Seit zwei Monaten fühlt sich der kleine Triefensteiner Ortsteil Rettersheim abgehängt. Ende April hat die Autobahndirektion Nordbayern die Brücke über die A 3 abreißen lassen und damit die direkte Verbindung zu den anderen Ortsteilen des Marktes Triefenstein gekappt. An gleicher Stelle entsteht gerade eine neue Brücke, die bis Dezember befahrbar sein soll.
Inzwischen hat Rettersheim nicht nur eine Umleitung bekommen, um wenigstens über Altfeld erreichbar zu bleiben. Seit kurzem gibt es auch eine zweite, deutlich kürzere, über Trennfeld. Der Schilderwald, der somit Rettersheim einkreist, wird damit nicht übersichtlicher. Je nachdem, an welcher Kreuzung man steht, weisen die Schilder den Weg über Trennfeld oder über Altfeld.
Andreas Hecke, stellvertretender Dienststellenleiter der Autobahndirektion in Würzburg, lichtet das Dickicht: Ursprünglich wollte die Autobahndirektion die Umleitung über Trennfeld nach Rettersheim und weiter nach Kreuzwertheim führen. Dagegen habe sich allerdings Bürgermeister Norbert Endres ausgesprochen, weil die Ortsdurchfahrt von Trennfeld lang, verwinkelt und eng sei und viele Bürger dort parken.
Das bestätigte Endres: Diese Umleitung hätte „fast drei Kilometer durch Trennfeld und dann noch einmal durch Rettersheim geführt“. Sollte dann einmal die Autobahn gesperrt sein, wäre der ganze Umleitungsverkehr über diese Strecke gelaufen. Also richtete die Autobahndirektion die offizielle Umleitung von Lengfurt über Kloster Triefenstein und Altfeld ein. Daraufhin meldeten sich Rettersheimer Bürger bei der Autobahndirektion, die befürchteten, von ortsunkundigen Auswärtigen nun nicht mehr gefunden zu werden. Deshalb lenkten Marktgemeinde und Autobahndirektion ein. Hecke: „Wir wollen niemandem eine Umleitung aufnötigen.“
Die nun gefundene Lösung: Nach der Lengfurter Brücke weist jetzt ein Schild mit der Aufschrift „Rettersheim“ in Richtung Trennfeld. Diese Abkürzung, so erklären Hecke und Endres unisono, ist für alle Verkehrsteilnehmer gedacht, die direkt nach Rettersheim wollen, zum Beispiel zur örtlichen Gastronomie oder zur Bocksberghalle. „Dann muss kein Fremder mehr einen großen Haken schlagen“, erklärt Hecke.
Der Durchgangsverkehr in Richtung Wertheim/Kreuzwertheim/A 3 fährt wie vorher den Klosterberg hinauf und weiter nach Altfeld. So sieht es zumindest die Umleitungsbeschilderung vor. Nach Auskunft Heckes hat die Abkürzung über Trennfeld, die die Ortskundigen sowieso von Anfang an benutzt haben, nicht dazu geführt, dass nun wiederum ein „Sturm der Empörung“ in Trennfeld losgebrochen sei. Auch Bürgermeister Endres meint, dass der zusätzliche Verkehr in Trennfeld nicht stark zugenommen habe.
Freilich bleibt ein Schilderwald zurück, der rund um Rettersheim nicht immer logisch nachvollzogen werden kann. Aber möglicherweise verlassen sich Auswärtige sowieso mehr aufs Navi als auf die Schilder vor Ort.
Aufatmen können die Rettersheimer und ihre Gäste jedenfalls Ende des Jahres. Sollte das Wetter keine Kapriolen schlagen, können sie ab Dezember über die neue Brücke fahren. Die besteht dann aus einem großen Stahlteil, das zu gegebener Zeit eingehängt wird. Wie beim Brückenabriss muss dazu die A 3 für kurze Zeit vollständig gesperrt werden. Anschließend wird noch die Fahrbahnplatte betoniert – und der Verkehr kann wieder rollen. Dann hätten die Umleitung und die Abkürzung der Umleitung gerade mal sieben Monate lang Bestand gehabt.