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GEMÜNDEN: Schade für Kümmert, schade für Gemünden!

GEMÜNDEN

Schade für Kümmert, schade für Gemünden!

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    StefanKittel
    StefanKittel

    Als Andreas Kümmerts Sieg verkündet wurde, waren an die 50 Gäste im Bistro „La Belle“, Kümmerts Stammkneipe in Gemünden, schon fast dabei, einen Bus für die Fahrt zum Eurovision Song Contest (ESC) nach Wien zu organisieren. Nachvollziehbar ihre Enttäuschung, als der 28-jährige Schaippacher den Sieg nicht annahm. Reaktionen zu seinem Verzicht auf die Teilnahme:

    Als Einziger der Familie Kümmert war am Freitag Großvater Walter Joa zu einem Gespräch bereit, er hatte da allerdings noch nicht mit seinem Enkel gesprochen. Zusammen mit seiner Frau hatte der Adelsberger die Fernsehshow gesehen: „Wer den Andreas kennt, weiß, er ist ein super Musiker, aber auch ein sehr sensibler Mensch. Zum Beispiel, was da in Eppingen (angebliche Beleidigung von Konzertbesucherinnen) gewesen sein soll, da hatte ich schon Befürchtungen um ihn. Das wird ihn getroffen haben. Außerdem: Andreas liebt die große Show überhaupt nicht. Das gilt auch für sein Äußeres, das jetzt viele kritisieren, aber so hat er sich immer angezogen und so ist er geblieben. Ich nehme an, er war selbst überrascht, den ESC-Vorentscheid gewonnen zu haben. Ich bin von seinem Rückzug natürlich schon enttäuscht – aber was, wenn ein Mensch an so einem Erfolg kaputtgeht, an dem ganzen Kommerz?“

    Bürgermeister Jürgen Lippert schaute am Donnerstagabend mit Frau und zeitweise auch mit Tochter die Übertragung an: „Ich habe zigmal für ihn angerufen, und ich bin zum Schluss richtig vom Sofa hochgesprungen und habe gejubelt: ,Fahr' mer nach Wien!‘ Kurz darauf kam seine (Andreas Kümmerts) Absage – da war ich erst mal perplex. Na ja, es ist okay, er wird seine Gründe haben.

    Was dahinter steckt? – Ich spekuliere nicht. Natürlich finde ich die Absage schade, schade für Andreas Kümmert und schade für Gemünden. Aber ich bin nicht sauer. Ich hätte ihm den ESC gegönnt, er hätte in Wien Chancen gehabt.“

    Landrat Thomas Schiebel verfolgte die Sendung auszugsweise. Er kann die Entscheidung von Andreas Kümmert nicht nachvollziehen. „Wer sich an so einem Wettbewerb beteiligt, muss damit rechnen, dass er gewinnt.“

    Landtagsabgeordneter Günther Felbinger, auch Vorsitzender des Stadtmarketingvereins Gemünden Aktiv, bedauert die Entscheidung Kümmerts vor allem als Gemündener. Er verfolgte die Sendung per Main-Post-Live-Ticker im Zug und sah sich nach der Ankunft daheim noch die Wiederholung im Fernsehen an. Die Entscheidung des Sängers interpretiert Felbinger als eine Art Kurzschlussreaktion, der auch die Ereignisse der letzten Tage Vorschub geleistet hätten. Zudem: „Wenn man Andreas Kümmert kennt, weiß man, dass er nicht der ist, der das große Rampenlicht sucht.“ Für den Eurovision-Song-Contest 2015 in Wien hätte Felbinger ihm größere Chancen als der jetzigen Kandidatin Ann Sophie angerechnet. Begründung: „Er verkörpert das etwas Andere. So jemanden wie ihn gab es bisher noch nicht.“

    Der Wirt von Kümmerts Stammkneipe Bisto „La Belle“, Ralf Wiesner (50) sagt: „Die Enttäuschung am Schluss war natürlich groß bei allen, sehr groß. Ich finde die Absage auch schade, aber ich verstehe das auch.

    Da sind mehrere Faktoren zusammengekommen. Es gibt sicher einen ernsthaften Grund, die Medien, der Druck . . . Wer den Andreas kennt, versteht das. Das ist ein netter, ruhiger, zurückhaltender Kerl, der gerne im Pub, im Bistro seine Musik spielt. Die große Bühne liegt ihm nicht. Klar fragt man sich: Wenn er's nicht mag, warum macht er's dann? Vielleicht hängt ihm jetzt auch noch das mit der angeblichen sexuellen Beleidigung an. So etwas kann ihn mürbe machen. Ich drücke ihm die Daumen, dass er gesundheitlich keine Probleme bekommt. Bei uns ist Andreas jederzeit willkommen. Vor fünf Tagen erst hat er mir gesagt, dass er mal wieder im Bistro auftreten will.“

    Barbara Vogt (39): „Ich finde es unverständlich. Warum macht er dann überhaupt mit, wenn er doch nicht antritt. Eine bessere Erklärung wäre schön gewesen.“

    Helga Weigand (60): „Ich finde es bedenklich, wenn man antritt und sich der Folgen bewusst ist und dann ablehnt. Aber man kann es wohl nicht ändern. Es ist seine Entscheidung.“

    Stefan Kittel (53): „Das find ich toll. Der Mann hat Arsch in der Hose! Es tut mir nur leid um die Stimme, denn die hat er. Er möchte nur Musik machen, und nichts mit dem ganzen Kommerz zu tun haben. Schade um die Stimme.“

    Reinhilde Wirthmann (53): „Ich war überrascht, dass er mitmacht, er passt nicht in das Bild eines typischen Kandidaten. Ich habe erst gejubelt, dann war ich total geschockt, ich habe die Welt nicht mehr verstanden. Es war verkehrt anzutreten, er hätte vorher einen Schlussstrich ziehen müssen.“

    Monika Feser (48): „Ich finde das nicht okay. Wenn ich teilnehme, muss ich mir darüber im Klaren sein, auf was ich mich einlasse. Der ist dahin, der wollte gar nicht gewinnen. Er will halt nicht so in der Öffentlichkeit stehen, aber ich finde es nicht schön den Leuten gegenüber, die dort für ihn angerufen haben.“

    Uschi Gutsmann (53): „Das hätte er sich vorher überlegen sollen. Die Vorteile hat er genossen, seine Lieder wurden gespielt. Das ist auch der Zweiten gegenüber unfair. Die läuft jetzt immer als zweite Wahl.“

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