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GRÄFENDORF: Rückbesinnung auf das alte Wissen von den Kräutern

GRÄFENDORF

Rückbesinnung auf das alte Wissen von den Kräutern

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    Beim Netzwerktreffen: Im Bild von links Rita Popp, Elisabeth Dill-Hutzelmann, Bürgermeister Alfred Frank und Maria Weiser.
    Beim Netzwerktreffen: Im Bild von links Rita Popp, Elisabeth Dill-Hutzelmann, Bürgermeister Alfred Frank und Maria Weiser. Foto: Foto: WOLFGANG SCHELBERT

    (scht) Zu einem Netzwerktreffen des Vereins „Kräuter-Vielfalt-Franken e.V.“ fanden sich über 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Landhausstübchen bei Elisabeth Dill-Hutzelmann ein. Unter den Gästen waren auch Gräfendorfs Bürgermeister Alfred Frank und Burgsinns Bürgermeister Franz Schüßler. Hier konnten alle Interessenten nach Herzenslust schmökern, Dekorationsgegenstände erwerben, Naturkostprodukte probieren, an Ölen, Seifen und Salben riechen, sich über Kräuter und Heilpflanzen informieren oder am lauen Sommerabend beim Blick auf die weit unten im Tal von Gräfendorf fließenden Flüsse Saale und Schondra die Seele baumeln lassen.

    Elisabeth Dill-Hutzelmann ist ausgebildete und geprüfte Kräuterführerin und bietet in ihrem „Wohlfühllädchen“ Bücher über Kräuter, Kräuterküche, Naturfloristik, Gartenbau, Esoterik, Wellness und Naturschutz an. Außerdem finden sich dort eine Vielzahl von Tees, Likören, Seifen, biologischen Reinigern, Gartendekos, Heilsteine und selbst hergestellte Marmeladen. Als Gründungsmitglied gehört sie dem Netzwerk seit Anfang 2008 an und organisierte erstmals ein Treffen dafür.

    Hier trafen sich ausgebildete Kräuterpädagogen, Kräuterführer, Heilpflanzenexperten und Gartenbäuerinnen. Weitere Mitglieder sind Personen aus Kräuter- und Gartenbaubetrieben, der Gastronomie, der Forstwirtschaft und andere Natur- und Kräuterfreunde. Der Verein nimmt stetig zu und hat zurzeit 112 Mitglieder, die aus zehn Landkreisen Frankens kommen: von der Rhön bis Miltenberg und von Aschaffenburg bis Bayreuth.

    „Wir kommen auf das alte Wissen zurück, denn viele Lebensmittel können die wertvollen Inhaltsstoffe nicht mehr liefern“, erläutert Elisabeth Dill-Hutzelmann ihre Bemühungen um die Garten- und Wildkräuter sowie die Wildfrüchte. „Unkraut nennt man die Pflanzen, deren Vorzüge noch nicht erkannt worden sind“, umschreibt der amerikanische Dichter und Philosoph Ralph Waldo Emerson die Wildkräuter.

    Um den Kontakt und den Erfahrungsaustausch untereinander zu pflegen, finden monatliche Netzwerktreffen bei verschiedenen Mitgliedern statt. Dies wird damit verbunden, den eigenen Tätigkeitsbereich vorzustellen, aktuelle Vereinsinformationen weiterzuleiten beziehungsweise einen Fachvortrag zu halten. Innerhalb des Vereins finden auch vielseitige Fortbildungen und Ausflüge statt.

    Die sich noch im Aufbau befindliche Internetseite www.kräuter-vielfalt-franken.de soll neben der Präsentation des Vereins zum besseren Informationsaustausch der aktiven Mitglieder und deren angebotenen Aktivitäten dienen. Das Wissen um die Wildkräuter entwickelte sich in den letzten Jahren zu einem regelrechten Boom, seit in der gehobenen Gastronomie die Speisen mit Wildkräutern, wie zum Beispiel dem Bärlauch, verfeinert und ergänzt werden.

    „Wir wollen das Wissen über die Wild- und Heilkräuter sowie die ländliche Gartenkultur erhalten, vertiefen und an möglichst viele Menschen weitergeben“, informierte die Vorsitzende Rita Popp aus Gerolzhofen. „Unser besonderes Anliegen ist der sensible und schonende Umgang mit unseren Schätzen der Natur, der Schutz der heimischen Pflanzen- und Tierwelt und auch der Erhalt der biologischen Artenvielfalt“, ergänzte sie mit strahlenden Augen.

    Die Mitglieder des Netzwerks vermitteln dieses Wissen bei Führungen, Seminaren, Vorträgen und Kochkursen, die vorwiegend für Erwachsene, aber ebenso für Kinder angeboten werden. Einige Mitglieder des Vereins präsentieren sich frankenweit auch auf Märkten, in ihren Kräuter- und Hofläden beziehungsweise im Direktverkauf. Angeboten werden Kochkurse, Salben, Öle, Brotaufstriche, Fußbäder, Kräuterkissen und –kränze. „Wir versuchen den Leuten immer alles in der Praxis näher zu bringen, das steigert das Interesse und festigt das Wissen“, benennt die zweite Vorsitzende Maria Weiser die Bemühungen des Vereins. Am Ende des Abends mit vielen Fachgesprächen hatte die Gastgeberin als Überraschung noch eine Märchenerzählerin eingeladen, die frei und einfühlsam das Märchen vom Teufel mit den drei goldenen Haaren erzählte.

    Kräuterführer/-pädagogen

    Kräuterführer werden in speziellen Kursen mit der Unterstützung des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) innerhalb eines Jahres ausgebildet. Das Seminar umfasst das Basiswissen der Botanik und spezielle Kenntnisse über die heimischen Kräuter. Das AELF hatte vor etwa 15 Jahren den geprüften Kräuterführer quasi erfunden, um ein Sonderförderungsprogramm der Europäischen Union zu nutzen und damit den Landwirten weitere Nebenverdienstmöglichkeiten aufzuzeigen. Kräuterführungen als Attraktion für den Urlaub auf dem Bauernhof, für Schulen und Vereine, das Kochen mit Kräutern, das gewerbsmäßige Kräutersammeln oder der biologische Anbau von Kräutern haben sich daraus entwickelt. Da die EU-Förderung entfallen ist, hat sich das AELF teilweise zurückgezogen, steht aber den Schulen noch beratend zur Seite. Für die neue Organisation haben sich ehemalige Kursteilnehmer zusammengefunden und das Netzwerk „Kräuter-Vielfalt-Franken e.V.“ geschaffen.

    Kräuterpädagogen werden an speziellen Gundermannschulen ausgebildet und geprüft. Die Botanikerin Dr. Brigitte Klemme gründete mit Dr. Dirk Holtermann im Jahr 2002 die Gundermannschulen. Schwerpunkte dieses, von staatlichen Trägern zertifizierten Qualifizierungsangebotes sind Grundlagen des Kräuterwissens, ökologische Artenkenntnis, Verwendung zum Verzehr, Informationstätigkeiten, Exkursionen und Medienarbeit. Der Kurs ist wesentlich theoretischer geprägt als der Kurs zur Kräuterführerin und ist mit mehr Zeitaufwand verbunden.

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