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GÖSSENHEIM: Spuren der Vergangenheit

GÖSSENHEIM

Spuren der Vergangenheit

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    Spuren aus dem Trias: Diese Versteinerungen im Buntsandstein sind vor 250 Millionen Jahren entstanden.
    Spuren aus dem Trias: Diese Versteinerungen im Buntsandstein sind vor 250 Millionen Jahren entstanden. Foto: Fotos (2) Ferdinand Heilgenthal

    Einen spektakulären Fund machte Jürgen Lang, Vorsitzender der Ortsgruppe Gemünden/Sinngrund des Bund Naturschutz. Neben einem Kalkmoor im Ölgrund entdeckte er am Zufahrtsweg einen Findling aus Buntsandstein mit versteinerten Fußabdrücken eines Archosaurus, den Vorläufern der besser bekannten Dinosaurier.

    Die drei etwa Handtellergroßen Abdrücke mit den Zehen und einem Seitenzeh sind gut sichtbar und stellen eine kleine Sensation dar, da im Buntsandstein solche 250 Millionen Jahre alten Versteinerungen selten sind. Weil sich Lang bei der Einordnung seiner Entdeckung nicht sicher war, lud er den Experten Joachim Lorenz aus Karlstein zur Besichtigung ein. Der durch Forschungen in seinem Spezialgebiet Spessart bekannte Geologe hat in Zusammenarbeit mit fünf Professoren im vergangenen Jahr das 900-seitige Werk „Spessartsteine“ herausgegeben.

    Vor 250 Millionen Jahren

    Lorenz zeigte sich begeistert, vor allem von der Größe der Fährte auf dem etwa 120 mal 60 Zentimeter großen Stein: „So etwas haben die nicht einmal im Aschaffenburger Museum.“ Man müsse sich die Welt vor 250 Millionen Jahren, im Erdzeitalter Trias, anders vorstellen als heute. Amerika, Afrika und Europa waren nicht getrennt und die Gegend um Gössenheim lag etwa im Bereich des heutigen Mauretanien im Nordwesten Afrikas.

    Das sei damals schon der Trockengürtel der Erde gewesen, allerdings nicht ganz vergleichbar mit Sahara. „Es gab keine Sanddünen, außerdem regnete es gelegentlich so heftig, dass sich kurzfristig Flüsse von den höher gelegenen Landschaften in die Niederungen ergossen, manchmal 200, 300 Kilometer lang. Diese führten sich überlagernde Sandmassen und feine Sedimente mit.“ Darauf habe der Gössenheimer Archosaurus seine Visitenkarte hinterlassen. Da die Spuren erhaben sind, müsse man sich die Entstehung der Abdrücke auf dem umgedrehten Stein vorstellen, „durchgepaust“ von einer feinen in eine gröbere Sandschicht.

    Das Tier selbst dürfte etwa drei Zentner schwer gewesen sein und hätte auf dem Urkontinent „Pangäa“ theoretisch trockenen Fußes von Europa nach Australien gehen können. Es bewegte sich auf allen Vieren und hatte unterschiedlich lange Vorder- und Hinterbeine, was zu den markanten Fährtenmustern führt. Über die Namensgebung, beziehungsweise die genaue Zuordnung von Spuren zu den jeweiligen Arten, sind sich die Wissenschaftler nicht ganz einig.

    So trage die Fährten mitunter andere Bezeichnungen wie die dazugehörigen Tiere, was daran liege, dass man in den meisten Fällen zuerst die Fußabdrücke gefunden hat und ganz selten, räumlich entfernt, an anderen Orten versteinerte Knochen. Es sei schwierig beides zueinander zu bringen. Ein vollständig erhaltenes Skelett, das dem Abdruck des „Ur-Gössen- oder Sachsenheimers“ zuzuordnen wäre, habe man erst vor einigen Jahren im Alpenraum ausgegraben. Lorenz empfahl, den Stein heimatnah zu präsentieren, obwohl ihn mit Sicherheit jedes regionale und überregionale Museum mit Handkuss nehmen würde.

    Wertvoller Fund

    Er bot sich an, einen auf versteinerten Spuren spezialisierten, international anerkannten Universitätsprofessor einzuladen, um noch mehr Details über die Abdrücke und die prähistorischen Zusammenhänge zu erfahren. Bürgermeister Teo Gärtner wurde umgehend informiert und hat den wertvollen Fund mittlerweile sichern lassen. Über die weitere Verwendung ist noch nicht entschieden. Zunächst habe er eine Anfrage an das Landratsamt gestellt, um die amtliche Richtigkeit prüfen zu lassen. Er persönlich tendiere dazu, die Versteinerung einem Museum zu übereignen, damit möglichst viele Menschen Zugang haben.

    Aus welcher Ecke der Gemarkung der seit 2005 einen Trinkwasserschacht schützende Stein genau stammt, wird derzeit geklärt, sagte Gärtner. Wer sich über Versteinerungen, Mineralien, Erze und die Gesteinsvielfalt im Spessart informieren möchte, für den liegt ab sofort das von Jürgen Lang das aus diesem Anlass gestiftete Buch „Spessartsteine“ in der Gemündener Stadtbibliothek bereit.

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