau zu Hause sind: Dieser Tage hat hier Weinbautechniker Christian Fürböter, Chef des Weingutes Martin, eine für Homburg eher exotische Rebsorte angepflanzt. Schon ihr Name klingt völlig unfränkisch: Gelber Muskateller. 500 Rebstöcke wachsen auf einer Fläche von 1800 Quadratmetern dem Jungfern-Ertrag in zwei, drei Jahren entgegen. Muskateller-Wein ist bekanntlich auch im deutschen Volksliedergut unüberhörbar.
Was hat den Homburger Winzer veranlasst, seine fränkische Sortenpalette mit einem Gelben Muskateller, der in Franken gerade mal 5,35 Hektar ausmacht, zu ergänzen? Fürböter, dessen Winzerherz weiterhin für einen klassischen fränkischen Silvaner schlägt: „Die Bukettsorte soll Cuvée-Partner unserer ,Schloss-Schenke-Linie‘ werden und auch dem Ausbau von Perlweinen dienen.“
Fachkundige Önologen gehen davon aus, dass der Gelbe Muskateller vermutlich die älteste historische Edel-Rebsorte der Welt ist und wahrscheinlich aus Kleinasien stammt.
Als Anfang der 60er Jahre im Rahmen der Flächenbereinigung der moderne Nachkriegsweinbau in den Lagen Kallmuth und Edelfrau eingeläutet wurde, mussten die Pflanzarbeiten in mühevoller Handarbeit erledigt werden. Leute, die damals dabei waren, sprechen von einer „buckeligen Ärwet“, als sie die Pflanzlöcher in den harten Kalksteinboden hacken mussten. Der Gedanke, dass 50 Jahre später diese Tätigkeit maschinell mit Computer-Hilfe und Satellit-Unterstützung erledigt werden könnte, lag damals noch in der Ferne vieler Winzerjahre.
Über das „Global-Position-System“ (GPS), das hoch über dem Kallmuth-Himmel steht, ist es heute möglich, den exakten Zeilen- und Stockabstand der zu pflanzenden Reben zu ermitteln. Zwei Mitarbeiter fütterten jetzt, entgegen der Fahrtrichtung sitzend, die Pflanzmaschine so fleißig mit Setzlingen, dass ohne zeitliche Unterbrechung beinahe im Fußgängertempo gefahren werden konnte. Und als die allerletzte Muskateller Rebe in den Kallmuth-Boden gesteckt worden war, stieß man einer alten Tradition folgend mit einem Gläschen Wein auf hoffentlich erfolgreiche Wachstumsjahre an.