„Es fließt auch mal Blut“, sagt der Hofstettener Hermann Grob über sein Hobby, die Tiffany-Glaskunst. „Man muss manchmal eine Pause machen, weil die Finger zerschnitten sind. Das macht einem aber gar nicht mehr so viel aus.“ So ist das, wenn man mit Glasscherben spielt.
Aus Scherben beziehungsweise zurechtgeschnittenen Glasteilen formt der 62-Jährige mit Hilfe von Lötzinn Dinge wie Gehänge, Laternen, Windlichter, Häuschen zum Bepflanzen oder Lampenschirme. Zum Teil sind die Objekte äußerst aufwendig. Für ein aus 120 Teilen bestehendes und knapp 40 Zentimeter breites Hängebild mit Stiefmütterchen braucht Grob rund eine Woche. „Da stecken bestimmt 60 Stunden drin“, sagt der 62-Jährige.
Erste Versuche auf der Reha
Das Interesse war schon vorher da, aber zum ersten Mal selbst probierte Hermann Grob die Tiffany-Glaskunst in Bad Steben aus, wo er aus Rehagründen weilte. Grob: „Die Kursleiterin dort hat aber keine Tipps gegeben, sondern hat nur gesagt: ,Machen Sie halt mal‘“. Als er dann sein erstes Stück, einen Engel, fertig hatte, zeigte sich diese begeistert: „Das haben Sie aber schon öfter gemacht.“ Dabei sagt Grob heute: „Grausam, wie das Ding ausschaut, aber ich hatte keine Ahnung.“
Seitdem hat der Hobbykünstler drei Kurse an der Lohrer Vhs bei der Steinbacher Tiffany-Expertin Vera Goldbach belegt. Schon nach dem ersten sechsstündigen Kurs hat sich Grob die nötigen Geräte zugelegt: eine Glasschleifmaschine, Zangen zum Glasbrechen, einen Glasschneider, eine Schablonenschere und einen Lötkolben. Die Arbeitsschritte beschreibt Hobbykunsthandwerker Grob wie folgt: Man sucht sich eine Vorlage, wofür es eigens Bücher gibt, oder hat selbst eine Idee und schneidet dann aus einer Vorlagenfolie die einzelnen Teile aus. Diese legt man auf das gewünschte Glas, malt mit einem Filzstift die Form nach und schneidet das gewünschte Teil aus der Scheibe. Die Glasränder müssen erst geschliffen und das Glasstück erhitzt werden, bevor man dann zunächst ein Kupferband um alle Kanten legt und schließlich die Stücke mit Zinn zusammenlötet. Für die Optik kann man die eigentlich silbernen Lötnähte mit einer Chemikalie schwärzen.
So entstehen Vögel und Blumen, Sterne und Delfine oder freie Muster. Aber das Ganze ist nicht so einfach: „Man kann ein ganzes Bild kaputt machen, wenn man das falsche Glas hat oder nicht auf die Maserung achtet“, beschreibt Grob die Schwierigkeiten. Es gibt marmoriertes Glas, einfarbiges Glas, Glas mit Oberflächenstruktur, speziell geschliffenes Glas und Spiegelglas.
Eine Scheibe im DIN-A4-Format koste zehn Euro, erklärt Hermann Grob, womit das nächste Problem benannt ist: Es handelt sich um ein teures Hobby. „Es ist ein Hobby, und ein Hobby kostet immer Geld“, sagt er. Aber er macht regelmäßig einen Spaziergang zum Altglascontainer und findet dort immer wieder Verwertbares, schließlich braucht ja nicht nur besonderes Glas. Dankbar war der Hofstettener über den Nachlass von Fred Herteux, durch den er zum ersten Mal in Kontakt mit der Glaskunst kam.
Nette Geschenke für Feriengäste
Seine Frau beschwere sich zwar hin und wieder, dass er mehr bei Tiffany als bei ihr sei, aber dann freue sie sich wieder, wenn ein Geschenk benötigt werde und man nichts kaufen müsse. „Tiffany ist kein Kitsch, sondern Handarbeit, in die man viel Zeit steckt“, unterstreicht Hermann Grob. Und so freuten sich seine Feriengäste immer, wenn er ihnen bei der Abreise ein Stück Glaskunst schenkt.
Tiffany
Diese Glaskunst hat ihren Namen von dem amerikanischen Maler, Designer und Glaskünstler Louis Comfort Tiffany (1848–1933). Der vielseitige Jugendstilkünstler machte sich vor allem mit aus Einzelteilen zusammengesetzten Fenstern und Leuchten einen Namen. Statt Blei verwendete er Kupferband und Zinn. Tiffanys Motive sind verspielt. Seine Glaskreationen gehören zu den schönsten Werken der Jugendstilzeit. Er ist außerdem der Erfinder des bekannten „NY“-Logos der Baseballmannschaft New York Yankees.