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GÖSSENHEIM: Schlammschlacht im Klärteich

GÖSSENHEIM

Schlammschlacht im Klärteich

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    Abstieg:Langsam, rückwärts und vorsichtig wird die Amphibie in das Klärbecken gelassen.
    Abstieg:Langsam, rückwärts und vorsichtig wird die Amphibie in das Klärbecken gelassen.

    „Wir schaffen Freiraum.“ – Das verspricht ein Aufkleber auf einem der knapp 19 000 Liter fassenden Fässer für die Aufnahme und Verteilung von Gülle, die zurzeit in der Kläranlage der Gemeinde Gössenheim eingesetzt sind. Dort werden momentan die drei Klärteiche mit insgesamt rund 6200 Kubikmeter Gesamtinhalt gereinigt.

    Wie viele Kommunen hatte die Gemeinde Gössenheim bisher in ihren Klärbecken das Wasser und danach den Klärschlamm abpumpen lassen. Um diesen kaum oder gar nicht belasteten Schlamm auszubringen, musste die Gemeinde selbst Landwirte suchen, die ihre abgeernteten Felder dafür zur Verfügung stellten. Die Variante, den Klärschlamm trocknen und pressen zu lassen, kam aus wirtschaftlichen Gründen nicht in Frage. „Für eine Behandlung an Ort und Stelle ist die Menge zu gering. Den Klärschlamm abzutransportieren, pressen zu lassen und dann zu verwenden, ist zu teuer“, erklärte Bürgermeister Theo Gärtner.

    Komplettlösung angeboten

    Also schaute man sich nach einer anderen Lösung um. Die bot die Firma „Klärschlammvermittlung Wedel“ aus der mittelfränkischen Bezirkshauptstadt Ansbach an. Sie leert in einer Komplettlösung die Klärbecken und bringt sie auf landwirtschaftliche Flächen von Vertragslandwirten in der näheren Umgebung aus. Das erfolgt aber erst, wenn aus einem Fachlabor, nach eingehender Untersuchung des Klärschlamms, das Okay dafür gegeben wird.

    Um nicht zuerst nur Wasser und dann den breiigen Klärschlamm, sondern eine ziemlich konstante Mischung zu bekommen, setzen die Mitarbeiter der Entsorgungsfirma ein Amphibienfahrzeug ein. An Land sieht es aus wie ein Freizeitmobil mit hohem Spaßfaktor. So könnte es auch genutzt werden, denn neben dem Fahrer kann eine weitere Person sitzen. Im Fond haben auf zwei gegenüberliegenden, seitlich angebrachten Sitzbänken weitere vier Personen Platz.

    Schon wenn das Becken geleert wird, fährt das Schwimmfahrzeug hinein. Mit seinen acht Rädern wühlt das Amphibienfahrzeug den Klärschlamm auf. „Das Gerät schwimmt zuerst und kommt dann immer tiefer bis auf den Grund“, erläuterte Bürgermeister Gärtner. Dabei kommt es zu einer sprichwörtlichen „Schlammschlacht im Klärteich“.

    Zunächst erarbeitet sich das von einem Zweizylindermotor mit 23 Pferdestärken angetriebene Fahrzeug eine Vertiefung, in der ein langer Saugschlauch eingebracht wird. Aus diesem Pumpensumpf wird das aufgewühlte und gut durchmischte Material angesaugt und in zwei 18 500-Liter-Fässer und ein 19 000 Liter fassendes Fass gepumpt.

    Schlepper mit 250 PS

    Diese werden von Schleppern mit 200 und 250 PS gezogen. Ist ein Fass voll, wird es weggebracht und entleert. Nach einer knappen Stunde Befüllen und Entleeren steht das Fahrzeug wieder leer in der Kläranlage in Sachsenheim. Während des Pumpvorgangs dreht das Amphibienfahrzeug weiter seine Runden und schiebt die schlammige Brühe in teilweise hohen Wellen zum Pumpensumpf hin, wo sie aufgenommen wird. Lediglich zum Auftanken oder zur Reinigung, wenn die Frontscheibe zu stark verschmutzt ist, verlässt das Amphibienfahrzeug die Klärteiche. Ein Scheibenwischer an der Frontscheibe könnte das stark verschmutzte Klärwasser nicht beseitigen.

    „Rund 700 Kubikmeter Klärschlamm“, schätzt Klärwärter Dieter Rüger wurden in der vergangenen Woche aus der Gössenheimer Kläranlage entfernt. Sie haben sich in den vergangenen Jahren bei der 30-tägigen Verweildauer des zu reinigenden Wassers in der Kläranlage abgesetzt und müssen nun entfernt werden. Belohnt wird der Aufwand durch bessere Klärwerte.

    In der Trockenperiode

    In der Zwischenzeit gehen die anfallenden Abwässer aus Gössenheim und Sachsenheim in das kleinere der drei Klärbecken. Nach der Reinigung der beiden großen Teiche, wird das Abwasser umgepumpt. „Damit nicht zu viel Wasser anfällt, wird die Reinigung möglichst während der Trockenperiode durchgeführt“, erklärt Dieter Rüger.

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