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Reitende Förster stellten Wilderer

Marktheidenfeld

Reitende Förster stellten Wilderer

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    Ist heute noch Sitz eines
Forstbeamten: das 1898 erbaute
Forsthaus Zwieselmühle.
    Ist heute noch Sitz eines Forstbeamten: das 1898 erbaute Forsthaus Zwieselmühle.

    Ein Blick in die Annalen des Forstamts Bischbrunn macht besonders deutlich, in welcher engen, auch wechselseitigen Beziehung die Bevölkerung des Spessartdorfes zu ihrer Forstbehörde stand. Die Verflechtung zwischen Wald- und Landesherren kann bis ins frühe Mittelalter zurückverfolgt werden. Der Wald gab der Bevölkerung nicht nur Arbeit und Brot, seine Erzeugnisse dürfen noch heute, zum Beispiel in Form des Rechtlerholzes, sogar unentgeltlich genutzt werden.

    Erstes Licht in das Dunkel der Bischbrunner Forstgeschichte bringt, wie Historiker Ernst Tochtermann herausgefunden, die namentliche Nennung von reitenden Förstern, die sogar das Privileg einer freien Bewirtung in den heimischen Gastwirtschaften hatten. Vorrangig mussten sich diese reitenden Förster aber um das Wild sowie um Schlingensteller und Wilderer kümmern. Wurden diese auf frischer Tat ertappt, durften sie von den Förstern sogar inhaftiert werden.

    Mitte des 17. Jahrhunderts, als Kurfürst Johann Philipp von Schönborn im Spessart eine Forstorganisation einleitete, wurde Bischbrunn mit einem ständigen Förster besetzt. Er nahm seinen Sitz in einem Jägerhaus, an dessen Stelle 110 Jahre später das ehemalige Forstamt errichtet wurde.

    Förster mussten sich früher auch darum kümmern, dass die Landesherren ihren "Zehnt" erhielten und ausreichend mit Wildbret versorgt wurden. Wild aus dem Bischbrunner Forst kam zum Beispiel häufig in die kurfürstliche Hofhaltung des Aschaffenburger Schlosses, wo monatlich bis zu 1500 Personen bewirtet werden mussten. Der Wildbret-Transport über den Spessart war keine leichte Sache und und musste von der Bevölkerung als harter Frondienst bewältigt werden. Ungewöhnlich war der Umstand, dass in Bischbrunns neuen Förstersitz ursprünglich auch Oberndorf mit einbezogen wurde, obwohl das Dorf im Herrschaftsbereich des Hochstifts Würzburg lag. Der damalige "Oberforstmeister des Spessart", Truchseß von Wetzhausen, begründet die Ansiedlung eines Forstbeamten in Bischbrunn unter anderem mit der Notwendigkeit, das Wegenetz im Wald besser auszubauen.

    Da der eigentliche Ausbau der Waldwege erst im 19. und 20. Jahrhundert erfolgt, meint der "Oberforstmeister" vermutlich die weitere Verbesserung der 1690 eröffneten alten "via publica" als ehemalige Poststraße über den Spessart. Kurmainz spannt für den Unterhalt dieser Route offensichtlich auch seinen Jäger- und Försterapparat ein.

    Mit Forstleuten bewohnt war bis in das 20. Jahrhundert hinein das so genannte Torhaus Aurora an der ehemaligen Bundesstraße 8, das auch die Funktion einer Maut- und Zollstelle hatte. Einer der früher dort wohnenden Förster, Franziskus Löw, betrieb neben seiner kleinen Landwirtschaft sogar eine "bestens florierende Bäckerei" für die Verpflegung der Spessartreisenden.

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    Mitte des 18. Jahrhunderts gibt es bereits einen Jägersitz in der Zwieselmühle, obwohl das heutige Forstgebäude erst 1898 errichtet wird. Der damalige Förster war ein Bruder des Müllers und hatte ebenfalls in der Mühle seinen Wohnsitz. Mit Beginn der "Goldenen Waldaufbauzeit" und der "Wiederbestockung der kahl geschlagenen und vom Weidevieh verbissenen Wälder" schlägt Anfang des 19. Jahrhunderts die Geburtsstunde der Forstämter moderner Form. Bischbrunn wurde Sitz eines der fünf neuen "Großforstämter älterer Ordnung im Spessart" - bis es Mitte der siebziger Jahre im Forstamt Marktheidenfeld aufging.

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