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MARKTHEIDENFELD: Schergs Jakobsweg bei der vhs

MARKTHEIDENFELD

Schergs Jakobsweg bei der vhs

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    Bei der Marktheidenfelder Volkshochschule berichtete der frühere Bürgermeister Leonhard Scherg über die erste Etappe seines Jakobswegs.
    Bei der Marktheidenfelder Volkshochschule berichtete der frühere Bürgermeister Leonhard Scherg über die erste Etappe seines Jakobswegs. Foto: FOTO Martin Harth

    Schon während seines Studiums und bei früheren Frankreichurlauben hatte ihn die europäische Dimension des Wegs fasziniert. Nach 24 Jahren in der Kommunalpolitik habe er Neuorientierung benötigt, sagte er. Der „Camino“ böte ihm in Begleitung seiner Frau, seiner Söhne, seiner Bekannten oder auch ganz alleine dazu Gelegenheit.

    Dabei wählt Scherg seinen Weg zum „Ende der Welt“ am Cap Finisterre manchmal bewusst abseits der ausgewiesenen Haupt-Pilgerwege nach ganz eigenen Gesichtspunkten. Dies wurde bei einem Bericht mit Lichtbildern über die erste Teilstrecke von Pflochsbach bis Lyon in der Marktheidenfelder Volkshochschule deutlich. So faszinieren ihn neben dem spirituellen Erlebnis die an der Strecke liegenden Zisterzienserklöster, aber auch das Weltliche, das Geschehen heute und früher

    Scherg nahm die Gäste mit von der Jakobskirche in Pflochsbach, auf deren Friedhof seine Vorfahren bestattet sind, nach Hafenlohr und Lengfurt sowie nach Urphar, wo der Patron St. Jakob ebenso verehrt wird, bis hin zum Kloster Bronnbach, das ihn schon wissenschaftlich beschäftigte. Weiter ging's zum Limes im Odenwald, zum ehemaligen Zisterzienserinnenkloster Seligental bei Zimmern, an Jagst und Kocher, in die Stammlande der Staufer bis hin nach Maulbronn, der deutschen Muster-Zisterzienserabtei. Über Pforzheim und weitere Klöster wie das seit 1245 in Betrieb stehende Zisterzienserinnenkloster Lichtental bei Baden-Baden führte der Weg ins Rheintal.

    Bei Kehl überquerte er über die neue Fußgängerbrücke den Strom nach Strasbourg und damit traten die schwierige deutsch-französische Geschichte und die deutsche Sprachgrenze mit in die Gedankenwelt des modernen Jakobs-Pilgers. Scherg suchte mit dem Rad die alten Kanalverbindungen in Frankreich, etwa den Rhein-Rhône-Kanal. Das verspricht beschauliche, gut fahrbare Begleitwege. Längst hat auch das Nachbarland den Radtourismus entdeckt und weist Zug um Zug Radwanderstrecken aus.

    Im Elsass streifte der ehemalige Bürgermeister Colmar mit dem Gerberviertel und Grünwalds Isenheimer Altar. Er staunte über Skulpturen von Frédéric-Auguste Bartholdi, der die Freiheitsstatue in New York entwarf. In Mulhouse zählt das Geburtshaus des einst der Spionage verdächtigten, jüdischen Artilleriehauptmanns Alfred Dreyfus zu den Entdeckungen am Wegesrand. Zwischen Neuf-Brisach, Montbéliard und der Burgundischen Pforte in Belfort und Besançon werden die Sprachgrenze und die europäische Wasserscheide überschritten.

    Von Louis Pasteurs Geburtsort Dole im Departement Jura geht es in die Franche-Comté. Nun ist der Pilger Scherg im Rotwein-Paradies Burgund und nahe dem Reformkloster Citeaux, dem Ursprung des Zisterzienserordens. In Dijon wurde darüber philosophiert warum Senf auch Mostrich (französisch: moutarde) genannt wird. Dann begab sich Scherg auf einen Abstecher nach Clairvaux, wo 1115 Bernhard und zwölf Mönche ein Kloster gründeten. Über Beaune mit dem Hospital „Hôtel-Dieu“ führt die Pilgerreise nach Taizé, wo die ökumenische Jugendbewegung des Bruders Roger Schutz tiefe Eindrücke hinterließ, und nach Cluny mit der Ruine des einst größten christlichen Gotteshauses der ehemaligen Reformabtei.

    Schließlich folgte Scherg der Saône nach Mâcon in eines der attraktivsten Weinbaugebiete Frankreichs. In Collonges-au-Mont-d'Or traf er auf eines der Restaurants, mit denen Paul Bocuse seine Nouvelle Cuisine etablierte. Und dann erreichte der Pilger mit dem Rad das Ziel seiner ersten Etappe seines Jakobswegs, die drittgrößte Stadt Frankreichs, Lyon mit einer europäischen Metropolregion von immerhin 11 Millionen Einwohnern.

    Schnell zeigte der Bürgermeister einige Bilder der Altstadt am Zusammenfluss von Rhône und Saône. Die Basilika „Notre Dame de Fourvi?re“ überragt die Stadt, legt Zeugnis ab von einer ganz besonderen Marienverehrung und dort oben fand Scherg zum Abschluss seiner ersten Etappe wiederum ein großes Glasbild von St. Jakob mit Muschel und Wanderstab.

    Nach reichlich zwei Stunden waren die Vortragsbesucher vielleicht auch ein wenig erschöpft, wie der Pilger auf seinem Weg. Dennoch waren sie alle mit Begeisterung dabei gewesen und warten schon auf den Bericht über den zweiten Pilgerreise-Abschnitt nach Santiago de Compostela – im Dezember nächsten Jahres.

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