Selten geht es im Zeitlofser Rathaus so kontrovers zu wie an diesem Abend. Der Gemeinderat hat Amateurfunkgegner und -befürworter zum Gespräch eingeladen. Auch ein Vertreter der Bundesnetzagentur sitzt am Tisch. „Seit geraumer Zeit sind große Bedenken in Roßbach durch den Amateurfunk aufgetreten“, eröffnet Bürgermeister Wilhelm Friedrich (CSU) das Treffen. Dann erteilt er den besorgten Bürgern das Wort.
Das erste Argument der Bürger ist zugleich das, was am meisten Angst macht. In unmittelbarer Umgebung der Amateurfunk-Anlage seien gehäuft Krebsfälle aufgetreten. Von sechs bis acht ist die Rede. „Da wird man dann doch irgendwie nachdenklich“, sagt ein Roßbacher. „Da gehen Garagentore auf und zu, da sprechen Babyphones und Öfen“, führt der Sprecher der Bürger aus. Man störe sich schon lange an den großen Antennen, zudem befürchteten die Nachbarn den Wertverlust ihrer Häuser.
Rechtliche Grundlagen
Christian Entsfellner, Vorstandmitglied beim Deutschen Amateur-Radio-Club, zeigt Verständnis. Er weist aber auf die rechtliche Situation hin. Amateurfunk ist in Deutschland gesetzlich geregelt, Grenzwerte der Strahlenbelastung sind festgelegt. „Wir funken nur, wenn wir auf die Taste drücken“, sagt Entsfellner. „Ansonsten ist die Anlage aus.“ Für die Hobby-Funker stellt sich die Frage, wie viel der Gesamtbelastung durch Strahlung wirklich aufs Konto des Amateurfunks geht.
Die Bundesnetzagentur hat am Haus des Roßbacher Funkamateurs gemessen. „Wir haben keine Überschreitung der Grenzwerte festgestellt“, sagt Dieter Hammes von der Bundesnetzagentur. Die Behörde überprüft den Amateurfunk. Hammes sagt: „Die Bewertung der Amateurfunk-Anlagen wird von Funkern sehr penibel durchgeführt, weil ihnen bewusst ist, dass bei Verstößen mit erheblichen Strafen zu rechnen ist.“
Den Bürgern reichen diese Erklärungen nicht. Immer wieder schütteln einzelne den Kopf oder machen einen Zwischeneinwurf. Die Emotionen sind greifbar – auch weil den Roßbachern im Internet zum Teil drastische Beschimpfungen an den Kopf geworfen werden.
Deshalb möchten sie weder Namen noch Bilder von ihnen in der Zeitung sehen. Etwas verloren sitzt indes der Mann, um den es eigentlich geht, zwischen seinen Kritikern. „Ich verstehe nicht, warum das jetzt hochkocht.“ Seit mehr als zehn Jahren hat der Funkamateur aus Roßbach seine Anlage in Betrieb. Erst jetzt muss er sich für sein Hobby rechtfertigen. Das könnte daran liegen, dass es vor zwei Jahren im Markt Zeitlofs schon einmal um Strahlenbelastung ging. Damals wurde die Errichtung einer Richtfunkanlage für Mobilfunk von einer Bürgerinitiative verhindert.
Viele Argumente sind dieselben, auch wenn es damals um die Versorgung mit schnellerem Internet ging und nicht um eine einzelne Amateurfunk-Anlage.
Am Ende sind die Fronten weiter verhärtet. Eines haben die Bürger erreicht: Die Bundesnetzagentur startet eine Langzeitmessung über drei Monate in einem der betroffenen Nachbarhäuser. „Was soll das bringen?“, fragt sich der Funkamateur. „Da werden keine anderen Werte rauskommen.“