In insgesamt 13 Handlungsfelder gliedert sich das Seniorenpolitische Gesamtkonzept. Die fortgeschriebene Version ist 194 Seiten lang, dazu wurde eine Kurzfassung für Kommunen mit 62 Seiten erstellt. Die aktualisierte Pflegebedarfsplanung füllt 94 Seiten.
Fortschreibung und Aktualisierung wurden im April 2019 begonnen. Weil der neue Kreistag einbezogen werden sollte, wurde nach statistischen Erhebungen und einem Expertenworkshop die Kommunalwahl 2020 abgewartet. Danach kam Corona und einiges musste ausfallen, so konnte nur eines von zwei geplanten Begleitgremien im Herbst 2020 stattfinden. Das Wesentliche stellten Doris Rudolf (Arbeitsgruppe für Sozialplanung und Altersforschung) sowie Christian Rindsfüßler (Institut für Sozialplanung, Jugend- und Altenhilfe, Gesundheitsforschung und Statistik) im Ausschuss für Gesundheit und Teilhabe vor.
Demographisch wird in Main-Spessart der Anteil der 85-Jährigen bis 2023 stark ansteigen und einen wesentlichen Teil der Bevölkerung ausmachen. Im Handlungsfeld Barrierefreiheit ist laut Doris Ruf im öffentlichen Bereich schon einiges gemacht worden, wichtig sei aber auch der halböffentliche Bereich wie Gaststätten. Bei der medizinischen Versorgung lautet das Ziel vor allem, die Praxen zu erhalten und dass sich Hausärzte zu Themen der Altersmedizin fortbilden.
Mehr seniorengerechten Wohnraum im Landkreis schaffen
Fürs Wohnen zuhause sieht das Konzept die Schaffung von seniorengerechten Wohnraum vor, auch in Form kleinerer Wohnungen. Bei Hilfen im Haushalt übertrifft die Nachfrage das Angebot. Noch einiges zu tun gibt es bei der Mobilität für eine eigenständige Versorgung; wer nicht mehr Auto fahren kann hat hier oft ein Problem.
Außerdem hob Doris Rudolf den Bereich gesellschaftliche Teilhabe mit Begegnung und Kommunikation hervor. Viele alte Menschen sind ziemlich einsam, hier könnten Besuchsdienste und Begleitangebot helfen. Bei der Nutzung digitaler Medien gibt es deutliche Unterschiede innerhalb der älteren Generationen. Gut sei auch auch bürgerschaftliches Engagement insbesondere für "junge Senioren", es dürfe aber zu keiner Überforderung kommen.
Rund die Hälfte der pflegebedürftigen Angehörigen werden im familiären Umfeld versorgt, der Angehörigen müssen dabei unterstützt werden.
Bedarf an Dauerpflege steigt deutlich an
Weitere Handlungsfelder sind Altersarmut sowie Hospize und palliative Versorgung. Hier übernahm bei der Vorstellung Christian Rindsfüßler, die starke Zunahme der Gruppe der über 85-Jährigen werde mehr Palliativversorgung und Sterbebegleitung nötig machen. Zum Ausbau der Pflege präsentierte er statistische Zahlen. Gegenüber 2017 (100 Prozent) werde der Bedarf an Dauerpflege bis 2037 auf 142 Prozent steigen, derzeit liege er schon bei 109 Prozent.
Ein zentrales Thema für die nächsten Jahre werde aber auch der Fachkräftemangel sein. Zwischen Berufstätigen, die in den verdienten Ruhestand gehen, und Berufsanfängern klaffe eine deutliche Lücke bei den Beschäftigten. In diesem Jahre betrage die Differenz etwa 800 Personen, im Jahr 2029 werde sie die 1000er-Marke übersteigen. Die Corona-Pandemie habe das nochmal verschärft.
Bei der stationären Pflege gab es sei 2011 deutliche Änderungen: Die stationären Einrichtungen haben sich für "Leute von außen" geöffnet, praktisch jedes Seniorenheim biete jetzt auch Tagespflege an. Möglichkeiten zur Kurzzeitpflege entlasteten pflegende Angehörige oder ermöglichen ihnen zum Beispiel eine Krankenhausbehandlungen.
Mangel an Pflegekräften wird noch zunehmen
In die Zukunft betrachtet wird es in 20 Jahren weniger pflegende Angehörige geben, weil die geburtenstarken Jahrgänge dann selbst im Rentenalter sind. Gleichzeitig fehlen schon jetzt Pflegekräfte, was durch die Pandemie noch verschärft wurde. Eine Lösungsempfehlung für dieses zentrale Problem enthält die Pflegebedarfsplanung nicht, hier müsse vieles passieren, von besseren Arbeitsbedingungen bis zur Gewinnung ausländischer Fachkräfte.
Der Ausschuss empfiehlt dem Kreistag einstimmig, die Fortschreibung des Seniorenpolitischen Gesamtkonzepts zu beschließen.