Einen Überblick über den aktuellen Stand und die künftigen Planungen der fünf städtischen Kindertagesstätten gaben deren Leiterinnen. Sie informierten am Dienstagabend den Jugend- und Familienausschuss des Marktheidenfelder Stadtrats. Die Kitas in alphabetischer Reihenfolge:
Kindertagesstätte in Altfeld
Die Kindertagesstätte in Altfeld ist die kleinste der fünf städtischen Kindertageseinrichtungen. „Jedoch wachsen wir jedes Jahr ein bisschen mehr“, sagt Leiterin Claudia Eckert. Den Kindergarten besuchen Kinder ab zwei Jahren aus den Stadtteilen Altfeld, Michelrieth und Oberwittbach.
2014 entschloss sich der Stadtrat zum Neubau der Kita, da die Kosten für eine Sanierung zu hoch gewesen wären. Derzeit befindet sich die Einrichtung noch in dem Gebäude der 1873 erbauten ehemaligen Schule. Problematisch sei, dass alle 28 Kinder in einer Gruppe gehen, was sich durch den Neubau ändern soll, berichtet Eckert.
Der neue Kindergarten ist für drei Gruppen ausgelegt, eine davon für Krippenkinder. Die Vorfreude sei unbeschreiblich groß, sagt die Kita-Leiterin. „Das alte Gebäude hat zwar seinen Charme, ist aber für eine Krippe nicht geeignet“, betont auch Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder.
Am Dienstag fiel der Startschuss für den Baubeginn. Wasseranschluss und Baustrom seien gelegt, freut sich Eckert. Die Kosten des Baus belaufen sich laut Schätzungen von 2015 auf rund 2,41 Millionen Euro – ohne die Inneneinrichtung und Ausstattung. Die Planung der neuen Außenanlage erfolgt derzeit durch Landschaftsarchitektin Kerstin Gruber.
Die derzeit zur Verfügung stehenden Räume versucht der Kindergarten möglichst kindgerecht zu nutzen. Nach dem Morgenkreis werden die U3-Kinder und die jüngsten Dreijährigen von den 22 Regelkindern getrennt.
Einer der Kita-Schwerpunkte ist die Bewegung. Dafür nutzt die Kita nicht nur den Hof und den Stadtspielplatz gegenüber, sondern auch einen Bewegungsraum mit Bewegungsbaustelle und Bewegungslandschaft.
Die Kita verfolgt eine ganzheitliches Konzept. Dazu gehören die Entwicklung von Selbstständigkeit, Eigenverantwortung, sozialen Kompetenzen sowie die Sprachförderung und die mathematische Bildung. Einen weiteren Schwerpunkt bilden Bewegung und Motorik.
Kita in der Baumhofstraße
„Lasst die Kinder in Ruhe . . . Erfahrungen sammeln“, lautet das Leitbild der Kita in der Baumhofstraße. Deren Konzept befindet sich im Wandel: „Aufgrund verschiedener personeller und struktureller Veränderungen der letzten Jahre war es nötig, eine neue Konzeption in Angriff zu nehmen“, berichtet Leiter Manuel Kern. Bis 2016 soll das neue Konzept fertiggestellt werden.
Rahmenbedingungen, Eltern-, Team- und Öffentlichkeitsarbeit bleiben im Großen und Ganzen wie bisher. Der Hauptteil, das pädagogische Konzept von Krippe und Regelkindergarten, soll allerdings komplett neu erarbeitet werden, erklärt der Leiter.
Kern: „Die Trennung von Krippe und Regelkindergarten ist nötig, da ausgehend von dem gemeinsamen Bild vom Kind beide Bereiche strukturelle Besonderheiten, altersbedingte Schwerpunkte und spezifische Eigenheiten haben, die die alltägliche pädagogische Arbeit bestimmen.“
Da die Kita räumlich sehr beengt ist, bestehen kaum Ausweich- und Nebenräume. Die enge Raumaufteilung erschwere die alltäglichen Abläufe im Kindergarten, berichtet der Leiter.
Kern: „Dadurch, dass die Krippe in das Gebäude integriert ist, kann man den Anforderungen an diese nur eingeschränkt gerecht werden.“ Derzeit gibt es in der Baumhof-Kita jeweils zwei Krippen- und Regelgruppen sowie eine Kleinkindgruppe (2 bis 3 Jahre). Die Räume befinden sich alle auf einer Etage und es stehen zwei Spielplätze zur Verfügung.
Mit der neuen Konzeption Ende des Jahres soll es insgesamt drei Regelgruppen (3 bis 6 Jahre) und drei Krippengruppen (0 bis 3 Jahre) geben. Die Räume werden auf zwei Stockwerke verteilt, und es wird einen großen Spielplatz für alle Kinder geben.
Das Kind als selbstbestimmte und aktive Persönlichkeit fördern – so lautet der Ansatz der Kita Baumhofstraße. Die pädagogischen Grundlagen beruhen in der Krippe auf Ansätzen von Maria Montessori und Emmi Pikler. In den Regelgruppen besteht ein halboffenes Konzept, das Raum fürs Freispiel lässt.
Kita in der Edith-Stein-Straße
Die jüngste der fünf städtischen Kitas im Neubaugebiet am Dillberg wird im November 21 Jahre alt. Durch die vielen zur Verfügung stehenden Räume hat sich die Kita entschieden, die Freispielzeit offen zu gestalten. Das bedeutet, den Kindern stehen in einem Raum nicht verschiedene Spielecken zur Verfügung, sondern jeder Spielbereich hat einen eigenen Funktionsraum.
Für jeden Raum, in dem den Kindern verschiedene Angebote zur Verfügung stehen, ist eine Erzieherin zuständig. Durch die offene Bauweise und die hohen Decken, besonders im Turnraum, zeigt sich die Einrichtung allerdings als geräuschintensiv, erzählt Leiterin Anja Scheer.
Deshalb wurden bereits einige baulichen Veränderungen unternommen. Schallschutzplatten in der Küche, Vorhänge, Teppiche und Filzgleiter an Holztischen und Stühlen sowie am Spielmaterial wurden angebracht.
Auch der Spielplatz soll verbessert werden. „Durch die starke Sonneneinstrahlung auf dem Gelände ist den Eltern der Sonnenschutz sehr wichtig“, erklärt Scheer. Daher wolle die Kita ein Sonnensegel bzw. eine Abdeckung über dem Sandkasten anbringen. Im Laufe der Jahre wurden außerdem einige Spielgeräte abgebaut und der Kleinkindbereich eröffnet. Um das Außenangebot zu erweitern, soll das Rutschen-Häuschen mit Hanggestaltung erneuert werden.
Eine zusätzliche Herausforderung für die tägliche Arbeit des Kita-Personals stellen die zunehmenden Verhaltensauffälligkeiten der Kinder dar, meint Scheer. „Manche Kinder kommen mit den Regeln und Abläufen im Kindergartenalltag nicht zurecht oder haben Schwierigkeiten, sich in einer Gruppe einzufinden“, erklärt die Leiterin. Daher brauchen diese Kinder Einzelbetreuung.
Ein halboffenes Konzept verfolgt die Kita Edith-Stein-Straße, das den Kindern in ihrer Freispielzeit verschiedene Angebote zur Verfügung stellt: ein Kreativ- und Werkraum ein Rollenspielbereich, ein Bauraum, ein Musikraum. Bei den Krippen- und Kleinkindern wird die Gruppe für bestimmte Zeiten geöffnet, um den Übergang anzubahnen.
Städtische Kita in der Kolpingstraße
Das Hauptaugenmerk der städtischen Kita Kolpingstraße liegt auf der sprachlichen Förderung der Kinder mit Mehrsprachigkeit oder Migrationshintergrund. Seit 2011 arbeitet die Kita mit an dem Projekt „Frühe Chancen“, ein Förderprogramm im U3-Bereich und beim Erwerb der deutschen Sprache.
Alle Vorschulkinder erhalten bis zu 15 Minuten Sprachförderung am Tag. „Bei den Räumlichkeiten müssen wir allerdings sehr flexibel sein“, erzählt die Leiterin. Durch die zusätzliche Sprachfachkraft sei ein gutes pädagogisches Arbeiten möglich, meint Leiterin Birgit Nürnberger. Fördergelder ermöglichen zudem eine sinnvolle Ausstattung mit verschiedenen Sprachmaterialien. Nürnberger: „Allerdings wären mehr Ausweichräume von Vorteil.“
Eine Umgestaltung und Erweiterung des Außenbereichs der Kita wurde notwendig und 2015 umgesetzt. „Die Sanierung der Spielplätze war ein sehr aufreibendes Projekt“ erinnert sich die Leiterin. Für die U3-Kinder steht nun eine eigene Spielfläche auf der Rückseite der Kita zur Verfügung. Aktuell fehlen noch einige wenige Anschaffungen im Außenbereich.
„Um den Kindergarten auch künftig attraktiv zu gestalten, dem Bildungs- und Erziehungsplan gerecht zu werden, wäre eine Erweiterung des Raumkonzeptes von Bedeutung“, sagt Nürnberger. Konkret heißt das: mehr Ausweich- und Projekträume für Kleingruppenarbeit oder Einzelförderung.
Neu angeschafft wurden in der Kindertagesstätte bereits: Schaukel, Wippe, Karussell, Sandkasten und ein Fallschutz auf dem Regelspielplatz. Der U3-Spielplatz wurde um ein neues Kombi-Spielgerät, eine kleine Vogelnestschaukel, ein Weidenhaus, eine Fahrfläche und mehr Wiese erweitert.
Die Kita in der Kolpingstraße arbeitet gruppenübergreifend nach einem teiloffenen Konzept. Die Kinder der Regelgruppen können nach dem Morgenkreis ihre Spiel- und Lernbereiche je nach Interesse und Neigung selbst zu wählen. Das Turnen und die Vorschularbeit finden an festen Tagen statt.
Kita am Lohgraben
Die größte Belegung mit 83 Kindern hat die Kita am Lohgraben. Es stellt sich allerdings die Frage, wie es mit dem Kindergarten weitergeht. „In unserem Haus müssten viele Veränderungen stattfinden“, sagt Leiterin Jessica Klyczka.
Das Raumangebot in der Kita ist beengt. Klycka: „Wir haben kaum Ausweichmöglichkeiten für ordentliche Kleingruppenarbeit.“ Alle Räume in der Kita sind derzeit belegt. Vor Kleingruppenarbeiten muss jedes Mal umgebaut und umgeräumt werden, erzählt die Leiterin.
Dienstbesprechungen finden auf engem Raum statt. Die Fenster sind undicht, wodurch hohe Heizkosten entstehen. Die Kinderbäder und die Personaltoilette sind sanierungsbedürftig. Ein Bad im unteren Stockwerk wurde saniert. Für das zweite Bad würden etwa 10 000 Euro benötigt, zählt Klycka weiter auf.
„Die Veränderungen sind aber nur schwer durchzusetzen, wenn nicht klar ist, wie die Zukunft der Kita aussehen soll“, meint die Leiterin. Auch der Spielplatz braucht neue Geräte. Eine Umgestaltung ist in Planung, wofür sich der Elternbeirat einsetzt. Klycka: „Im Moment befinden sich dort nur wenige Spielmöglichkeiten.“
„Werden wir weiter so bestehen? Was passiert, wenn die St.-Kilian-Schule in ihr neues Gebäude zieht?“, diese Fragen stellte Klycka dem Ausschuss für Jugend und Familie des Stadtrats. An eine Schließung sei wohl kaum zu denken, da die Kita seit einigen Jahren voll belegt sei.
Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder bestätigte: „Auf eine der Kitas werden wir angesichts der aktuellen Zahlen eher nicht verzichten können.“ Der Auszug der St.-Kilian-Schule stehe voraussichtlich erst 2019 bevor, der Ausschuss wolle das Thema aber bereits im Hinblick auf die nächsten Haushaltsberatungen im Herbst in Angriff nehmen.
Die Kita Lohgraben arbeitet nach einem geschlossenen Konzept, bei dem jedes Kind einer festen Gruppe angehört. Die Kita legt aber Wert auf gruppenübergreifende Arbeit. Durch Nachmittagsangebote, Tauschtage, an denen sich die Kinder in den Gruppen besuchen dürfen und der Lernwerkstatt besteht die Möglichkeit im gesamten Haus gemeinsam zu spielen. In der Lernwerkstatt befinden sich anspruchsvollere Materialien für die Kinder ab fünf Jahren, die dort in Kleingruppen (Mathematik, Schrift und lesen, Naturwissenschaften, Technik, Bauen und Konstruieren) „arbeiten“.