Am 9. November jährte sich die Pogromnacht zum 84. Mal. Auch in Gemünden war es 1938 zu gewaltsamen Übergriffen gekommen: Bereits am Vormittag des 9. November hatte die örtliche Sturmabteilung damit begonnen, die Wohnungen jüdischer Mitbürgerinnen und Mitbürger zu verwüsten. Gegen 21.30 Uhr war schließlich eine Zeitbrandbombe in den Räumen der ehemaligen Synagoge explodiert. Fakten, mit denen sich die Schülerinnen und Schüler des staatlichen Friedrich-List-Gymnasiums in den vergangenen Jahren immer wieder auseinandersetzten. Diese und folgende Informationen sind einer Pressemitteilung der Schule entnommen.
Unter dem Titel "Wir wollen erinnern!" lud der Klub Rassismus ablehnender Schülerschaft (Krass) nun die achten Klassen zu einer Führung ein. Zwischen Obertorstraße und Mühltorturm ging es nicht nur um die Vorfälle in der Pogromnacht. Im Gedenken an die Opfer des Nazi-Terrors reinigten die Schülerinnen und Schüler auch die acht in Gemünden verlegten Stolpersteine. Erst im Vorjahr hatte Krass die Patenschaft für zwei neue Steine übernommen, die für den kleinen Nathan Weinberg (1935 bis 1941) und seinen Onkel Arthur Kahn (1911 bis 1933). Insgesamt 16 Nachfahren der Familien Kahn/Weinberg waren 2021 eigens für die Verlegung aus den USA und Israel angereist. Mit ihnen steht Krass immer noch in gutem Kontakt.
Die intensive Erinnerungsarbeit der Schülerinnen und Schüler spiegelt sich aber auch noch an einem anderen Ort Gemündens wider, den Krass bereits 2019 half mitzugestalten: Für den lokalen "DenkOrt Deportation", der sich am Standort der ehemaligen Synagoge befindet, hatten die Schülerinnen und Schüler damals einen Kinderrucksack aus Beton gestiftet. Auch hier legten die Jugendlichen am 9. November Blumen zum Gedenken nieder.