Die besten Ideen entstehen oft zufällig. Gerade dann, wenn man gemütlich mit Freunden zusammensitzt. So überlegten sich der Partensteiner Andreas Staab und seine Kollegen eines Abends am Küchentisch bei selbst gebackenem Brot und selbst gemachter Wurst, wie schön es doch wäre, auch noch selbst gebrannten Schnaps zu trinken. Fast drei Jahre später ist aus dieser Schnapsidee – der Wortwitz liegt nahe – ein erfolgreiches Familienunternehmen mit preisgekrönten Bränden, Likören und dem mehrfach prämierten Spessart Dry Gin geworden.
300 Liter Alkohol brennen Andreas Staab und seine Frau Isabel seit 2014 jährlich. Derzeit ist der Partensteiner Familienbetrieb dabei, sich zu vergrößern. Grundstücke werden aufgekauft, um neue Obstbäume pflanzen zu können, und in der Destillerie wurde mehr Platz geschaffen. Das nächste Ziel ist ein Biosiegel.
Seine Vision in die Wirklichkeit umzusetzen, ist Andreas Staab nicht sonderlich schwergefallen. Die landwirtschaftlichen Voraussetzungen waren gegeben: genügend Obstbäume, Rinderhaltung und zehn Bienenvölker, die für gutes Obst sorgen konnten. Ausreichend Platz für eine Destille gab es auch. Ins Gebäude neben dem Wohnhaus der jungen vierköpfigen Familie passte problemlos ein Brennkessel und im 500 Jahre alten Gewölbekeller unterm Haus konnten die mit Schnaps gefüllten Glasballons und Holzfässer gut gelagert werden.
Für den Haselnussschnaps kamen Freunde zum Nussknacken
So entschied sich der gelernte Schlosser schließlich für die zweijährige Ausbildung zum staatlich geprüften Obst- und Getreidebrenner. Die enge Zusammenarbeit und Beratung mit seinen Schulkollegen möchte er heute nicht mehr missen. „Wir sind keine Konkurrenten unter Brennern. Der Konkurrent sind die Discounter“, sagt Andreas Staab.
Auch auf seine Freunde im Dorf sei immer Verlass. „Als ich meinen ersten Haselnussschnaps brennen wollte, kamen alle meine Kollegen mit Nussknackern vorbei. Wir haben fast fünf große Säcke voller Haselnüsse geknackt“, erinnert er sich. Heute gibt es zum Glück eine Maschine, die das erledigt.
Das Brennen ist ein Handwerk, das nicht jeder ohne weiteres ausüben darf. Um Obst und Getreide überhaupt zu Alkohol verarbeiten zu dürfen, bedarf es eines Brennrechts. Diese Brennrechte sind teilweise seit Jahrhunderten in fester Hand und können nur dann erworben werden, wenn ein bereits bestehendes Recht frei wird.
Gin für Staab ein Glücksgriff
Mit dem Erwerb des großen Brennrechts darf Andreas Staab nun jährlich 300 Liter Alkohol produzieren. Dazu kommt der Gin, der als Geist gehandelt wird und deshalb keiner Mengenbegrenzung unterliegt. Stolze 850 Flaschen Spessart Dry Gin wurden alleine im vergangenen Jahr verkauft. „Der Gin war ein reiner Glücksgriff. Da mussten seit dem ersten Durchlauf nur Kleinigkeiten verändert werden“, sagt Staab.
Aus 16 verschiedenen Zutaten war schnell der Spessart Dry Gin entstanden, der auf dem Craft Spirits Festival in Berlin mit Silber ausgezeichnet wurde. Seitdem haben ihn nicht nur zahlreiche Supermärkte im Landkreis Main-Spessart, in Würzburg und Aschaffenburg und sogar in München im Sortiment, der Gin aus einer kleinen Privat-Destille in Partenstein im Spessart geht sogar in Berliner Szenekneipen über den Tresen.
Für Gin sammelt Staab Kräuter und Blüten in der Natur
„Mit einem Brennrecht allein ist es nicht getan, man muss schon Talent mitbringen und ein Näschen dafür haben“, erklärt Staab. Außerdem kommt es natürlich auf die Zutaten an, im Fachjargon „Botanicals“ genannt. „Wir verwenden Partensteiner Wasser, das ist von der Qualität und der Härte her perfekt für die Ginherstellung“, sagt Staab. Auch die Kräuter und Blüten werden im Partensteiner Wald und auf den umliegenden Wiesen gesammelt. „Bevor ich den Gin brennen kann, fahre ich durch die Flur und sammle sämtliche Zutaten ein. Für das richtige Aroma brauche ich zum Beispiel auch Tannenzweige“, verrät der 30-Jährige.
Der Spessart Dry Gin ist nicht der einzige Schnaps der Obstbrennerei Staab, der bislang Erfolge feiern durfte. 2016 wurde der Quittenbrand zum Besten in ganz Bayern gekürt und der Mirabellenbrand mit Gold ausgezeichnet. Für das junge Partensteiner Familienunternehmen ist der Erfolg eine Motivation, Neues auszuprobieren.
Als nächstes soll es Absinth sein
Derzeit feilt Staab an der perfekten Rezeptur für einen Absinth. Wodka, Whiskey und eine zweite Ginvariation sind auch in Planung. Weil im vergangenen Jahr viele Zwetschgen geerntet werden konnten, lagert Andreas Staab 50 Liter Zwetschgenbrand in einem Fass aus Spessarteiche ein. Erst in zehn Jahren möchte er ihn in Flaschen abfüllen.
Brennertage im Fränkischen Freilandmuseum Fladungen Von der Herstellung bis zur Verkostung reicht am kommenden Wochenende im Fränkischen Freilandmuseum Fladungen (Lkr. Rhön-Grabfeld) das Angebot für Freunde feiner Destillate bei den Brennertagen. Der Fränkische Klein- und Obstbrennerverband lädt zusammen mit dem Fränkischen Freilandmuseum Fladungen zur Veranstaltung „Edle Brände und wie sie entstehen“ ein. Wie Schnaps früher gebrannt wurde, erfahren die Museumsbesucher in der Hofstelle aus Mühlfeld. Dort können sie Museumsbrenner Michael Weber bei der Arbeit über die Schulter sehen. Jeweils drei ausgewählte Destillate werden außerdem – zusammen mit Wasser und Brot – bei Seminaren in der Aktionsscheune gereicht. Die Kosten für die Teilnahme betragen 5 Euro pro Person und Seminar zuzüglich Museumseintritt. Das Seminar „Der kleine feine Unterschied“ (Samstag und Sonntag, jeweils 11 Uhr) befasst sich mit der Frage „Stamperl oder Stielglas?“ sowie mit den Unterschieden zwischen Alchemie und Destillerie. Außerdem klärt es darüber auf, was einen „Geist“ von einem „Brand“ unterscheidet. Einfach nur „Whisky“ lautet der Titel des zweiten Seminars (Samstag 12 Uhr, Sonntag 13 Uhr). Hier erfährt man alles über das flüssige Gold der „fränkischen Highlands“. Beantwortet wird unter anderem die Frage „Was ist drin?“ und was die Begriffe „Single Malt“ oder „Blended“ bedeuten. Um „Brennende Leidenschaft“ geht es in Seminar drei (Samstag und Sonntag, jeweils 14.30 Uhr). Es zeichnet den Weg der Schnapserzeugung vom Obst, über die Maische und den Brennvorgang bis zum fertigen Destillat nach. Das vierte Seminar „Zwetschge, Apfel & Co im Fass“ (Samstag und Sonntag, jeweils 16 Uhr) informiert über die unterschiedliche Eignung verschiedener Obstsorten für eine Lagerung der entsprechenden Destillate in Holzfässern. Außerdem befasst es sich mit der Wahl des richtigen Holzes und beantwortet die Frage nach der Reifezeit. geha
„Der Gin war ein reiner Glücksgriff.“
Andreas Staab, Schnapsbrenner