Die Nachfrage nach Selbstverteidigungskursen (SV) für Frauen erlebt derzeit einen Boom. Dafür gibt es einige Gründe. Unerwünschte Annäherungen oder Angriffe auf Frauen, insbesondere vor dem Hintergrund der Ereignisse in der Kölner Silvesternacht. Und auch in den sozialen Medien sind Meldungen über Angriffe auf Frauen immer wieder Thema.
Auch in Marktheidenfeld ist seit den Silvesterereignissen eine Zunahme an Anmeldungen zu verzeichnen, wie die beiden SV-Trainer Alois Martha und Markus Steinmetz über ihre aktuellen SV-Kurse berichten.
Die beiden Trainer bieten derzeit über die Vhs jeweils montags und mittwochs zwei Kurse mit verschiedenen Ausrichtungen an. Der Montagskurs ist als Anfängerkurs angelegt, der Mittwochskurs als Ergänzung, Übung und Vertiefung der Verteidigungstechniken.
Derzeit nehmen 23 Frauen an den Kursen teil. Noch im Vorjahr waren es selten mehr als sieben Teilnehmerinnen pro Kurs. Dabei handelt es sich um Mädchen und Frauen im Alter von 15 bis 55 Jahren. Einige nehmen bereits zum wiederholten Mal an den Kursen teil, und einige mussten auch schon unerwünschte Belästigungen und Übergriffe überstehen.
Martha und Steinmetz zeigen nicht nur Angriffs- und Verteidigungstechniken. Es geht vor allem darum, die Frauen und Mädchen auf Situationen vorzubereiten, in denen sie sich verteidigen müssen. Dazu brauchen sie keine besonderen Fertigkeiten zu beherrschen oder sich zu Kampfsportlerinnen ausbilden zu lassen, erklären die Trainer. Es geht vielmehr darum, sich bestmöglich verteidigen zu können. Außerdem wollen die beiden Trainer auch die Öffentlichkeit für derartige Situationen sensibilisieren.
In den Kursen lernen die Teilnehmerinnen, wie sie Angreifer in wenigen Sekunden außer Gefecht setzen können und so vom Opfer zum Gegner werden. Besonders wichtig sind hierbei realistische Übungssituationen, in denen die Mädchen und Frauen lernen, wie man die Angreifer zu Boden bringt oder selbst aus der Bodenlage Angriffe überstehen kann.
Denn in vielen SV-Kursen komme das Thema Fallen zu kurz, meinen die Trainer. Wenn Angegriffene stürzten, ohne diese Situation zuvor geübt zu haben, könnten sie sich alleine durch den Sturz außer Gefecht setzen, sich verletzen und würden somit wehrlos sein, erklären Martha und Steinmetz. Daher führen sie verstärkt Fall-Übungen durch.
Zu den Übungen gehören außerdem Reaktions- und Gleichgewichtsübungen, Verteidigungstechniken mit Hilfsmitteln (Schlüssel, Schirm, Taschen etc.) sowie Schutztechniken gegen Messer-Angriffe und Fitness-Übungen. Wichtig sei es auch, dass Angegriffene den Mut entwickeln, sich zu wehren. Das gelingt zum Beispiel durch verbale Verteidigungsstrategien.
Oft genügt die richtige Wortwahl und ein bestimmender Ton oder ein Schrei, um Angreifer in die Schranken zu weisen, erläutern die Trainer. Bei einem Angriff, bei dem es allerdings um Leben und Tod geht, müssen Opfer gezielt handeln: „Es gibt Körperbereiche bei jedem männlichen Angreifer, da möchte keiner getroffen werden“, betonen Martha und Steinmetz. Sie raten daher allen Frauen ab 15 Jahren einen SV-Kurs zu machen. Denn auch, wenn es keinen hundertprozentigen Schutz gibt, sei es wichtig, gewappnet zu sein.
Martha und Steinmetz sind ausgebildete und diplomierte Selbstverteidigungslehrer im Deutschen Judo-Bund. Alois Martha hat den 3. Dan im Judo, Markus Steinmetz den 3. Dan in Karate. Bereits seit über zehn Jahren halten sie SV-Kurse an Schulen, Ämtern und der Vhs ab. Alle zwei Jahre beweisen sie ihr Können bei einer Prüfung des Deutschen Judo-Bundes in Köln. Interessierte können im TVM mittwochs um 19 Uhr einsteigen; ein komplett neuer Vhs-Kurs beginnt im September.
Informationen und Anmeldung bei Alois Martha, Tel. (0170) 321 59 62, E-Mail: alois-martha@web.de, oder beim TVM: Tel. (0 93 91) 91 50 66.