„Das Treppenhaus ist einfach fantastisch, und eine solche Stuckdecke könnten Sie heutzutage gar nicht bezahlen.“ Bei der Vorstellung der denkmalschutzrechtlichen Voruntersuchung der Hermann-Klug-Straße 7 geriet der beauftragte Architekt Alfred Wiener vom Architekturbüro Wiener und Partner in Karlstadt schon fast ins Schwärmen.
Es stehe außer Zweifel, dass hier um 1747 herum ein mehr als herrschaftliches Anwesen gebaut wurde, das heute ein Schmuckkästchen mit hohem Denkmalwert ist. Allerdings gehört das Gebäude, für das die Gemeinde die Voruntersuchung in Auftrag gab, derzeit der Kirche, und es gibt kein Nutzungskonzept. Zuletzt wurde es von Schwestern bewohnt.
Bei der Vorstellung durch den Architekten und seine Tochter erfuhren die Gemeinderäte viel von der Systematik einer solchen Untersuchung. Zu ihr gehören etwa eine komplette Bestandsaufnahme, bei der alle Wände, Türen, Fenster und auch Balken eindeutige Nummern erhalten, eine Foto-Dokumentation und eine genaue Vermessung. Die zeigte etwa, dass es in einer Decke schon einmal drei Zentimeter Höhenunterschied von einer zur anderen Zimmerseite gibt.
Gravierenderes brachte die Tragwerksuntersuchung zu Tage. Während der Dachstuhl des Hauptgebäudes mal erneuert wurde und in Ordnung ist, gibt es im längs stehenden hinteren Anbau Schäden und Bereiche ohne Dachziegel. Eine Fassadenwand wurde auch neuzeitlich mit Ziegelsteinen ausgebessert.
Erstaunliches brauchte die chronologische Datierung ans Licht: Die Eichenbalken des Anbaus konnten anhand der Jahresringe auf das Jahr 1652 datiert werden, während im Türsturz des Hauptgebäudes die Jahreszahl 1747 eingeschlagen ist. Der beurteilende Restaurator kann nicht sicher sagen, ob die Gebäude zusammen gebaut wurden oder getrennt.
Da es ein Haus mit einer großen Toreinfahrt ist, lasse keinen Zweifel, dass hier gut situierte Leute wohnten – man konnte mit der Kutsche hinein fahren und das Tor schließen. Zudem gehen vom Haus sogar Fenster in die Tordurchfahrt. Weitere denkmalerische Schätze sind zwei Räume mit Stuckdecken, die eigentlich mal ein Saal waren, der durch eine jüngere Wand aus Bimssteinen getrennt wurde, und eben das Treppenhaus. Dieses ist aus Holz und mit aufwändigen Schnitzereien versehen. Vom Dach sind zwei Zapfen erhalten, die einst als Walmspitzen dienten. Doch auch viele Fenster und Türen aus der Bauzeit sind denkmalerisch wertvoll.
Ein solches Denkmal zu sanieren, kostet erfahrungsgemäß viel Geld. Der Architekt empfahl, es in öffentlicher Hand zu lassen, weil etwa die Gemeinde hohe Förderungen bekommt. Andererseits sanierte er auch schon selbst privat einige Denkmäler und erklärte, Privatleute würden dabei von großen Steuervorteilen profitieren.
Im hinteren Anbau gibt es allerdings ein Problem: Offenbar über Jahrzehnte wurde es von Katzen als Klo benutzt, es ist fraglich, ob sich der derzeitige unerträgliche Gestank jemals wieder herausbekommen lässt. Gemeinderat Michael Zull fragte, ob dieser Gebäudeteil abgerissen werden konnte. Das verneinte der Architekt Alfred Wiener, ganz wegnehmen gehe eigentlich nicht, auch weil er über einen eigenen Treppenaufgang verfügt, der bei der Untersuchung gefunden wurde und als zweiter Fluchtweg nützlich ist. Allerdings hänge das auch von der Nutzung ab.
Ein künftiges Nutzungskonzept ist allerdings völlig offen. Angesichts einer langen Tagesordnung und weil das Gebäude ja der Kirche gehört, verzichtete der Gemeinderat auf eine Beratung dazu.