Sack Zement
Wirklich wahr, diese Hitze zurzeit kann einen ganz schön fertigmachen – das gilt besonders für die Berufstätigen. Neulich konnte man ja in dieser Zeitung lesen, wie schlecht es Menschen auf dem Bau oder sonst bei der Arbeit im Freien geht.
Aber es gibt natürlich auch eine Kehrseite der Medaille: Arbeitsplätze die augenblicklich so richtig Spaß machen und Wohlfühlcharakter haben. Ich zum Beispiel habe in den vergangenen Wochen auffällig gerne und oft die heimische Metzgerei meines Vertrauens besucht. Dort sorgt der Chef außerordentlich für angenehme Temperaturen – ander als der Boss in einem gewissen Würzburger Bekleidungshaus.
Allerdings fürchte ich, tut er das nicht in erster Linie für die Leberkäs-Mädli, sondern eben für die Ware in der Theke. Aber das ist mir Fleischwurst, solange ich im Laden bin, muss ich nicht schwitzen.
Während mir sonst Wartezeiten ein Gräuel sind, stehe ich jetzt ganz gerne länger an. Schließlich ist's da ja kühl. Wenn ich dran bin, ist natürlich sorgfältige Auswahl nötig, und es darf auch mal etwas mehr sein – sogar ein Schwätzchen mit der jungen Fleischereifachverkäuferin. Eigenartigerweise beschwert sich dann kaum einer, der hinter mir warten muss.
Ähnlich sieht es im Supermarkt im Hammersteig in Karlstadt aus. Sonst gibt es vor dem Gebäude ausgiebigen Parksuchverkehr, jetzt aber werden die Regalreihen zu Flaniermeilen. Ein jeder schlendert gemächlich durch die Auslagen, geht noch mal zurück und unterhält sich ausführlich mit Frau Nachbarin. Besonders sorgfältig studiert man nun die verschiedenen Joghurts und Quarks, Quarke oder Quärker, denn am Kühlregal ist die Temperatur noch einmal fünf Grad niedriger.
Jedenfalls dauern Einkäufe wesentlich länger und angeblich erwägt der Geschäftsführer schon so etwas wie eine „blaue Scheibe“: Nach einer Stunde ist die Parkzeit – respektive Einkaufszeit – abgelaufen! Dann heißt es rausgehen in die tropische Hitze.
Ein EDEKA-Markt im Taunus, so konnte man kürzlich lesen, öffnet ja sogar seinen Kühlraum für Kunden. Kosten: fünf Euro für fünf Minuten. Eigentlich müssten zurzeit die Mitarbeiter dort fürs halbe Geld arbeiten oder länger Dienst tun, schließlich haben sie das Privileg, nicht schwitzen zu müssen.
Eine Verkäuferin aber verriet mir den ultimativen Trick: Im Sommer arbeitet sie beim Metzger, im Winter beim Bäcker. Das ist optimale Nutzung von Synergien. Ich aber habe mir jetzt überlegt, ob ich meinen Wohnsitz in den Keller verlege, die Mäuse jedenfalls sind schon da.