Im Rahmen einer Sondertour zu den in München anstehenden "European Championships 2022" und der Veranstaltungsreihe "Bayern-Tour Schule und Verein" hatten die Sportfachverbände des Bayerischen Landessportverbands (BLSV) Vertreter von Schulen und Vereinen zu einem Informationsabend in die Aula des Karlstadter Johann-Schöner-Gymnasiums eingeladen. Themen waren die Aktionen "Sport nach 1" und "Sport im Ganztag". Bei einer Podiumsdiskussion mit dem BSJ-Vorsitzenden Michael Weiß und dem Präsidenten des Bayerischen Leichtathletikverbandes, Gerhard Neubauer nahmen die Fachleute zur Thematik Stellung. Für die erkrankte Staatssekretärin Anna Stolz sprach die Ministerialbeauftragte Monika Zeyer-Müller.
Unisono beschworen die Vertreter der Sportverbände und der Kommunalpolitik die Notwendigkeit einer Vernetzung von Sport und Schule. Angesichts zunehmender Bewegungsarmut von Kindern, die schon in der Grundschule beginnt, habe der Sportunterricht eine grundsätzliche Bedeutung für die Volksgesundheit, aber auch für die gesellschaftliche Integration. Die Ministerialbeauftragte Zeyer-Müller wies in aller Deutlichkeit darauf hin, dass Kinder von Natur aus auf Bewegung ausgelegt seien und man diese "Bewegungsbiografie" zielgerecht und planvoll bis ins Alter aufrechterhalten müsse. Dazu bedürfe es aber sowohl in der Schule als auch in den Vereinen ausgebildeter pädagogischer Fachkräfte.

Was brauchen Vereine, um ihrer Aufgabe gerecht zu werden?
Bis auf die aktuellen Zahlen waren die Problematik und mögliche Lösungsansätze allerdings den Vertretern von Sportvereinen und Schulen durchaus schon bewusst, was fehlte waren dann letztendlich konkrete Maßnahmen, insbesondere zur Behebung des fehlenden qualifizierenden Fachpersonals. Gerade für die kleinen Kommunen mit einzügigen Grundschulen und einem einzigen Sportverein mit wenig differenziertem Sportangebot erschienen die Leuchtturm-Beispiele mit Gymnasien in größeren Kommunen wenig hilfreich und motivierend.
Wenn die Landrätin Sabine Sitter auf hohe Investitionen des Kreises für die Schulsportanlagen sowie die bestehenden 73 Kooperationen hinweist und JSG-Schulleiter Gerald Mackenrodt zu Recht stolz ist auf die sportlichen Leistungen in vielen Bereichen, ist das tatsächlich eine "Win-Win-Situation" für Schulen und Vereine, aber es fehlte an diesem Abend doch der Blick auf die Gegebenheiten außerhalb dieser Zentren.
Michael Weiß, der Vorsitzende der Bayerischen Sportjugend, warf die Frage auf, was Vereine brauchen, um ihrer Aufgabe gerecht zu werden. Durch die Coronazeit sei teilweise der Sport fast auf Null heruntergefahren worden und es bestehe jetzt ein enormer Nachholbedarf, um die jungen Leute "dahin zu bekommen, wo viele vor Corona schon nicht waren!" In der Tat habe sich die Zahl der Zugänge zu den Vereinen seit der Öffnung wieder stark erhöht, aber es fehle an der Finanzierung und an rechtlicher Sicherheit. Besonderes Augenmerk sei aber auf die Kooperationen zwischen Grundschulen und Sportvereinen zu lenken, so Weiß. Dort gebe es die größte Chance, auf eine gute Entwicklung.
Einig waren sich die Diskussionsteilnehmer, dass auch das ab 2026 verpflichtende Angebot einer Ganztagsbetreuung an bayerischen Schulen eine große Herausforderung, aber auch eine Chance sein werde. Es gelte daher Lehrkräfte, Vereinstrainer und ehrenamtliche Helfer zu vernetzen und auch den Übungsleitern die Möglichkeit zu bieten, sich "in den Sportunterricht hineinqualifizieren zu lassen". Peter Kapustin, der Moderator des Abends, fasste die künftige Herausforderung mit drei Begriffen zusammen: "Die bayerischen Schulen brauchen jetzt Laptop - Lederhosen - und Laufschuhe".

Als Rahmenprogramm boten die jungen Damen von der Tanzgruppe "Beatvibez" des Jugendzentrums Lohr eindrucksvolle Tanzvorführungen und Günther Felbinger zeigte auf dem Sportgelände des Gymnasiums mit seiner Leichtathletikgruppe die Schritte bei der Heranführung an die richtige Hochsprungtechnik auf.