11.11, 11.11 Uhr, Zugmarschall Jörg Fella lässt in der Obertorstraße sein Horn erschallen, die Kindergartenkinder fassen sich paarweise an den Händen und marschieren aufs Rathaus los. Auf dem Marktplatz setzen die Musiker der Fischertrachtenkapelle unter der Leitung von Otto Holzinger die Instrumente an, um den Rathaussturm musikalisch anzufeuern.
Bürgermeister Jürgen Lippert wird mit einem langen blauen Seil gefesselt und samt Kämmerer Michael Pfeuffer auf den Marktplatz geschleppt. Auf dem hatten sich einige Dutzend Zuschauer eingefunden, um zu schauen, was sich die Narren vom Gemünnemer Züchle haben einfallen lassen.
Die meldeten sich mit einer Aktenzeichen-XY-Sendung vom „Tatort Gemünden“, moderiert von Rainer Pröschl als Eduard Zimmermann. Bürgermeister Lippert und sein Kämmerer wurden gebraucht als Kontaktpersonen für Zeugenaussagen in den angeschlossenen Studios in Wien und Zürich. Sie bekamen aber nie eine Verbindung zu Ede Pröschl hin. Offenbar sind in Österreich und der Schweiz die Löcher im Festnetz so groß wie beim Mobilfunknetz im Spessart.
Neun Kriminalfälle aus Gemünne

Neun Fälle stellte Pröschl vor, jeweils mit der vom Band eingespielten Tatort-Erkennungsmelodie eingeleitet. „Normalerweise kehren Täter nicht zum Tatort zurück, aber in Gemünne is des anners, die sind jeden Montag gegen 19 Uhr wieder da“, leitete er das Nachstellen des ersten Falls ein. Als ein Laptop und ein Paar Schlappen aufs Pflaster fliegen, ist das Gelächter groß. „Was hamm mir das bloß für Gestalten, die Gemünne verwalten“, reimte Pröschl über Stadtrat Thomas Schmitt und seine Flucht vor der Polizei.
„Wir haben doch alle Dreck am Stecken, sagt Schmitt im bayerischen Rundfunk“, so Pröschl. „Er hat Recht, schon in der Bibel steht dazu, wer ohne Strümpfe ist werfe den ersten Schuh – oder so ähnlich.“ Auch der Versuch von Stadtrat Günter Felbinger, sich für seine neue Fraktion in den Rechnungsprüfungsausschuss wählen zu lassen und der deswegen erfolgte Fraktionswechsel von Stadtrat Karl Ditterich waren den Narren Reime wert.

Ein Umweltsünder wurde im vierten Fall gesucht, der die Stadt mit zentnerschweren Sperrmüll zustellt, in Form von Bänken und Thronen. „Und wieso baut man auf die Brückenränder, ein, naja, nennen wir’s mal ä Geländer“, wunderte sich Pröschl in Fall fünf. „Sach e mal hamm die se noch alle? Seit 700 Jahren ist kenner mehr von der Brücke gefalle!“
Vielleicht gibt's bald einen Landratsschnaps?
Der monumentale Treppenturm am Grundbuchamt brachte es als Fall sechs in den Rathaussturm. Fall sieben: „Der fröhliche Hubert will Landrat werd und des bleib bis zur Pension, da bekommt der Landratsschoppen ne ganz neue Dimension“, spöttelte Pröschl über den Vorsitzenden der unterfränkischen Kleinbrenner. Die Millionen für die Sanierung der Scherenberghalle stockten die Narren im achten Fall zu Milliarden auf. Den Schlusspunkt setzte der geplante Austausch des Altstadtpflasters. „Dafür müsse noch private Spendengelder her.“ Warum ist klar: „Beheizte Pflasterstäh werden verwend, für den Fall dass wieder mal einer strümpferd rumrennt“, schloss Pröschl den Kreis zu Fall eins.
Eine Vermisstenanzeige schob er noch nach: „Vermisst wird ein Gegenkandidat, für die nächste Bürgermeisterwahl.“ Dann gab’s noch eine Einladung an die Zuschauer für den Abend, an dem die Narren ab 19.11 im Huttenschloss weiterfeiern und den Film vom Züchle des vergangenen Jahres zeigen wollen.