Überall, wo sie sich trafen, mussten sie singen – die Mitglieder des Gesangvereins Liederkranz Burgsinn. So auch bei den internen Kappenabenden 1963. Damals kam der Dirigent und Lehrer Emil Zeiler auf die Idee, diese „Gesangsverrückten“ zu einer speziellen Truppe zu formieren – den Rhönkosaken. Am Samstag, 14. Juni, feiern die Rhönis, wie sie sich heute nennen, in der Sinngrundhalle das Jubiläum. Sie werden selbst singen und haben als Gäste die „Scheunendrescher“ aus Erlenbach eingeladen. Diese werden nach dem Programmende für alle zum Tanz aufspielen.
Legendäre Vorbilder
Zeiler stammt aus Bukowina in Rumänien und war schon als Kind von den legendären Donkosaken fasziniert. Als er nach Kriegsende nach Deutschland und später nach Burgsinn kam, spukten ihm diese Sänger im Kopf herum. Sie inspirierten ihn dazu, die Formation aus dem Sängerstamm des Liederkranzes Rhönkosaken zu nennen. Neun Männer zwischen 29 und 35 Jahren waren die Gründungsmitglieder: Werner und Anton Russ, Hellmuth Knöll, Albrecht Kenner, Manfred Russ, Alfred Belz, Luitpold Muthig, Bernhard Siebenlist und Wilhelm Schüllermann.
Emil Zeiler dirigierte nicht nur, er schrieb auch eigene Texte und Melodien wie „Frankenmädel“, das bei keinem Auftritt fehlen durfte. Er begleitete mit dem Akkordeon und studierte mit den Sängern die berühmten Kosakenlieder ein: „Der Name war das Programm“, berichtete Reiner Knöll, dessen Vater bis vor wenigen Jahren aktiv dabei war. Unvergessen dessen Tenor-Soli in „Ich möchte dein Badewasser schlürfen“, „Ich brech' die Herzen der stolzesten Frauen“ und „Einsam wie immer“.
Damals nähten Frieda und Richard Herold die bunten Kosakenkittel, in denen sie Jahrzehnte lang auftraten. Zeiler, der 2010 in Kitzingen starb, liebte seine A-cappella-Formation und legte den musikalischen Grundstein für die heutige Karriere.
Als 1978 die Burgsinner närrischen Bürger wieder regelmäßige Faschingssitzungen abhielten, bestritten die Rhönkosaken den Großteil des Programms. Bis zu viermal am Abend traten sie auf: mal als Doofies, mal als Herren mit Kreissäge oder als schwebende Schwäne. Nach einer Komposition Boccherinis, die mit „Anneliese komm, wir wollen ins Kino gehen“ verballhornt wurde, tanzten sie hinreißend in weißen Tütüs. Die klassischen Ballettschritte hatte ihnen Inken Kleibömer beigebracht. Dabei legte „Haraldine“ sogar einen richtigen Spagat hin.
Damit die örtlichen Lokale nicht zu kurz kamen, zeigten die Rhönkosaken jeden Abend in einem anderen Haus ihre Show: im Stern, beim Wenzel und beim Interwies. Beim allabendlichen Aufbau der Bühne mussten die Sänger kräftig hinlangen, aber niemand streikte.
Harald Hofbauer studierte 1988/89 die Nummern ein, ihm folgte 1992 Klaus Lorenz und seit 1995 ist Bruno Fridrich der Chef der Truppe. Er gibt seitdem per Melodica den Ton an. Seitdem der Faschingsverein Weiß/Blau vor 25 Jahren gegründet wurde, gehören die Rhönkosaken zum festen Bestandteil des Programms. Die neun Sänger gehören alle dem Männergesangverein Liederkranz an und sangen zunächst Ohrwürmer der Comedian Harmonists, der Wise Guys, Basta und Maybebop. Es folgten vier- bis sechsstimmig arrangierte bekannte Lieder mit eigenen Texten.
Sechs Monate Vorbereitung
Fröhlich und frech entwickelten sie sich von reinen Sängern zu Kabarettisten und Comedians. Sie spielen Witze und dramatisieren örtliche witzige Begebenheiten. Gerlinde Janz staffiert die neun Sänger seit Jahren treffsicher aus. Jeder der Männer ist stimmlich ein Solist, passt sich aber sicher ein. Die Rhönkosaken wurden im Laufe der Jahre moderner, und deshalb beschlossen sie 2008 unter dem Namen Rhönis, weiter beim Fasching und bei Festen aufzutreten. Etwa sechs Monate bereiten sie sich auf die Session vor, denn die 20 Minuten dauernden Auftritte beinhalten 20 Sentenzen, die Auftritte sind stets ein Höhepunkt der Prunksitzungen.