(hn) „Nur noch Privatier sein“, wollte Gemündens „dienstältester“ Ehrenbürger Dr. Heinz Rosenbauer. Das hatte er sich vor fünf Jahren vorgenommen. „Das ist mir nicht ganz gelungen“, gesteht das langjährige politische Aushängeschild der Dreiflüssestadt. Dr. Rosenbauer feiert am heutigen Montag 70. Geburtstag. Er ist nach wie vor arbeitsam und hat den Blick immer noch „nach vorne gerichtet“. Aktuell schreibt er an einem Buch.
„Wir sind verrückt“, so lautet der (Arbeits-)Titel des Buches, das fast fertig ist. „Jetzt suche ich nur noch einen Verleger.“ Es handelt „von den Verrücktheiten, die sich so im Leben abspielen“ und auch von den Zukunftsaussichten. „National haben wir keine Chance, wenn wir nicht Europäer werden“, diese These vertritt Heinz Rosenbauer vehement. Er war schon in jungen Jahren ein großer Befürworter Europas und in der Europa-Union aktiv.
In den vergangenen Jahren, als es seine Gesundheit nach einem Schlaganfall wieder erlaubte, hat Rosenbauer zusammen mit seiner Ehefrau eine Vielzahl europäischer Länder besucht, mit Politikern, Würdenträgern und einfachen Menschen gesprochen – Erlebnisse, die in sein Buch einfließen.
„Verrückt“ hatte auch die politische Laufbahn des Jubilars begonnen. Kaum einer hatte dem jungen Mann, der 1969 in der Gemündener Friedenstraße das Notariat übernahm, eine derartige politische Karriere zugetraut. Bereits im folgenden Jahr schaffte der 32-jährige Dr. Heinz Rosenbauer den Sprung als Abgeordneter über die CSU-Landesliste in den Bayerischen Landtag. Nicht nur im Bereich Gemünden, im späteren Landkreis Main-Spessart, sondern auch in München machte der Wahl-Unterfranke schnell auf sich aufmerksam. Nicht durch „große Sprüche“, vielmehr war es die Art, wie Rosenbauer die neuen Herausforderungen annahm und mit einer im rheinischen Humor verankerten Lockerheit und mit Sachverstand löste.
Der gebürtige Rheinländer gewann schnell an politischem Gewicht. Das Parlament wählte ihn nach der Landtagswahl für eine Legislaturperiode zu seinem ersten Vizepräsidenten. 1978 kandidierte er in Würzburg erfolglos gegen Oberbürgermeister Klaus Zeitler. Spätestens im Umgang von Franz-Josef Strauß und Heinz Rosenbauer wurde die Mär, dass sich Bayern und „Sau-Preiß'n“ nicht vertragen, Lügen gestraft. Der Ur-Bayer und der Rheinländer konnten gut miteinander, und so berief der CSU-Vorsitzende und Bayerische Ministerpräsident 1978 Rosenbauer als Staatssekretär ins Arbeits- und Sozialministerium.
Da Strauß seine Entscheidungen stets im Stillen zu treffen vermochte, wurde der 40-Jährige von seiner Berufung überrascht. Erst kurz vor der Vereidigung erfuhr er von der Aufnahme ins Kabinett. „Auf die Schnelle musste ich mir einen neuen schwarzen Anzug besorgen“, erinnert sich Dr. Heinz Rosenbauer.
Obwohl Sozialpolitik nicht die Wunschaufgabe für den gelernten Juristen war, gewann Heinz Rosenbauer durch seine Arbeit weiter an Ansehen und wurde vier Jahre später unter dem stellvertretenden Ministerpräsidenten Karl Hillermeier Staatssekretär im Innenministerium. „Das war meine schönste Zeit“, hat das „Geburtstagskind“ viele schöne Erinnerungen an diese Tätigkeit.
Die Wahlheimat Gemünden verknüpfte Erwartungen mit dieser Ernennung. So hoffte man, dass die Polizeistation Gemünden nun zur Inspektion erhoben werde, so wie in den anderen drei ehemaligen Kreisstädten im Landkreis. „Das ist mir leider nicht gelungen“, bedauerte Dr. Rosenbauer später einmal. Gelungen ist ihm dafür die Förderung einer Vielzahl von Projekten in der Region, die ohne seine Fürsprache in München nicht zu realisieren gewesen wären. Insbesondere für Stadt- und Dorferneuerungen setzte er sich ein.
In großer Dankbarkeit verlieh die Stadt Gemünden am 22. Dezember 1986 Dr. Heinz Rosenbauer die Ehrenbürgerwürde. Zusammen mit Friedemann Macher ist er derzeit der einzige lebende Ehrenbürger der Dreiflüssestadt. Im Rhythmus der olympischen Spiele wechselte Heinz Rosenbauer 1988 erneut die „Arbeitsstelle“ und zog vom Innen- ins Justizministerium um.
Nach elf Jahren als Notar in Gemünden, wo er sich während seiner politischen Arbeit vertreten lassen musste, gab Dr. Rosenbauer 1980 das Notariat offiziell ab. Mit dem Umzug der Familie nach München übernahm er ein neues Notariat in der Landeshauptstadt. Dazu blieb er noch bis 1994 Landtagsabgeordneter. Gesundheitliche und private Probleme zwangen ihn zum Rückzug aus dem politischen Geschehen.
Nach einem Schlaganfall hat der einstige Vollblutpolitiker, der stets die Verbindung zur Bevölkerung und der Parteibasis gepflegt hat, sein Leben umgestellt. „Ich mach' das, was ich noch machen kann und was mir gefällt“, sagte er wenige Tage vor seinem runden Geburtstag am Telefon. Den 70. Geburtstag feiert Dr. Heinz Rosenbauer zunächst im Kreise seiner Familie. Für den Abend sind ein paar Freunde und Weggefährten zu einem Empfang in den Münchener Justizpalast eingeladen.