Zum Ende des Schuljahres verlässt der bisherige Leiter der St.-Nikolaus-Schule, Martin Gramlich, das Förderzentrum mit dem Schwerpunkt geistige Entwicklung der Lebenshilfe Marktheidenfeld. Er wird am Mittwoch, 26. Juli, um 10 Uhr bei einer Feier von seinen Schülern und Kollegen verabschiedet. Zusammen mit seinem Nachfolger Marco Gershon gab er in einem Gespräch Auskunft zu seinen Erfahrungen und Plänen.
Natürlich habe die Umstrukturierung der St.-Nikolaus-Schule von zwei Standorten zu einem Schulort in Marktheidenfeld seine vierjährige Zeit als Schulleiter am deutlichsten geprägt, hebt Gramlich hervor. Es sei gelungen, die Schule zukunftsfähig zu machen, auch wenn dies für viele Beteiligte vor allem am früheren Standort in Wombach ein schmerzlicher Prozess gewesen sei.
Heute verfüge die Einrichtung über neun Klassen wie zuvor an beiden Standorten. Geringer gewordene Einschulungszahlen würden durch Schüler kompensiert, die erst später an das Förderzentrum wechselten.
Als Gramlich vor vier Jahren nach Marktheidenfeld kam, habe ihn die familiäre Atmosphäre an der kleinen St.-Nikolaus-Schule sofort begeistert. Alle Mitarbeiter gingen motiviert an ihre Arbeit und eine außergewöhnliche Einsatzbereitschaft ermögliche großartige Aktivitäten wie den Inklusionssport mit anderen Schulen, den Basar der Berufsschulstufe oder die jährliche Benefiz-Gala mit den Lebenshilfe-Patenbetrieben.
Ein echter Pluspunkt sei die enge Einbettung der St.-Nikolaus-Schule in das Leben in Marktheidenfeld, betont der scheidende Schulleiter. Dies gelte nicht nur für die Politik und den unermüdlichen Lebenshilfe-Vorsitzenden Armin Grein, sondern vor allem für die örtliche Wirtschaft über die Patenbetriebe hinaus und für weitere Vereine und Gruppen. Die Lebenshilfe erkenne die Herausforderungen der Zeit, stecke ihre Perspektiven ab und verfolge diese konsequent. Das helfe ihrem Förderzentrum, wie man an den Erweiterungsplänen erkennen könne.
Als Martin Gramlich seine Stelle in Marktheidenfeld antrat, kochte gerade das Thema Inklusion hoch. Der neue Schulleiter riet zur Gelassenheit. Die Förderschulen würden ihren Platz behalten, auch wenn die Einzelinklusion in die Regelschulen ein Ziel bleibe. Man werde eine Vielfalt von individuellen Wegen brauchen, wenn man Menschen mit Behinderung ihren Fähigkeiten entsprechend in die Berufswelt und das gesellschaftliche Leben integrieren wolle.
Dies sieht Gramlichs designierter Nachfolger Marco Gershon ganz genauso. Inklusion dürfe nicht zum dogmatischen Thema verkommen. Die Durchlässigkeit und die Zusammenarbeit zwischen den Schultypen seien mit Pragmatismus zu fördern. Im Übrigen öffneten sich die Förderzentren mit ihrer Arbeit zusehends und leisteten auch damit einen wesentlichen Beitrag zur Inklusion.
Martin Gramlich wird dies alles im Auge haben müssen, wenn er im Herbst in die unterfränkische Schulverwaltung wechselt. Bei der Regierung von Unterfranken wird er sich mit der Entwicklung der Förderschulen befassen. Statistik, Evaluation und Qualitätssicherung sind notwendige Themen. Es wird um den Ausbau von Ganztagsangeboten gehen oder die Organisation von Prüfungen.
Der Förderschulrektor findet es spannend, das Thema Schule auch aus anderer Perspektive kennenzulernen. Eine Frage stelle er sich aber jetzt schon: „Werde ich meine Schüler nicht vermissen? Für mich war die tägliche, persönliche Begegnung schon ein kleiner Sonnenschein.“
Zum neuen Schuljahr übernimmt Marco Gershon das Ruder. Er hat die Schule und seine neuen Kollegen schon vorab bei einigen Besuchen kennengelernt: „Ich bin ganz warmherzig aufgenommen worden.“ Die Lebenshilfe-Führung habe ihn bereits mit den Plänen für den Ausbau der Gebäude am Maradies für die Berufsschulstufe vertraut gemacht. Sein erster Eindruck sei positiv.
In Zukunft will Gershon verstärkt auf Teamarbeit setzen, auf gegenseitige Unterstützung und Offenheit: „Eine kleine Schule muss sich auf Teamplayer verlassen können.“
Der scheidende und der designierte Schulleiter Martin Gramlich wurde 1971 geboren und stammt aus dem badischen Buchen. Er studierte Sonderpädagogik in Berlin und Heidelberg. Er war an Förderzentren in Rheinfelden-Herten und Buchen beschäftigt. Für das Stuttgarter Landesinstitut für Schulentwicklung beschäftigte er sich mit der Evaluation von Sonderschulen. Im Schuljahr 2013/14 übernahm er die Schulleitung der St.-Nikolaus-Schule der Lebenshilfe an den beiden damaligen Schulorten Marktheidenfeld und Lohr. Nun wechselt er zur Abteilung Förderschulen bei der Regierung von Unterfranken. Marco Gershon, der in Waldbüttelbrunn lebt, wurde 1977 in Würzburg geboren. Dort studierte er an der Universität Sonderpädagogik und qualifizierte sich sowohl im Bereich der Arbeit mit Menschen mit geistiger wie körperlicher Behinderung. Er verfügt über Erfahrungen als stellvertretender Schulleiter und Seminarleiter für Studienreferendare am Förderzentrum der Lebenshilfe in Schonungen. Von dort wechselt er zu Beginn des neuen Schuljahres nach Marktheidenfeld und übernimmt die Leitung der St.-Nikolaus-Schule. MAHA