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ARNSTEIN/KARLSTADT: Sprit für 1000 Kilometer gespart

ARNSTEIN/KARLSTADT

Sprit für 1000 Kilometer gespart

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    Mit dem Rad zur Arbeit: Eva Wegmann fuhr vier Wochen lang täglich von Arnstein nach Karlstadt und wieder zurück. Hier passiert sie gerade Schönarts.
    Mit dem Rad zur Arbeit: Eva Wegmann fuhr vier Wochen lang täglich von Arnstein nach Karlstadt und wieder zurück. Hier passiert sie gerade Schönarts. Foto: Foto: Karlheinz Haase

    Von der Familie, aber vor allem von Freunden musste ich mir zig Vorhaltungen gegen mein Vorhaben anhören, einen Monat lang täglich von Arnstein nach Karlstadt zur Main-Post zum Praktikum zu radeln. Hin und zurück sind das rund 45 Kilometer. Ich könne nicht bei jedem Wetter fahren. Ich sei doch nicht ganz bei Trost. Denn eigentlich hätte mir jeden Tag ein Auto zur Verfügung gestanden.

    Für mich wogen meine Argumente aber viel schwerer als alle, die dagegen sprachen: Ich habe jeden Tag etwas Bewegung und tue somit auch etwas für meine Gesundheit, bin in der Natur, spare mir zumindest auf Radwegen den Baustellen- und Verkehrsstress und auch sicher eine Menge Geld für Sprit, schone nebenbei noch die Umwelt und habe keinen Stress mit der Parkplatzsuche. Außerdem hat sich mein Herz für das Fahrrad entschieden – und das entzieht sich bekanntlich ohnehin jeder Vernunft oder Argumentation.

    Den Saupurzel erklimmen

    So hieß es, jeden Tag zweimal den Saupurzel zu erklimmen – einmal auf dem Hinweg, einmal auf dem Rückweg – in dem Monat also 40 Mal. Aber alles, was man bergauf fährt, kann man hinterher wieder runterbrettern, das war stets mein Motto. Rund eine Stunde brauchte ich hin, 45 Minuten zurück, je nachdem, wie ausgeschlafen und motiviert ich war. Das Radeln machte aber eindeutig richtig Spaß.

    Als mich die Kollegen der Lokalredaktion der Main-Post am ersten Tag meines Praktikums sahen und bemerkten, dass ich mit dem Fahrrad aus Arnstein gekommen war und auch weiterhin kommen würde, fiel ihnen die Kinnlade herunter.

    Bei schlechtem Wetter fragten sie mich jedes Mal, ob ich mit dem Fahrrad gekommen sei. Dem war auch immer so, denn meiner Meinung nach gibt es kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Zur Not hatte ich aber auch einen Regenmantel dabei – nur leider immer an den falschen Tagen.

    Für verrückt erklärt

    Schon ab der ersten Woche erklärten mich alle meine Freunde nach und nach für verrückt, wobei so etwas meinen Ehrgeiz natürlich nur noch mehr anstachelte. Ich mag es nicht zu hören: „Das könnte ich niemals“, bevor man es nicht selbst versucht hat. Ein Grund mehr, mein Vorhaben konsequent durchzuziehen. Die Zeit für meine Touren war perfekt – Mitte August bis Mitte September. Schon morgens war es überwiegend angenehm kühl bis warm. Somit brauchte ich mir in Sachen Kleidung nie ernsthaft Gedanken zu machen.

    Keine spezielle Fahrradkleidung

    Spezielle Fahrradkleidung hatte ich keine, im Großen und Ganzen aber ausgesprochen Glück mit dem Wetter. Es war meist sonnig, teilweise jedoch auch mal mäßiger bis heftiger Regen. Im Prinzip war es mir egal, ob ich in kurzer Zeit durchnässt war oder nicht, solange sich das auf dem Heimweg abspielte. Wie ich zu Hause ankomme, sollte eh niemanden interessieren. Am Ende nahm ich mir dann immer einen leichten Regenmantel mit, der locker in den Rucksack passte.

    Immer wieder begegnete ich anderen Radfahrern, die stets nett grüßten. Einige traf ich fast täglich an denselben Stellen. Und dann gab es noch die Hundebesitzer, die ihre Vierbeiner morgens Gassi führen. Es waren immer dieselben.

    Zwar ist die Strecke zur Redaktion vollkommen in Ordnung, und die meisten Autofahrer waren rücksichtsvoll, jedoch gab es immer wieder die Begegnungen mit jenen, die nur einen Bruchteil des gängigen 1,5-Meter-Sicherheitsabstands einhielten und so knapp an mir vorbeifuhren, dass sich mein Herzschlag jedes Mal geschwind verdoppelte.

    Jeden Montagmorgen war ich topmotiviert und freute mich auf die Radtour, bei der ich stets meine Lieblingsmusik im Ohr hatte, die mich nur noch mehr motivierte. Zum Freitag hin merkte ich dann aber teilweise schon, dass der morgendliche Elan etwas abnahm, aber stets groß genug war, um wieder das Fahrrad zu nehmen. Jedoch muss ich gestehen, dass ich in den vier Wochen eine gewisse Hassliebe gegenüber dem Saupurzel entwickelte.

    Aufs Bett gefreut

    An manchen Abenden freute ich mich jedoch auf mein Bett, denn es gab auch Tage, an denen ich abends noch einen Termin in beispielsweise Binsbach hatte. Also kamen zu der eigentlichen Strecke von circa 45 Kilometern noch einmal 14 Kilometer hinzu.

    Dieses Vorhaben war für mich nicht unbedingt etwas total Neues. Ich fahre gerne Rad und durchaus auch längere Strecken. Neu war jetzt nur, dass ich Tag für Tag gefahren bin. Mehr als 1000 Kilometer hätte ich normalerweise in diesem Monat nicht mit dem Fahrrad zurückgelegt.

    Mein Fazit ist, dass Fahrradfahren mich unheimlich ausgleicht und fit macht. Ich kann mir gut vorstellen, dass ich das regelmäßige, längere Radfahren ein wenig vermissen werde. Unbedingt anschaffen werde ich mir jedoch eine Klingel und ein Schutzblech – wenigstens für das Hinterrad. Das regelmäßige „Achtung, entschuldigen Sie!“, hätte ich mir mit einer Klingel sparen können. Ebenso die komplett verdreckte Kleidung, wenn der Weg einmal wegen Regens matschig war. Außerdem werde ich meine Playlist auf dem MP3-Player ändern, denn allmählich kann ich jedes Lied auswendig und kann es kaum noch hören.

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