Wie schlimm es um das ehemalige Haushaltswarengeschäft am Marktplatz bestellt ist, zeigt sich an der Rückseite in der Badgasse. Die durchfeuchtete Fassade des Anbaus bröckelt, hinter den großen Schaufenstern aus Einfachglas sind verschimmelte Wände zu sehen und in der Regenrinne sitzen zwei dreijährige Bäumchen. Auch an der Fassade zum Marktplatz sperrt stellenweise schon der Putz ab. Seit über einem Jahr steht das einst stattliche Gebäude leer und in der Stadt stellte sich die bange Frage, was aus dem Haus wird und ob sich jemand findet, die absehbar aufwändige Sanierung zu übernehmen.
Matthias Deter und Tim Krutsch geben die Antwort. Die beiden Geschäftsführer der Deter-Optik GmbH wollen ihr Geschäft von der Obertorstraße zum Marktplatz verlagern. Mehr Platz und eine bessere Einteilung der Arbeitsbereiche, vor allem aber die Vorstellung von einem Laden in eigenem Besitz waren die ausschlaggebenden Gründe für die Entscheidung, erklärt Matthias Deter. Die beiden einheimischen Geschäftsleute verhehlen nicht, dass es ihnen auch um den Standort Gemünden geht. Der Mietvertrag in der Obertorstraße läuft im Januar 2011 aus. Bis dahin soll der Umzug geschafft sein.
Bis dahin ist am Marktplatz 10 eine große und schwierige Baustelle zu bewältigen. Die Planung der Sanierung und des Umbaus hat der Gemündener Architekt Armin Kraus übernommen. Äußerlich werden sich keine großen Veränderungen an dem Anwesen ergeben, das aus einem dreigeschossigen Hauptgebäude und dem eingangs erwähnten eingeschossigen Anbau an der Badgasse besteht. Innen dagegen steht eine nahezu komplette Entkernung an; einzig die Dielenböden in den Obergeschossen möchte Deter erhalten. Der Anbau ist nicht zu retten und muss ersetzt werden.
Das Haus erhält eine Erdgas-Zentralheizung und wird nach heutigen Maßstäben wärmegedämmt. Im Erdgeschoss, das nach der Sanierung 156 Quadratmeter misst, zieht das Optik-Geschäft mit Verkaufsfläche (84 Quadratmeter) und Werkstatt, Messraum, Lager, Büro, Personalraum und Kunden- und Personaltoilette ein. Der Haupteingang wird etwas verbreitert und mit einer Rampe behindertengerecht. Das Personal – zurzeit sieben Optiker, davon drei in Teilzeit, eine Bürokraft und eine Putzfrau – können den rückwärtigen Eingang im neuen Anbau benutzen.
Von dort geht es künftig auch in die beiden Obergeschosse des Hauptgebäudes, die Deter und Krutsch als zusammenhängende Büroräume vermieten wollen. Das Dachgeschoss bleibt vorerst ungenutzt. Auf dem Flachdach des neuen Anbaus wollen die Bauherren einen Garten anlegen. Ihn sollen alle Beschäftigten gemeinsam in Pausen nutzen können.
Und „die zwei Bäumchen aus der Dachrinne kommen in Töpfe und werden in den Dachgarten gestellt“, sagt Matthias Deter mit einem Lächeln.
Anwesen Marktplatz 10
Das Wohn- und Geschäftshaus zwischen dem Modehaus Schäffer und einer Metzgerei-Filiale entstand nach der Kriegszerstörung Gemündens neu auf einem historischen Kellerrest, dessen Gewölbe noch erhalten ist. Der Hauptbau zum Marktplatz hin hat drei Geschosse und ein nicht ausgebautes Satteldach. An der Rückseite zur Badgasse befindet sich ein eingeschossiger Werkstatt-/Ladenanbau mit Flachdach.
In fast 60 Jahren hat die Bausubstanz erheblich gelitten, eine Zentralheizung und Wärmedämmung fehlen. Die neuen Eigentümer Matthias Deter und Tim Krutsch lassen zwar das Gebäude nahezu entkernen und modernisieren, auch wird der Anbau ersetzet, die Außenansicht aber soll nicht wesentlich verändert werden.