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Marktheidenfeld: Schaurige Details zu den Hexenprozessen in Erlenbach

Marktheidenfeld

Schaurige Details zu den Hexenprozessen in Erlenbach

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    Mit einem Weinpräsent dankte Monika Oetzel, Vorsitzende des VHS-Fördervereins, dem Referenten Dr. Robert Meier für seinen anschaulichen und interessanten Vortrag über Hexenprozesse in Erlenbach, den  gut fünfzig Interessierte verfolgten.
    Mit einem Weinpräsent dankte Monika Oetzel, Vorsitzende des VHS-Fördervereins, dem Referenten Dr. Robert Meier für seinen anschaulichen und interessanten Vortrag über Hexenprozesse in Erlenbach, den  gut fünfzig Interessierte verfolgten. Foto: Ernst Dürr

    "Hexenprozesse in Erlenbach von 1616 bis 1634" lautete das Thema einer Veranstaltung der Volkshochschule und des Historischen Vereins Marktheidenfeld. In dem Weinort wurden in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts auffällig viele Hexenprozesse geführt. Nachweisbar sind 28 Opfer, wie der Referent, Dr. Robert Meier, ausführte. Anhand von Dokumenten schilderte der Historiker, Archivar und Lehrbeauftragte an der Universität Würzburg teilweise schaurige Fakten aus düsterer Zeit.

    Nachtfröste und Hagelstürme vernichteten im Mai des Jahres 1616 den Austrieb der Weinreben. Da Hexen im Ruf standen, Schadzauber auszuüben und damit Vieh und Feldfrüchte zu vernichten, hatte die Bevölkerung die vermeintlichen Verursacher schnell gefunden. Im Sommer des Jahres 1616 erfasste eine Welle von Hexenprozessen ganz Unterfranken. In Erlenbach gab es ein Verfahren gegen die erst zwölfjährige Margarethe Hedwig. Diese hatte sich selbst der Hexerei bezichtigt. Die Würzburger Regierung lehnte die von den Dörflern verlangte Folterung des Mädchens aber ab, so dass es wieder freigelassen wurde.

    Wie viele Frauen und Männer hingerichtet wurden

    Überzeugt, dass Hexerei im Spiel war, forderten die Erlenbacher in einer Eingabe an den Würzburger Fürstbischof Julius Echter, sowohl die Großmutter des Mädchens als auch die Frau von Cuntz Eisner aus Erlenbach zu inhaftieren. In der Folge wurden alle Haushaltsvorstände im Dorf vom Remlinger Zentgrafen, dem zuständigen Gerichtsvorsitzenden, über das Hexenwerk in Erlenbach befragt. Dadurch sind die massiven Gerüchte über Hexen im Ort dokumentiert.

    1629 kam es zu einer weiteren Welle der Hexenprozesse in Franken, die sich auch in Erlenbach grausig niederschlug. Den Pfarrmatrikeln dieses Jahres ist zu entnehmen, dass vierzehn Frauen und sechs Männer hingerichtet wurden. Die meisten der Unglücklichen endeten durch das Richtschwert. Bei Kunigunde Eisner heißt es ausdrücklich, dass sie verbrannt wurde. Aus einer späteren Notiz des Remlinger Amtmanns geht hervor, dass zwei weitere Frauen verbrannt wurden.

    Auch in Jahren der schwedischen Besetzung und nach der Einsetzung eines protestantischen Pfarrers ging die Hexenverfolgung weiter. Vermutlich durch Pest und Hunger kam es zu einem katastrophalen Sterben. Allein in letzten beiden Monaten des Jahres 1634 kamen in Erlenbach 34 Menschen um. Der Pfarrer trug in diesem Jahr vier Hinrichtungen wegen Hexerei ins Totenbuch ein: den ehemaligen Schultheißen Klaus Liebler, der von 14 Erlenbachern der Hexerei bezichtigt worden war, seine Frau Dorothea, die Müllersfrau Dorothea Hummel und "die alte Schäferin" Anna Volk. Besonders tragisch erscheint ein Taufeintrag in diesem Jahr: Dorothea Liebler schenkte demnach kurz vor ihrer Hinrichtung einem Töchterchen Elisabeth das Leben.

    Durch Folter erzwungene Geständnisse

    In ihren schriftlichen Bekenntnissen gaben die zum Tode Verurteilten und andere Beschuldigte, zu denen auch ein zwölfjähriger Bub und ein zehnjähriges Mädchen gehörten, eine enorme Anzahl weiterer Personen an, die bei den Hexentreffen dabei gewesen sein sollen. Eine weitere Dorothea, die Tochter der Schäferin, erhielt "Rutenstriche" und wurde des Landes verwiesen. In ihren durch die Folter erzwungenen Geständnissen gaben die Angeklagten das Ausgraben von Kinderleichen und das Herstellen von Zauberschmiere, Schadenszauber und die Verführung von Kindern zur Hexerei zu. Treffpunkt der Erlenbacher Hexen und ihr Tanzplatz sei der Dillberg gewesen, ist in den Protokollen zu lesen.

    Auch nachdem die Schweden im Herbst 1634 abgezogen waren und erneut ein katholischer Pfarrer in Erlenbach predigte, gab es noch einmal zwei als Hexen verbrannte Frauen. Die Konfessionswechsel hatten somit keinen Einfluss auf die Hexenprozesse. Die Besucher dankten Meier mit Beifall und zeigten mit ihren Fragen reges Interesse am Thema.

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