Stadtrat Ludwig Hauck fragte nach. Gegen Ende der Sitzung am Donnerstag wollte er von Bürgermeister Dr. Leonhard Scherg wissen, was dran sei an Informationen, die Firma Aldi wolle vom Standort Marktheidenfeld abwandern nach Erlenbach. Unruhe herrsche in der Bevölkerung, sagte Hauck. "Viele Leute gehen zu Fuß da raus zum Einkaufen."
Tiefkühlkost
Der Bürgermeister verwies auf die Berichterstattung in der Main-Post und ergänzte: Die Firma werde sich sicherlich dann äußern, "wenn sich etwas abzeichnet."
Es ist davon auszugehen, daß Aldi am Standort Marktheidenfeld bleiben will. Offensichtlich aber nur dann, wenn die Firma ihre Filiale erweitern kann. Tiefkühlkost soll ins Sortiment, dafür reicht der vorhandene Platz nicht.
Einen ersten Vorstoß über den Erlenbach in Richtung Kammerwiese hatte der Stadtrat abgeblockt. Die grüne Lunge sollte frei bleiben, der Frischluftzufuhr wegen. Aldi richtete die Blicke nach Erlenbach, verhandelte dort mit der Firma Deppisch. Das alarmierte in Marktheidenfeld. Insider wissen, daß die Stimmung im Stadtrat mittlerweile "gekippt" ist. Die Stadt wolle den Discounter halten und sei zu Zugeständnissen bereit.
"Kürzlich ein Gespräch"
"Wir haben mit Aldi kürzlich ein Gespräch geführt", sagte Bürgermeister Scherg gestern auf Anfrage. In einem früheren Gespräch hatte das Stadtoberhaupt gesagt, er könne sich nicht vorstellen, daß Aldi den Standort Marktheidenfeld leichtfertig aufgebe.
In Erlenbach wäre man glücklich, wenn Aldi eine Filiale eröffnet. Die Chancen stehen nicht schlecht, heißt es seit Wochen. Seit wenigen Tagen allerdings brodelt die Gerüchteküche richtig.
Aldi habe von der Firma Deppisch 6000 Quadratmeter Gewerbefläche gekauft, ist bis nach Marktheidenfeld zu hören. Dafür habe der Discounter viel Geld gezahlt. Konkrete Summen machen die Runde. Johannes Deppisch hatte Ende März bestätigt, daß er mit Aldi verhandelt. Es seien aber noch "so viele Sachen, die noch nicht geklärt sind." Jetzt gibt sich Deppisch zugeknöpft: "Ich kann dazu gar nichts sagen".
Zu den "vielen Sachen", die in Erlenbach noch nicht geklärt sind, gehört sicherlich die Bauleitplanung. Das Deppisch-Gelände ist im Bebauungsplan für Zwecke des Wein(aus)baus bestimmt. Dem Vernehmen nach hat Deppisch die Fläche vor Jahren für diesen Zweck recht günstig erworben. Wenn Aldi jetzt viel Geld für das Gelände an der Röthe zahle, beanspruche die Gemeinde einen Ausgleich, heißt es. Dann muß die Bauleitplanung noch den Bedürfnissen angepaßt werden.
Nicht zu sprechen
Ist der Discounter wirklich an beiden Standorten interessiert? Oder fährt Aldi doppelgleisig, hält sich beide Optionen offen?
Von der Aldi-Zentrale in Helmstadt war gestern keine Antwort auf diese Fragen zu erlangen. Der für Auskünfte zuständige Herr war trotz wiederholter Anfrage nicht zu sprechen.