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Langenprozelten: Sankt Wendelin in Langenprozelten: Künstler-Duo will Kirche wiederbeleben

Langenprozelten

Sankt Wendelin in Langenprozelten: Künstler-Duo will Kirche wiederbeleben

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    Die Künstler Karina Kueffner und Ludwig Hanisch: Die Bodenplatten vor ihnen seien nur ein Beispiel dafür, was möglich ist.
    Die Künstler Karina Kueffner und Ludwig Hanisch: Die Bodenplatten vor ihnen seien nur ein Beispiel dafür, was möglich ist. Foto: Jennifer Weidle

    Der Weg in die Kirche Sankt Wendelin in Langenprozelten führt über den Seiteneingang. Das Haupttor ist verschlossen. Die Decke über dem Kopf ist niedrig, der Raum dunkel, bevor man das helle Mittelschiff betritt. Die Kirche ist groß, wurde früher von Hunderten Gläubiger besucht. Heute verirren sich nur noch wenige hierher. Sankt Wendelin steht somit stellvertretend für viele Kirchen im ländlichen Raum.

    Seit einigen Tagen ist der Kirchengang verändert: Goldene und weiße Fliesenfragmente zieren den Boden. "Dies ist eine vorläufige Installation, ein Impuls", erklärt Ludwig Hanisch (38). Er ist zusammen mit Künstlerkollegin Karina Kueffner (41) aus Nürnberg angereist. Sie möchten frischen Wind in den sakralen Raum bringen.

    Was würde die Kirche attraktiver machen?

    Initiiert wurde das Projekt von der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst e.V. (DG Kunstraum) Diese schickt Künstler-Duos an verschiedene Orte in Bayern. Dort setzen sie sich mit der Kirche vor Ort auseinander. Für die beiden Freischaffenden ist Kirche Neuland. Sie führen das erste Mal ein solches Projekt durch; arbeiten sonst in ihrem Atelier in Nürnberg als bildende Künstler. Ihr Schwerpunkt: Malerei.

    Wer glaubt, es gehe lediglich um eine künstlerische Umgestaltung der Kirche, liegt falsch. Ludwig lacht: "Wir sind nicht hier, um die Kirchenbänke bunt anzumalen." Und Kueffner sagt: "Wir wollen herausfinden, wie man die Kirche beleben kann."

    Fünf Tage lang haben die beiden in Langenprozelten verbracht. Versucht, die Bedürfnisse der Kirchengemeinde herauszufinden – und auch die der Menschen, die nicht in die Kirche gehen. Dafür haben sie zwei Fragebögen konzipiert. Einen für Erwachsene und einen für Kinder. Letzterer wurde auch in der Schule verteilt. Die Fragen: Was verbinden sie mit dem Kirchengebäude? Was würde es attraktiver machen? Was vermisst du?

    Karten mit Arbeiten der beiden freischaffenden Künstler. Kirche neu zu denken, bedeutet für sie nicht unbedingt eine künstlerische Umgestaltung. Es kann auch eine Umnutzung sein.
    Karten mit Arbeiten der beiden freischaffenden Künstler. Kirche neu zu denken, bedeutet für sie nicht unbedingt eine künstlerische Umgestaltung. Es kann auch eine Umnutzung sein. Foto: Jennifer Weidle

    Am 18.5. hatten sie außerdem zu einem Meet & Greet eingeladen. "Wir wussten gar nicht, was passieren wird. Haben auch damit gerechnet, dass niemand kommt", so der Künstler. Postiv überrascht wurden sie durch mehr als 30 Gäste, vorrangig ältere Menschen, aber auch Kinder. Künstlerin und Künstler stellten an dem Abend sich und ihre Arbeiten vor. Ludwig meint, die Leute seien nicht so festgefahren, wie man annimmt. Viele brauchten lediglich einen kleinen Impuls, um die Phantasie anzuregen.

    Phantasie und Interesse wecken, sind auch die Ziele von Pfarrer Norbert Thoma. Er ist Pfarrer und Moderator für den Raum Gemünden und zuständig für Langenprozelten. Jürgen Emmert, Leiter des Kunstreferates der Diozöse Würzburg sei auf ihn zugekommen, da er von dem Projekt des DG Kunstraumes erfahren hatte. Etwa zeitgleich gab es ein Treffen der Kirchenverwaltung und des Pfarr-Teams. Thoma: "Wir hatten uns Gedanken gemacht, welche Möglichkeiten diese Kirche als Raum bietet." So kam eins zum anderen.

    Sankt Wendelin eigne sich aufgrund mehrerer Faktoren für dieses Projekt: Gut erreichbar, behindertengerecht und genügend Parkplätze. Außerdem gibt es laut Thoma eine starke Dynamik in der Gemeinde.

    Konzeptentwicklung ist bisher völlig ergebnisoffen

    Er erhofft sich nun, dass sich auch kirchenferne Menschen von neuen Angeboten angesprochen fühlen. "Wir müssen die Kirche öffnen und wegkommen von dem Gedanken eines geschlossenen Hauses." Gerade junge Leute hätten oft einen anderen Blick auf die Kirche. Das könne nur eine Bereicherung sein. "Wir gewöhnen uns oft an unsere Umgebung und sehen sie gar nicht mehr richtig. Gut, dass wir nun neue Impulse bekommen."

    Die Kunstschaffenden sind sich der Komplexität der Aufgabe bewusst. Im Juni werden sie die Fragebögen auswerten, protokollieren und zusammenfassen. Es folgt eine Konzeptentwicklung. Bisher völlig ergebnisoffen. Möglich sind gestalterischen Elemente, aber auch eine Umnutzung der Kirche. "Was kann man tun, damit wieder Leben in die Kirche kommt? Das versuchen wir zu beantworten." Dabei müsse man alle Aspekte beachten: soziokulturelle, architektonische, kirchliche und künstlerische.

    Mit ihrem ersten Besuch haben die beiden einen Diskurs angestoßen. Sie knüpften Kontakte, nahmen Bedürfnisse wahr und hörten, wo es Schwachstellen gibt. Eines möchten sie klarstellen: "Wir sind nicht hier, um unser künstlerisches Ego auszuleben", so Ludwig mit einem Schmunzeln. Und Kueffner fügt an: "Wir sehen uns vielmehr als Kommunikationsbrücke."

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