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BURGSINN: Schweizer Stumpen aus dem Sinngrund

BURGSINN

Schweizer Stumpen aus dem Sinngrund

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    Nur noch wenigen ist bekannt, dass der Sinngrund einst stark von der Zigarrenproduktion geprägt war. Fabrikationsstätten gab es in Gemünden, Rieneck, Mittelsinn, Obersinn und Burgsinn. Wie aus den Unterlagen der Heimatforscher Rita und Konrad Weigelt hervorgeht, siedelte sich das 1852 in Schwedt an der Oder gegründete Unternehmen Gebrüder Dieterle 1915 in Burgsinn an.

    Spezialisten aus der Schweiz

    1916 begann mit in der Schweiz angeworbenen Spezialisten und 40 Frauen die Herstellung sogenannter Schweizer Stumpen. Dabei handelt es sich um Zigarren, die an beiden Enden stumpf abgeschnitten wurden. Schon bald erhöhte sich die Zahl der Mitarbeiterinnen auf 110. Auch der Sinngrund litt damals unter der weltweiten Wirtschaftskrise, viele Männer waren deshalb arbeitslos und so leisteten die Frauen mit ihrem Verdienst aus der Zigarrenfabrik einen großen Beitrag, um den Lebensunterhalt der Familien zu sichern.

    Die Arbeit war nicht einfach, Fingerfertigkeit war bei den Wickel- und Zigarrenmacherinnen gefragt. Die Meister überwachten ständig und genau den Verbrauch an kostbaren Tabak- und Deckblättern. Auch das Gewicht der teilweise in Akkordarbeit gefertigten Zigarren war genau vorgeschrieben. Der Tabak wurde aus Nord- und Südamerika, aber auch aus Java und Sumatra nach Burgsinn geliefert.

    1933 baute Gebr. Dieterle, die Firma war damals schon im Besitz des renommierten Bremer Unternehmens Vogelsang, das Werk Burgsinn aus. Es entstand ein großes Gebäude mit Büroräumen, Trockenhalle, Packräumen und Lagerhallen für die Zigarren.

    Die Zahl der Beschäftigten stieg weiter. Zusammen mit der mittlerweile in Gössenheim entstandenen Filiale wurden pro Woche 400 000 Stumpen hergestellt, wozu bis zu 48 Zentner Rohtabak verarbeitet wurden.

    Aufgrund der immer größeren Nachfrage entstanden weitere Zweigwerke in der Umgebung und auch der Betrieb in Burgsinn wurde nochmals vergrößert. Die Filialen lieferten ihre Halbfabrikate nach Burgsinn, wo sie fertiggestellt, verpackt und versandt wurden. Bis zu 500 Menschen beschäftigte Dieterle in Burgsinn und seinen Zweigwerken, wobei wöchentlich bis zu einer Million Stumpen produziert wurden.

    Stumpen weniger gefragt

    Bis kurz vor Ende des Zweiten Weltkrieges herrschte Vollbeschäftigung, doch 1945 wurde die Produktion eingestellt. Nach dem Krieg begann das Unternehmen zwar wieder mit der Zigarrenproduktion in Burgsinn, doch die Zeiten hatten sich geändert. Die Männer rauchten mehr und mehr Zigaretten, die in Burgsinn gefertigten Stumpen waren immer weniger gefragt. Zudem wurde auch die Zigarrenproduktion auf moderne Maschinen umgestellt.

    Nachdem nach und nach alle Filialen geschlossen worden waren, war auch für die Beschäftigen in Burgsinn im Dezember 1968 der letzte Arbeitstag in der Zigarrenfabrik Gebr. Dieterle gekommen. Heute befindet sich auf dem Grundstück in der Rienecker Straße ein Diska-Lebensmittelmarkt.

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