Die Nacht zum Dienstag nahm für Thomas und Ines Schwab ein jähes Ende. Gegen 4.45 Uhr heulte in Remlingen die Sirene, wenig später schrillte bei den Inhabern des Bioland-Hofs Schwab das Telefon. Dran war der Elektriker, der in der Lager- und Aufbereitungshalle des Betriebs in der Birkenfelder Straße die Installation gemacht hatte. Der Mann überbrachte den Schwabs eine schlimme Nachricht: Die Halle am Ortsende brenne lichterloh, rief er. Thomas Schwab machte sich vom Wohnhaus der Familie, das sich mitten im Dorf befindet, sofort auf den Weg.
Etwas weiter hatte es Benedikt Elsäßer, der bei der Firma Schwab, die auf den Anbau von Rüben, Möhren, Kartoffeln und Zwiebeln spezialisiert ist, für den landwirtschaftlichen Bereich zuständig ist. 30 Kilometer musste er von zu Hause aus fahren, um 5.20 Uhr war er in Remlingen. Über dem Ort stand eine riesige Rauchsäule, Augenzeugen zufolge waren die schwarzen Schwaden bis nach Würzburg zu sehen. Zu diesem Zeitpunkt waren bereits Dutzende Feuerwehrmänner vor Ort.
Mit einigen von ihnen versuchten Schwab und Elsäßer, so viel wie möglich aus der Halle zu schaffen – bis das Risiko für sie irgendwann zu groß war. In dem 3100 Quadratmeter großen Gebäude befanden sich fünf Gabelstapler, mehrere landwirtschaftliche Geräte, eine Kühlanlage mit Gemüse sowie Verpackungsmaterial. „Wir haben versucht zu retten, was zu retten war“, sagt Elsäßer. Das meiste jedoch wurde ein Raub der Flammen, darunter etwa 100 Tonnen Kartoffeln. Was Feldfrüchte angeht, war die Halle aber „zu 90 Prozent leer“, sagt Elsäßer.
Feuerwehren waren zunächst vier im Einsatz. Doch sehr schnell wurde klar, dass dieses Aufgebot nicht genügen würde. Kreisbrandrat Heinz Geißler sagt, es seien weitere Wehren angefordert worden, um die Löschwasserversorgung sicherzustellen. Vor Ort waren Feuerwehrleute aus Remlingen, Hettstadt, Höchberg, Greußenheim, Holzkirchen, Waldbüttelbrunn, Uettingen, Helmstadt und Marktheidenfeld. Letztere wurden verständigt, weil neben der Drehleiter der Höchberger Wehr noch eine zweite benötigt wurde. Ebenfalls alarmiert wurden der Einsatzleiter Rettungsdienst, zwei Rettungswagen und der Notarzt aus Marktheidenfeld sowie der ehrenamtlich besetzte Rettungswagen der Schnelleinsatzgruppe.
Was den Feuerwehren beim Löschen entgegenkam: Auf dem Gelände des Biohofs gibt es einen 8000 Kubikmeter fassenden Speicherteich sowie eine Zisterne mit 5000 Kubikmetern Wasser. Sie wurden genauso „angezapft“ wie die Hydranten im Ort.
Ein echte Herausforderung hätte für die Feuerwehren die Photovoltaikanlage auf dem Dach der Halle werden können. Der Grund: Die Anlage produziert Strom, sobald Licht in Form von Sonnenstrahlen auf die Solarzellen trifft – und das kann in Kombination mit Löschwasser lebensgefährlich werden. Sie abzuschalten ist bei vollem Betrieb nicht einfach so möglich, da sich ein Lichtbogen bilden kann, der sich bei Gleichstrom stundenlang halten kann. In Remlingen stellte sich dieses Problem nicht mehr, als das Feuer die Leitungen „durchgebrannt“ hatte.
So verheerend der Schaden – die Polizei schätzt ihn auf vier Millionen Euro – auch ist: Das Wichtigste ist, dass keine Menschen ernsthaft verletzt wurden. Sechs Saisonarbeiter, die auf dem Hof wohnen, kamen mit dem Schrecken davon. Insgesamt arbeiten dort je nach Jahreszeit bis zu zwölf Menschen. Die Halle wurde erst vor drei Jahren fertiggestellt. Seit Mai 2009 wurde sie genutzt, im November desselben Jahres wurde dann die Photovoltaikanlage errichtet.
Allen tragischen Ereignissen zum Trotz: „Es muss irgendwie weitergehen“, sagt Ines Schwab. „Die Feldfrüchte wachsen gut, wir müssen jetzt sehen, wie wir sie einlagern.“ Neben dem Wohnhaus der Schwabs befindet sich zwar noch eine zweite Halle, doch die kann nur einen Bruchteil dessen aufnehmen, was in der abgebrannten Halle untergebracht werden konnte. Erschwerend kommt hinzu, dass der Packbetrieb vorerst zwangsläufig stillliegt. Die Schwabs wollen deshalb mit anderen Firmen kooperieren, um den Handel weiterhin bedienen zu können.