Die 2016er Session des Reuchelheimer Faschings stand ganz im Zeichen der zentralen Themen unserer Zeit: Flüchtlingsproblematik und Globalisierung. Aus diesem Grund war es naheliegend für die DJK, dem Kölner Faschingsdreigestirn aus Prinz, Jungfrau und Bauer auch Asyl zu gewähren, da Köln ja neuerdings kein so lockeres Pflaster mehr zu sein scheint. Hervorragende Tanzshows, Sketche und Büttenreden, die zahlreiche lokale Themen, Ereignisse und Charaktere aufs Korn nahmen, waren die Folge. Das Publikum honorierte die Darbietungen mit viel Begeisterung und Applaus.
Pünktlich um 19.45 Uhr startete das Programm mit dem Tanzmariechen. Eva-Marie Schneider bot schwungvolle Akrobatik und rhythmische Tanzfiguren, was im voll besetzten Saal des DJK-Vereinsheims bestens ankam.
Auch 2016 gab es wieder eine Bütt-Premiere: Tim Nöth machte den fußballbegeisterten DJK-lern Dampf für die neue Saison, egal in welcher Liga und Qualität. Fast schon „alte Hasen“ sind dagegen Paul Nöth und Valentin Steiner, deren cooler Vortrag sich um den Alltag von heranwachsenden Schülern drehte. Dabei wurden nicht nur die Klassenkameraden aufs Korn genommen, sondern auch die Väter abgewatscht.
Als „Latinos“ verbreiteten die „Reuchlumer Hüpfer“ südamerikanisches Flair und Rhythmus, wogegen die „Tanzmäuse“ sich den Alltag in einer reinen Mädchenschule zum Thema genommen hatten – zunächst mit Abschreiben und dem Verteilen von Kopfnüssen, bevor eine wunderbare Tanzshow daraus wurde.
Den ersten verbalen Höhepunkt setzte Sven Göbel, der als „letzter echter Mann“ in der Bütt auftrat und vom Alltag manches Leid zu klagen wusste. Dennoch zog er ein positives Fazit vom Zusammenleben von Mann und Frau, was viel Gelächter und noch mehr Applaus hervorrief.
Dass auch die Globalisierung nicht am Werntal vorbeigeht, demonstrierte das Vorhaben, zwischen Marbach und Heugrumbach einen auch für den Airbus A380 geeigneten Flugplatz anzulegen. Sogleich wurde die „Grummi-Air“ um die Flugkapitäne „Don Promillo“ (Alexander Mock) und „Jack Daniels“ (Daniel Gödel) gegründet, die mit Hilfe ihrer Crew die Vorzüge einer solchen Airline aufzeigten.
Einer der herausragenden Auftritte war die Radiosendung „Heute im Stadion“ des Bayerischen Rundfunks, zu dem die legendären Kommentatoren Waldemar „Waldi“ Hartmann (Christian Hilpert) und Günther Koch (Michael Brendler) ins Werntal gekommen waren, um von den Fußballspielen Reuchelheim gegen Müdesheim zu berichten. Als Stargast hatten sie den Vorsitzenden der DJK Reuchelheim, Daniel Schweiger (Christian Nöth), eingeladen, um das eine oder andere Weizenbier zusammen zu trinken und aus dem Nähkästchen zu plaudern. Die Zuschauer waren aus dem Häuschen und nicht enden wollender Applaus war die Folge.
Das Männerballett Heugrumbach präsentierte sich als Männertanzgarde. Mit wehenden blonden Zöpfen zum roten Tanzdress boten die acht muskulösen „Gardistinnen“ Akrobatik und tänzerische Fertigkeiten. Das Publikum quittierte den Auftritt mit Gejohle und dem Ruf nach Zugaben.
Rudi Schneider hielt den Anwesenden als „Till Eulenspiegel“ erneut den Spiegel vor und zog verbal über den Wahn her, für alles und jedes eine App haben zu müssen. Auch die Weltpolitik mit Flüchtlingsproblematik, Taliban und Gotteskriegern kritisierte er mit spitzer Zunge. Schließlich nahm er die Arnsteiner Lokalpolitik aufs Korn und sparte nicht an Kritik, wie etwa bei der Schließung des traditionsreichen Imbiss bei Rewe. Ein „Das war Spitze!“ war die Belohnung.
„Franken sucht den Super-Narr“ lautete das Thema der Show von „TMMLV – Tolle Männer mit lustigem Verstand“. Moderator James Wood (Jens Völker) holte sich dazu zwei Jury-Mitglieder aus dem Publikum auf die Bühne, um die Bewertung der folgenden Vorträge durchzuführen. Sowohl Andrea Müller und Edgar Schön als auch Luitgard Kirchner und Johanens Keidel erledigten diese Aufgabe unter viel Applaus – häufig unterbrochen von der Putzfrau Svetlana (Sebastian Manger), die allerlei Unrat wegkehren musste.
Yannic Treutlein alias Y.T. präsentierte scharfe „Witze für Kinder“, die keine waren. Fabian Lichtlein und Michael Megner besangen – unterstützt von Svetlana – „die längste Schlange der Welt“ vor dem Damenklo, bevor Paul Megner von seinen Erlebnissen als Asylant in Reuchelheim berichtete. Julian Megner trat als bauchredender Waldarbeiter mit einem sprechenden Ast auf, der jedoch ständig gegen die Jury und das Publikum ausfällig wurde und sie als „Holzköpf“ bezeichnete oder wegen des Besitzes von Motorsägen auch als „Mörder“ titulierte.
Den Vogel schossen jedoch Lichtlein und Michi Megner ab, als sie nur mit Hilfe je zweier Pfannen als Abdeckung ihrer völligen Blöße den sachgerechten Umgang mit Küchengerät demonstrierten. Das Publikum kam aus dem Lachen nicht mehr heraus. Die einstimmige Meinung der Jury: Alle Vorträge wurden für Wert befunden, in die nächste Runde weiterzukommen!
Das Finale des Abends bestritt das DJK-Männerballett. Sie brachten die Musik der US-Hard-Rock-Band „Twisted Sister“ und Tschaikowskis Ballett „Schwanensee“ unter einen Hut. Während sieben Rocker zu lautstarker Musik herumtobten, drängelten sich fünf bezaubernde, in rosa Tutus gewandete Primaballerinas dazwischen und drehten zu klassischer Musik ihre Pirouetten. Sie wurden von der geballten Ledermacht an die Seiten gedrängt, gaben jedoch nicht auf und eroberten die Bühne erneut. Letztlich arrangierten sich beide Gruppen miteinander, die Herren stellten ihre Lederjacken sogar den Damen zur Verfügung, und gemeinsam wurde abgerockt, was vom Publikum erneut mit Gejohle und anerkennenden Pfiffen belohnt wurde. Klar, dass auch hier dreimal „Das ist Spitze!“ vergeben wurde.