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RIENECK: Standpunkt: (Un-)Würdiges Gedenken

RIENECK

Standpunkt: (Un-)Würdiges Gedenken

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    Nicht Einsicht, sondern öffentlicher Druck hat den Rienecker Stadtrat am Montag bewogen, der Gedenktafel für die 1945 im Städtchen ermordeten Kriegsgefangenen zuzustimmen, nachdem er sie voriges Jahr rechtswidrig im Geheimen abgelehnt hatte. Die Stiftung der Tafel wird angenommen, immerhin. Die Verdrehung dessen, worum es eigentlich geht, aber bleibt.

    „Hier wurden fünf russische Männer durch Naziterror ermordet. Wir gedenken der Opfer“ – mit dieser Inschrift soll die Tafel an das Schicksal der willkürlich Ermordeten, deren Identität überdies vernichtet wurde, erinnern und an nichts anderes. Diese ehrenwerte Geste wird in Teilen der Bevölkerung und des Stadtrats missverstanden als ein Anprangern, als eine Beschädigung des Ansehens der jugendlichen Täter, die zur Exekution gezwungen worden waren, als eine Verunglimpfung ihrer Familien, der ganzen Gemeinde.

    Dabei sind bis heute nicht ein einziges Mal die Namen der (mittlerweile sämtlich verstorbenen) Schützen genannt worden. Und am Montag hat im Sitzungssaal niemand nur ansatzweise ein Mitgefühl mit den unbekannten Ermordeten und ihren Angehörigen, die für immer in Ungewissheit leben müssen, ausgedrückt. Mehr noch: Manche bestreiten gar den Nazi-Terror und Mord und suchen offenbar irgendeine Rechtfertigung für das Verbrechen. Dabei war die Hinrichtung in den letzten Kriegstagen selbstverständlich ein Terrorakt zur Einschüchterung der Rienecker Bevölkerung. Am Sonntag, 29. März, um 14.30 Uhr soll die Gedenktafel in einer Gedenkfeier aufgestellt werden; es wird hoffentlich eine würdige Veranstaltung.

    Die Mordtat von 1945, das Schandurteil des Würzburger Schwurgerichts von 1950, die bisher im Ort verweigerte Erinnerung und die Stadtratsdiskussion vom Montag sind Geschichte. Keine, auf die man stolz sein kann.

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