Die Bildung, die Konsolidierung der Finanzen und eine genauere Beobachtung des Kommunalunternehmens (KU) hat Halbleib für die zweite Hälfte ganz oben auf die Agenda gesetzt. Als Problem beschreibt Halbleib die schleichende Entmachtung des Kreistags. Immer mehr Aufgaben wurden dem Kommunalunternehmen übertragen. Doch dort wird hinter verschlossenen Türen entschieden. Bürger und ein Großteil der Kommunalpolitiker bleiben außen vor.
Jüngster Akt: Die Einstellung zweier Sozialpädagogen für die Jugendhilfe über die Unternehmenstochter procura, von der die Kreisräte aus eine Stellenanzeige in der Zeitung erfahren haben. Stellvertretender Fraktionschef Peter Stichler drückt es so aus: "Wir haben die Ansicht, der Landrat holt sich bei irgendwelchen informellen Gesprächen Rückendeckung, und macht dann was er will." Und Halbleibs anderer Stellvertreter Rainer Kinzkofer meint überspitzt: "Wir haben uns da selber kastriert."
Der Haushaltspolitik des Landkreises wirft Volkmar Halbleib Kurzatmigkeit vor. Mehr Kostenkontrolle im laufenden Jahr sei nötig, um den schon traditionellen Schreckensmeldungen zu Beginn der nächsten Haushaltsplanung vorzubeugen. Die Schuldenexplosion der letzten Jahre auf rund 40 Millionen Euro sei zwar zum Großteil der rigiden Sparpolitik des Freistaats zu verdanken. Unnötige oder übertriebene Investitionen wie den Bau eines Sitzungssaals und den Ausbau der WÜ 43 bei Ritterhausen könne sich der Landkreis allerdings nicht leisten.
Bleiben Zusammenarbeit mit der Stadt Würzburg und die Bildungs- und Schulpolitik als wichtige Schwerpunkte der kommenden Jahre. Über die Gründung einer Nahverkehrsgesellschaft habe sich im Verhältnis mit der Stadt wenig bewegt. Kontakte seien ausschließlich Chefsache. In der Bildungspolitik sieht Halbleib Handlungsbedarf. Die Sicherstellung und Koordinierung des Angebots der Kinderbetreuung müsse entgegen der neuen gesetzlichen Regelung Aufgabe des Kreises sein.
Enttäuscht ist Peter Stichler über die Finanzierungsregeln, die es von der Leistungsfähigkeit der Gemeinden abhängig macht, ob Zuschüsse für die Betreuung in Kinderhorten gezahlt werden oder nicht. "Außen steht Familienpolitik drauf und drin ist nur Betriebswirtschaft." Gerade die kleinen, ländlichen Orte geraten dadurch in einen unfairen Wettbewerb mit großen und meist besser betuchten Städten und Gemeinden.