An der Theodosius-Florentini-Schule hat sich ein Teil der Schülerschaft mit den ökologischen und sozialen Auswirkungen der Fast-Fashion-Industrie beschäftigt. Dazu produzierten sie eine Podcast-Folge für den – auch öffentlich hörbaren – Schulpodcast "FlorentiniTALK". Ihre Schule wird dafür als eine von 92 teilnehmenden Schulen in Bayern als "Partnerschule Verbraucherbildung Bayern 2023/24" ausgezeichnet.
Podcasten als Schulfach
Hanna Eck (15) und Zoe Amberger (16) arbeiten schon länger mit Leidenschaft an dem schulinternen Podcast-Projekt. Eine Stunde pro Woche steht das Podcasten als Wahlfach im Stundenplan. Das Interesse sei so groß, erzählt Lehrerin Tanja Kohl, dass je neun Schülerinnen und Schüler sich wochenweise abwechseln – sie bilden Team 1 und Team 2. Im Podcast vergleichen sie zum Beispiel, wie sich ihre Berufswünsche mit den Jahren verändert haben oder fragen sich, was man gegen Mobbing tun kann.

Jahrgangsübergreifendes Projekt
Zu Fast Fashion recherchierte die Schülerschaft jahrgangsübergreifend in der 9. und 10. Klasse. Dass die Menschen, die Fast-Fashion produzieren, nur einen sehr geringen Lohn bekämen, sei kein Geheimnis mehr, so Amberger. Neu für sie sei gewesen, dass ein großer Teil des Geldes für den Transport aus Bangladesch, Indonesien oder China aufgewendet werden muss. Der Begriff Fast-Fashion, so erklären sie in ihrer Podcast-Folge, bedeutet schnelle Kleidung – im Sinne von billig und schnell produziert.
Schlimme Auswirkungen auf Menschen in den Herstellungsländern
Schnell sei außerdem der Wechsel der Trends. Damit regt die Fast-Fashion Industrie ihre Kundinnen und Kunden zu immer neuem Konsum an. Und schnell auch der Kauf: Ein Klick im Internet reiche aus, um aus einer riesigen Palette wählen zu können.
Bedenklich seien vor allem die Auswirkungen auf die Arbeiterinnen und Arbeiter. Mangelhafter Zustand der Fabriken, das Fehlen von Schutzkleidung bei hohem Verletzungsrisiko an den Maschinen und Kinderarbeit sehen die Schülerinnen als hochproblematisch. "Kinder, die arbeiten", so Eck, "können nicht in die Schule gehen." So wachsen Menschen heran, die ihr ganzes Leben in einer Fabrik verbringen. Der Arbeitgeber hingegen kassiere vor allem Geld und mit den Umwelt- und Klimaauswirkungen müssen am Ende auch wir als Konsumentinnen und Konsumenten leben.
"Viele sind zu schüchtern, um einen Podcast aufzunehmen."
Schülerin Hanna Eck
Nach den Recherchen war schnell klar, dass Hanna Eck das Sprechen im Podcast vorrangig übernimmt. Denn für sie ist der Podcast mehr als nur ein Schulprojekt; sie sieht darin auch eine Zukunftsperspektive: "Ich könnte mir vorstellen, weiter etwas in diese Richtung zu machen." Dabei sei das Aufnehmen eines Podcasts allerdings schon schwieriger, als eine Sprachnachricht zu verschicken. Eck: "Man braucht etwas Übung, aber es macht auch sehr viel Spaß."

Amberger aus der zehnten Klasse unterstütze die Neuntklässlerin, stellte die Fragen im Podcast und übernahm das Schneiden der Folge. Lehrerin Tanja Kohl soufflierte auch schonmal während der Aufnahmen.
Alternativen zu Fast-Fashion aus dem Laden
Die intensive Auseinandersetzung mit den Auswirkungen der Fast-Fashion-Industrie hat die Schülerinnen dazu inspiriert, bewusster mit ihrer Kleidung umzugehen. Eck findet das Einkaufen auf Flohmärkten aus verschiedenen Aspekten besonders nachhaltig: "Dort gibt es Kleidung, die man sonst nicht findet, und man kauft mit besserem Gewissen." Dennoch ist ihr bewusst, dass sie das Thema damit nicht ganz umgeht, denn hergestellt werden muss die Kleidung ja dennoch.
Beide Schülerinnen finden es wichtig, sich mit solchen Themen zu beschäftigen, um bewusster mit Ressourcen umzugehen und die Würde und Gesundheit der Menschen in den Herstellungsländern zu schützen.

Was man an der eigenen Schule tun kann
In ihrem Podcast fragen sie außerdem, was man konkret an der eigenen Schule tun könne. Zwei Ideen finden sie gut und umsetzbar: Eine Flickstube, in der man defekte Kleidung reparieren kann und eine Kleiderstange für gebrauchte Kleidung. Lehrerin Tanja Kohl unterstützt die Vorhaben. "Im neuen Schuljahr möchte ich monatliche Treffen zum gemeinsamen Flicken und Nähen lernen etablieren." Auch die Kleiderstange werde als Tauschbörse im Nebenraum der Bibliothek ihren festen Platz finden. Diese Initiativen sollen das Bewusstsein für Nachhaltigkeit weiter fördern und den Schülerinnen praktische Fähigkeiten vermitteln.
Für Zoe Amberger ist die Zeit in der Theodosius-Florentini-Schule bald vorbei. Die Zehntklässlerin wird die Schule verlassen, um in Würzburg an der Fachoberschule ihr Abitur zu machen. Danach möchte sie ein Studium anschließen. Hanna Eck möchte beim Zoll arbeiten. Im Außendienst werde ihr das Thema Fashion dann bei Kontrollen zu gefälschter Kleidung vermutlich wieder begegnen. Beide sind überzeugt, dass der Podcast nicht nur ihre eigenen Perspektiven verändert hat, sondern auch eine wichtige Plattform bietet, um andere für dieses wichtige Thema zu sensibilisieren.
Ausgezeichnete Partnerschulen im Schuljahr 2023/24Der Wettbewerb "Partnerschule Verbraucherbildung Bayern 2023/24" ist eine Initiative des Bayerischen Verbraucherschutzministeriums, des Bayerischen Kultusministeriums und des VerbraucherService Bayern (VSB). Ziel ist, Schülerinnen und Schülern das Wissen und die Fähigkeiten zu vermitteln, die sie benötigen, um in einer zunehmend komplexen Konsumwelt verantwortungsbewusste Entscheidungen zu treffen.Im Schuljahr 2023/24 stand der Wettbewerb unter dem Motto "Fast Fashion? So machen wir es besser!". Schulen waren eingeladen, sich mit den ökologischen und sozialen Auswirkungen der Fast-Fashion-Industrie auseinanderzusetzen und Lösungsansätze zu entwickeln. Dabei ging es nicht nur um die theoretische Auseinandersetzung mit dem Thema, sondern auch um die Umsetzung konkreter Maßnahmen.In diesem Jahr wurden 92 Schulen als "Partnerschule Verbraucherbildung Bayern" ausgezeichnet. Herausragende Beiträge – darunter der Podcast der Florentini-Schule – wurden zusätzlich mit einer Geldprämie in Höhe von 300 Euro gewürdigt.Quelle: VerbraucherService Bayern im KDFB e.V.