Das zweite Gössenheimer Wahrzeichen, der Steinbruch des Kalkstein-Schotterwerkes, bleibt in den nächsten Jahrzehnten erhalten und wird sogar noch deutlich größer. In der jüngsten Sitzung sprach sich der Gemeinderat ohne Gegenstimme für eine Erweiterung des Betriebes auf dem Karlstadter Berg aus. Rund 250 000 Tonnen Muschelkalk werden pro Jahr abgebaut.
2007 hatte die Kalkstein-Schotterwerk Gössenheim GmbH & Co. KG die Erweiterung des bisherigen Abbaugebietes mit einer Größe von 19,41 Hektar beantragt. Es sollten noch einmal 11,1 Hektar hinzukommen, sodass das gesamte Areal eine Größe von 30,51 Hektar umfasst. Damit könnte noch etwa 30 Jahre lang in Gössenheim Kalkschotter abgebaut werden. „Danach soll das Gelände renaturiert werden“, erläuterte Bürgermeister Theo Gärtner dem Gemeinderat die Planungen.
Zahlreiche Voruntersuchungen kamen zu dem Ergebnis, dass eine Erweiterung des Abbaugeländes für die Natur verträglicher ist, als ein neues Gelände an anderer Stelle. Auch das Verkehrsaufkommen auf der Kreisstraße MSP 10 wird von der stufenweisen Erweiterung nicht beeinflusst, haben die Behörden bestätigt. „Vor diesen Hintergründen ist die vorgesehene Tagebauerweiterung einem Neustandort eines Tagebaus an anderer Stelle aus ökonomischer und ökologischer Sicht vorzuziehen“, lautet die amtliche Stellungnahme im Immissionsgutachten.
Doch bevor der erste Schotter aus Muschelkalk durch eine gezielte Sprengung gewonnen werden kann, sind eine Reihe vorbereitender Maßnahmen nötig. So muss der Wald gerodet, die Wurzelstöcke beseitigt und die nicht besonders starke Schicht Erdmaterial abgefahren werden. Der Schotterabbau wird dann, wie im bestehenden Teil, terrassenförmig erfolgen, wobei die mittleren Wandhöhen betragen zwischen 15 und 25 Meter betragen.
In voraussichtlich 28 bis 30 Jahren ist aller Wahrscheinlichkeit nach das Ende des Kalkschotterabbaus in Gössenheim gekommen. Auch für die Zeit danach liegen Planungen vor, wie Bürgermeister Gärtner den Ratsmitgliedern mitteilte. Nach dem Rückbau der Betriebsanlagen und der Materiallagerflächen kommt es in einigen Bereichen zu Aufforstungen. Bestehen bleiben sollen die Steilwände, die einer Reihe von Vögeln als Brutstätte dienen oder als Lebensraum für seltene und gefährdete Tierarten dienen sollen.
In vorhandenen oder aufzuschüttenden Gesteinsblöcken soll Lebensraum für Schlingnattern, Heuschrecken, Mauer- und Zauneidechsen entstehen. Wie im Naturschutzgebiet Homburg wird ein Trockenrasen oder Halbtrockenrasen entstehen.