Seit knapp einem Jahr ist Karl Seufert als ausgebildeter Naturschutzwart in den Gemarkungen der Gemeinden Gräfendorf, Karsbach und Gössenheim unterwegs. Bei seinen Streifgängen durch die Natur hat der Postbeamte einen geschulten Blick für die Freveltaten seiner Mitbürger entwickelt, die nicht nur Tieren und Pflanzen schaden, sondern letztendlich auch die folgenden Generationen der Menschen in ihrer Heimat.
Gräfendorfs Bürgermeister Alfred Frank hatte vor kurzem die Aufgaben der Naturschutzwacht in den Bürgerversammlungen seiner Kommune vorgestellt und betont, dass die Arbeit Seuferts für die Gemeinden und Ortsteile sehr wichtig sei. Dabei würde nicht auf Bestrafung abgezielt, sondern vielmehr auf Überzeugung und Aufklärung. Sollten allerdings gravierende Verstöße vorliegen, drohten uneinsichtigen Zeitgenossen nach dem Gesetz empfindliche Geldbußen. Das sei oft nicht bekannt, berichtet Seufert aus seiner Erfahrung, sonst würde er in der Natur nicht so viele fahrlässig hinterlassene Gefahrenstellen finden.
„Müsliriegelverpackung aus Aluminium, das verrottet nicht, das muss nicht sein.“
Karl Seufert Naturschutzwart
Heute sei eben alles eingepackt. Das fange bei der Milch an und höre bei Torfballen oder Silofutter auf, die mit Folien zusammengehalten werden, erzählt Seufert während er beiläufig ein unscheinbar silbern glänzendes Papier am Forstweg aufhebt: „Müsliriegelverpackung, Aluminium, das verrottet nicht“, bemerkt der Fachmann, „das muss nicht sein“. Dazu kommen die fantasievollen Abdeckungen der endlosen Holzstöße in den Fluren, die nach stürmischen Wetterlagen oft unbeachtet am Waldrand landen – wie leere Kunstdüngersäcke. Da sei es immer noch besser, einen Holzstoß mit Wellblech abzudecken.
Die Folien enthalten oft Weichmacher wie Formaldehyd und zersetzen sich mit der Zeit unter der UV-Strahlung der Sonne in kleinste Teilchen. Genau dieses Achten auf die Folgen der Verunreinigungen liegt dem Naturschützer am Herzen, der als Hobby-Ornithologe in der Region kein Unbekannter ist. Als bisherige Krönung seiner Sammlung aus Feld und Flur nennt er einen im Wald gefundenen Behälter mit fünf Litern Altöl, eingepackt in eine Folie, die ehemals einen Torfballen zusammenhielt.
„Die wenigsten Mitbürger wissen, dass solche ,Entsorgungen‘ gegen geltende Gesetze wie beispielsweise das Bayerische Naturschutzgesetz und das Abfallgesetz verstoßen“, beklagt Seufert. Daher appelliert er dringend an die Bürger und Landwirte, sorgsam mit der Natur umzugehen und keinen Abfall in der Flur zu hinterlassen. Vor allem die Eltern sollten ihren Kindern mit gutem Beispiel vorangehen. In der heutigen Zeit, mit der Möglichkeit der Mülltrennung und der damit verbundenen Wiederverwertung wertvoller Rohstoffe, solle es im Bewusstsein jedes Menschen verankert sein, seinen Müll richtig zu entsorgen, meinte er.
Doch Seufert möchte nicht als „Sheriff“ bezeichnet werden. Vielmehr nehme er gesetzliche, ihm von der Unteren Naturschutzbehörde des Landratsamtes übertragene Aufgaben war: „Ich habe auch bisher keinen Umweltsünder anzeigen müssen.“
Die Dienstkleidung mit den staatlichen Emblemen die er bei seiner Tätigkeit tragen muss, weisen ihn ebenso wie der Dienstausweis als zugelassenen Naturschutzwart aus. Für Beratungen bei speziellen Abfallfragen gibt das Landratsamt unter Tel. (0 93 53) 7 93-2 39 oder -2 69 Auskunft.