Bis auf die Spitzen der Polizei und der Feuerwehr Karlstadt und einige Politiker waren die Rotkreuzler dabei unter sich. Dennoch war der historische Rathaussaal in Karlstadt gut gefüllt, denn mit Mitgliedern von Vorstand, der Bereitschaften, Wasserwacht-Ortsgruppen und des Jugendrotkreuzes sowie Mitarbeitern von Geschäftsleitung und Rettungswachen waren fast 150 Gäste geladen.
"Wir haben viele eingeladen, die unseren Verband in den Jahren begleitet haben und noch begleiten", sagte Kreisverbands-Vorsitzender und Staatsminister Eberhard Sinner zur Begrüßung. Anfangs hatte ein Trio der Trachtengruppe Heßlar den Hohenfriedberger Reitermarsch angestimmt, im Verlauf der zweieinhalbstündigen Veranstaltung wurden die Musikstücke immer moderner.
Notfallhilfe und damit das Rote Kreuz werden immer nötig sein, betonte Sinner, statistisch gesehen brauche sie jeder Mensch öfter als einmal in seinem Leben. Er hob die Grundsätze Menschlichkeit, Freiwilligkeit, Unabhängigkeit, Unparteilichkeit, Neutralität, Einheit und Universalität der 1863 nach der Schlacht von Solferino von Henry Dunant gegründeten Hilfsorganisation hervor.
Im Kreisverband seien 2200 Erwachsene, Kinder und Jugendliche aktiv und leisteten 130 000 Stunden im Jahr. Dazu gebe es Unfallrettung, Sanitätsdienste und Blutspendetermine. Als Herausforderungen dieses Jahres nannte Eberhard Sinner den Hochwassereinsatz in Dresden und die Explosion im Arnsteiner Bahnhof.
Um die Veranstaltung aufzulockern, bat Moderatorin Tina Wellhöfer neun erfahrene Rotkreuzler zu Interviews auf die Bühne. Ehrenvorsitzenden Alfred Biehle aus Karlstadt fragte sie nach seiner schwersten Aufgabe, er sprach daraufhin von der Gründung der Bereitschaft Zellingen. Außerdem zeigte er die enormen Steigerungen beim Haushalt auf, der sich von 1972 bis 2002 auf 5,14 Millionen Euro mehr als verzehnfachte. Adolf Stadler, langjähriger Geschäftsführer aus Gemünden, ging auf die Entwicklung von "Essen auf Rädern" ab 1978 ein. Damals waren es 50, heute sind es 190 alte Menschen, die sich vom Roten Kreuz zu Hause versorgen lassen.
Leo Ulrich aus Lohr war über Jahre Rettungsassistent und Wachleiter der Rettungswache Lohr. Er berichtete von der Entwicklung der Wache, die heute mit sieben Hauptamtlichen, vier Zivis und einem Praktikanten besetzt ist. Tina Wellhöfer dankte seiner Ehefrau Rita Ulrich stellvertretend für alle Frauen von Rotkreuzlern, die hinter ihren Männern stehen.
"Main-Spessart ist innovativ, meinen Glückwunsch", rief Reinhold Dietsch, BRK-Bezirksgeschäftsführer für Unterfranken, den Rotkreuzlern in seinem Grußwort zu. Die Feier zum 30-jährigen Bestehen mit den Interviews sei die Krönung.
Zur Auflockerung führten fünf Mädchen im Alter zwischen vier und 15 Jahren der Jugendrotkreuzgruppe Karlstadt Erste Hilfe bei einer Schnittwunde vor.
Der stellvertretende Landrat Roland Metz wünschte sich in seinem Grußwort, dass die Zusammenarbeit zwischen Roten Kreuz, Polizei und Feuerwehren in Main-Spessart auch künftig gut funktioniert. Mit Sorge sehe er, dass der Fahrzeugbestand immer weiter altere, der Bund solle nicht an falscher Stelle sparen. Der Landkreis unterstütze das BRK trotz schwieriger Haushaltslage - in den letzten Jahren mit 340 000 Euro.
Bundestagsabgeordneter Wolfgang Zöller sagte, viele hätten zum Roten Kreuz ein Verhältnis wie zu einer Wasserleitung. Erst wenn beides mal nicht funktionierte, werde der Wert deutlich. Karlstadt zweiter Bürgermeister Manfred Goldkuhle hob die Hilfe des Roten Kreuzes bei Großveranstaltungen wie der Karlstadter Seniorenschifffahrt heraus. Im zweiten Interviewblock kamen mit Werner Wawok aus Lohr und Michael Behringer aus Marktheidenfeld die amtierenden Kreisbereitschaftsleiter zu Wort. Wawok erläuterte, etwa 500 der 1040 Mitglieder in 26 Bereitschaften seien aktiv und leisteten vergangenes Jahr 92 000 ehrenamtliche Stunden. Behringer berichtete von bis zu 30 Jahre alten und nicht ausreichend ausgestatteten Einsatzfahrzeugen.
Außerdem holte die Moderatorin Klaus Scheller aus Lengfurt, er berichtete vom Hochwassereinsatz für Dresden, Ferdinand Lobenhofer als langjährigen Ortsgruppenleiter der Wasserwacht Karlburg, der größten Wasserwachtortsgruppe in Main-Spessart, Gerhard Geißler aus Lohr, der von den Anfängen der Organisation nach dem Krieg berichtete, Betriebssanitäter Andreas Gutermuth und Elfriede Mehler zu Interviews auf die Bühne.
Kurz vor Ende der Feier referierte Helmut Aulbach aus Gemünden, Chefarzt der Kreisverbandes Main-Spessart, über die Frühdefibrilallation. Derzeit sterben in Deutschland täglich 300 Menschen am plötzlichen Herztod, die Frühdefibrillation soll diese Zahl verringern. Die Rettungssanitäter Jürgen Raber und Ralf Krotky führten das Gerät an einer speziellen Puppe zusammen mit Beatmung und Herzdruckmassage vor. Zum Abschluss erhielten alle Interviewten einen Bocksbeutel. Besonders freute es Eberhard Sinner, dass der BRK-Kreisverband seinen eigenen Bocksbeutel kreierte und er erstmals keinen Moselwein, sondern einen Eußenheimer First überreichen konnte.