Im Lesesaal der Stadtbücherei stellten Martina Amkreutz-Götz und Werner Kübert das 15. Jahrbuch der Stadt Karlstadt und seinen Ortsteilen vor. Fast zwei Dutzend Autoren haben interessante, skurrile, aber auch nachdenklich stimmende Geschehnisse zusammengetragen.
Da erzählt zum Beispiel Rolf Buhr eine schier unglaubliche Geschichte von den magischen Hühnereiern, die seine Eltern in den 1950er Jahren für sage und schreibe fünf Mark pro Stück verkauften und die tatsächlich reißenden Absatz fanden. Zu der Zeit, als das Sildenafil (bekannt als Viagra) in den bekannten oder berüchtigten blauen Pillen noch nicht bekannt war, glaubte mancher an die „magische Wirkung“ roher, angebrüteter Eier.
Nicht weniger bizarr nehmen sich Vorkommnisse aus, von denen der Stadtarchivar Manfred Schneider berichtet. Bei außergerichtlichen Schlichtungs- und Sühneversuchen durch die Stadt ging es des Öfteren durchaus auch deftig zur Sache, wenn zum Beispiel der Beklagte gedroht hatte, seinem Kontrahenten die Zähne, besonders aber den Goldzahn auszuschlagen.
Aus Karlstadt berichten Manfred Kleinwechter über Bienen und Menschen, Michael Kralik über das „Karschter Eck“, in dem sich Lehrer und Schüler sowie Kinder und Großeltern treffen. Claus Dürr nimmt sich des Brauwesens sowie der Eiskeller in der Stadt an, und Gerhard Kralik hat sich mit der Sängerin Paula de Leeuwe-Bauer beschäftigt. Georg Büttner berichtete über den Feuerwehrkommandanten Philipp Keßler von 1875 und schrieb auch die Chronik des vergangenen Jahres.
Aus Heßlar schreibt Karl Keupp über „geregelte Geschäfte mit Amis“ in der Nachkriegszeit. Herbert Weidner gibt detailliert die Ereignisse 2016 aus dem Stadtteil wieder. Die viel beachtete Eröffnung der Ausstellung „Frühes Christentum in Franken“ in der Karlburger Pfarrkirche ist Thema von Heinz Scheid. Werner Kübert stellt den Pfarrer, Schriftsteller und Naturfreund Johann Pfeufer aus Karlburg vor. Kübert ist auch für die Chronik verantwortlich.
Für Laudenbach schildert Georg Schirmer die wechselvolle Geschichte des dortigen Landjudentums, das sich über Jahrhunderte behaupten konnte. Die Ortschronik stammt von Karl-Heinz Stumpf. In Mühlbach ist Amkreutz-Götz aktiv, sie berichtet über die Projekte der beginnenden Dorferneuerung und verfasst mit Armin Kraft die Chronik. Walter Riedmann sowie Armin Kraft schreiben von einen umstrittenen Wallfahrtsort an der Straße nach Stadelhofen und Georg Schnabel vervollständigt seinen Beitrag aus dem Vorjahr über die Pfarrherren zu Mühlbach.
Adolf Amthor aus Stetten hat einen Beitrag von Josef Atzmüller über die Flurbereinigung 1979 bearbeitet und bebildert, Günter Roth stellte die Ereignisse von 2016 im Werntalort zusammen. Für die Ortschronik von Rohrbach ist Josef Riedmann zuständig, die von Gambach schrieb Edgar Manger nieder und die aus Stadelhofen ist von Monika Kraft.
Björn Kohlhepp begleitete journalistisch die Spurensuche nach Hugo Stern (geboren 1881 in Wiesenfeld) und seinem Sohn Max. Den Weg vom Gemeindehaus zum Rathaus mit vielen Um- und Irrwegen erzählt Hermann Schaub beginnend mit einem Hauskauf von 1856, auch die Dorfchronik stammt von ihm.
Bürgermeister Paul Kruck lobte die „tolle Reise durch die Geschichte Karlstadts“, die einen spannenden Bogen von der Vergangenheit in die Gegenwart schlage. Besonders hob er die fundierte Arbeitsweise der 22 Autoren hervor, die mittlerweile ein „Who is Who“ der Geschichtsschreiber seien. Die musikalische Begleitung des Abends lag bei der bestens aufgestellten Bläsergruppe „Saxofun“ von der städtischen Musikschule unter der Leitung von Günther Sollner. Das Buch ist für 17,80 Euro bei Gerhard Kralik, bei den Autoren und in der Buchhandlung in Karlstadt erhältlich.