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SCHLEIFMÜHLE: Schleifmühle: Leben inmitten der Natur

SCHLEIFMÜHLE

Schleifmühle: Leben inmitten der Natur

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    Majestätisch: Rothirsch „Sepp“, ein richtiger Prachtkerl, ist der Chef in seinem Gehege. Von Maria Thauer lässt er sich gern füttern.
    Majestätisch: Rothirsch „Sepp“, ein richtiger Prachtkerl, ist der Chef in seinem Gehege. Von Maria Thauer lässt er sich gern füttern.

    „Dich mein stilles Tal, grüß' ich tausendmal . . .“ An das Volkslied vom schönsten Wiesengrunde könnte der Spessartfreund erinnert werden, wenn er das Springbachtal, ein Seitental des Haseltales, erreicht und die Schleifmühle erblickt.

    In dem zur Gemeinde Bischbrunn gehörenden, geschichtsträchtigen Weiler öffnet sich dem Naturfreund ein Fleckchen Erde mit Augenweide-Charakter. In der Schleifmühle, wo sich noch vor nicht allzu langer Zeit der Mühlstein drehte, befindet sich heute eine Gastwirtschaft mit Pension, ein kleines Kapellchen am Wiesenrand zeugt von religiöser Historie. Acht Personen leben dort in der Familie Thauer, die eine kleine Landwirtschaft im Nebenerwerb betreibt.

    „Ein Tal ist für mich erst ein Tal, wenn es offen und nicht verbuscht ist und nicht der Natur überlassen wird.“

    Alex Thauer Landwirt im Springbachtal

    Um diese kümmert sich hauptsächlich Alexander Thauer, ein Sohn der Gastwirtsfamilie Maria und Gerd Thauer. Die Thauers selbst lieben „ihr Tal“ über alles. Aber Alex Thauer sagt: „Ein Tal ist für mich erst ein Tal, wenn es offen und nicht verbuscht ist und nicht einfach der Natur als dunkler Forst überlassen wird.“ Das Springbachtal mit seinem plätschernden Forellenbächlein im Umfeld seines Elternhauses offen zu halten, das ist Thauer so etwas wie eine Herzensangelegenheit – nicht erst seit heute. In der Vergangenheit war es eine Knochenarbeit, die Wiesen mit der steilen Geländeausformung abzumähen. Vieles musste per Handarbeit erledigt werden. Auf Dauer sah Thauer in dieser Art der Bewirtschaftung keine befriedigende Lösung, die mit der Topografie in Einklang zu bringen war. Eine Beweidung mit schottischen Hochlandrindern, Schafen oder mit anderen Vierbeinern kam für ihn nicht in Frage.

    Der Nebenerwerbslandwirt und ausgebildete Jäger grübelte nach einer anderen Lösung, die mit der Topografie vereinbar war und den Talabschnitt vor einer weiteren Verbuschung bewahrte. Es dauerte nicht allzu lange, bis ihm der Gedanke einer sinnvolle Alternative zur extensiven Grünland-Bewirtschaftung in den Kopf kam und er beim Rotwild fündig wurde. Was ihn schließlich zu einem drei Hektar großen Rotwildgehege mit einem 1200 Meter langen Zaun ermunterte, war der Umstand, dass er bei allen Behörden, Ämtern und Dienststellen, die gehört werden mussten, offene Ohren und alle erdenkliche Hilfe fand. Dazu gehörten unter anderem das Amt für Landwirtschaft, das Landratsamt, die Forstbehörde, der Naturschutz und die Veterinärbehörde.

    Mittlerweile kann der 39-jährige Nebenerwerbslandwirt auf eine rundum positive Erfahrung zurückblicken. Und wenn er mal einen freundschaftlichen Rat aus dem Mund eines Försters und Rotwildkenners braucht, dann kann er auf Andreas Holzheimer vertrauen, der Leiter der Forstdienststelle Zwieselmühle ist und gerade mal ein paar Autominuten um die Ecke wohnt.

    Ein sechs Jahre alter Rothirsch, prächtig geweiht und mit Perlen an seinem Kopfschmuck, der jedes Jägerherz höher schlagen lässt und der auf den Namen „Gustav“ hört, sowie sein männlicher Nachkomme – ein Spießer namens „Sepp“ – das sind die beiden Herren in einem Rudel, zu dem zehn Damen verschiedener Altersklassen gehören.

    In ihrem neuen Einstandsgebiet finden Hirsche, Alttiere und Kälber alles zum Äsen, was ihr Wildtier-Herz begehrt. Was Alex Thauer mehr als eine Randbemerkung wert ist, ist der Umstand, dass die Tiere besonders die kratzigen Brombeersträucher als ihre Lieblingsnahrung ausgewählt haben. „Die Tiere sind gesund und gut genährt“, freut sich Thauer in Zusammenhang mit der extensiven Beweidung, die er kurz und bündig mit der Aussage „Ziel erreicht“ kommentiert. Täglich schaut er nach dem Rechten.

    An die Menschen hat sich das Rotwild längst gewöhnt, auch wenn die Tiere tagsüber nicht gerade am Zaunrand zu beobachten sind. Vor allem, wenn Maria Thauer, die Mutter von Alex, oder Vater Gerd am Vormittag am Futterunterstand mit einem Eimer voller „Leckerli“ (Äpfel, gelbe Rüben, Mais und andere Köstlichkeiten) zum Frühstück bitten, dann ist dies für „Sepp“ und seine Familie Tag für Tag ein willkommenes Ritual.

    Dann frisst die Rotwild-Dame „Gretel“ schon mal direkt aus dem Futtereimer, und das „Liesele“ – ein weiteres weibliches Rudelmitglied – verträgt durchaus eine menschliche Streicheleinheit von Maria Thauer.

    Nur in der winterlichen Notzeit bekommt das Rotwild etwas Heu, das auf den Talweiden nebenan geerntet wurde – ein Zubrot, das wiederum den Kreislauf der Natur schließt.

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